Selbst am Tag danach ist die Szene kaum zu fassen: Beim GP von Japan entgeht Pierre Gasly mit seinem AlphaTauri hauchdünn einem Crash mit einem Traktor. Dieser wurde zur Bergung des zuvor verunfallten Ferrari von Carlos Sainz auf die nasse Strecke geschickt. «Ich kam zwei Meter rechts vorbei, was ich für nicht akzeptabel halte. Wenn ich ihn getroffen hätte, wäre ich jetzt tot», schildert Gasly gegenüber «motorsport.com» die Situation.
Der Franzose muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er bei roter Flagge (Rennen abgebrochen) viel zu schnell unterwegs war. «Ich bin 200 km/h gefahren. Aber ob 200 oder 100 km/h ist bei einer Kollision mit einem 12-Tonnen-Kran nicht die Sache.»
Die FIA sieht den Fall anders, verpasst Gasly 20 Strafsekunden und zwei Strafpunkte. «Nachdem Gasly die Unfallstelle passierte, erreichte er unter roten Flaggen an mehreren Stellen Geschwindigkeiten über 200 km/h und an einem Punkt sogar 251 km/h», steht im Urteil. «Der Fahrer sieht ein, dass Streckenposten oder Hindernisse auf der Strecke hätten sein können und gab zu, dass er zu schnell unterwegs war.» Als strafmildernd berücksichtigen die Rennkommissare den Schock, den Gasly durch den Beinahe-Crash mit dem Traktor erlitten hat.
Piloten-Kollegen sauer
Unter den Fahrer-Kollegen dominiert derweil der Ärger über die Rennleitung. «Ich weiss immer noch nicht, warum wir bei diesen Bedingungen immer wieder riskieren, einen Traktor auf der Strecke zu haben, denn das ist einfach sinnlos. Wenn man sowieso die rote Flagge zeigt, warum sollte man es riskieren?«, sagt Carlos Sainz. Und McLaren-Pilot Lando Norris schreibt auf Twitter: «Was zum Teufel. Wie konnte das passieren? Wir haben vor Jahren ein Leben in dieser Situation verloren. Wir riskieren unser Leben, besonders unter solchen Bedingungen. Wir wollen Rennen fahren. Aber das ist inakzeptabel.»
Nicht nur bei Norris werden die schrecklichen Erinnerungen an Jules Bianchi wach. Der Franzose krachte 2014 ebenfalls bei nasser Strecke in Suzuka in ein Bergungsfahrzeug. Er erlag neun Monate später seinen Verletzungen. Ein Schicksal, das Landsmann Gasly zum Glück nicht teilen muss: «Ich bin einfach extrem dankbar, dass ich noch stehe und heute Abend noch meine Familie und meine Lieben anrufen kann und nichts passiert ist.» (cmü)