Brasilien ist entzückt. Endlich, nach acht Jahren, hat die einst grosse Formel-1-Nation mit drei Weltmeistern (Fittipaldi, Piquet, Senna) wieder einen Piloten am Start: Gabriel Bortoleto (20).
Es hat lange gebraucht, bis man sich in Hinwil endlich zur Jugend bekannt hat. Der erste Plan, einen jungen Mitbewohner für das Seniorenheim Hülkenberg (37) und Bottas (35) zu finden, platzte immer mehr.
Wie die Blick-Story. Ein erfolgreicher Teamchef sagte mir (Blick-Legende Roger Benoit) am Sonntag beim GP do Brasil: «Sorry, da haben mich die Verantwortlichen bei Audi-Sauber falsch informiert! Sie wussten es offenbar selbst nicht!»
Bottas pokerte ohne Asse
Der finnische WM-Letzte 2024 pokerte in Hinwil mit seinem Management so hoch, dass ihm am Ende auch noch die schlechten Karten aus der Hand fielen. Und der Chinese Guanyu Zhou (25) an seiner Seite zahlte praktisch jedes Jahr das über 5-Millionen-Dollar-Salär von Bottas.
Das Duo wurde in der dritten Saison immer mehr zum Ärgernis, wie das miserable Auto. 33 Rennen ohne WM-Punkte – das erinnert nur noch an die Zeiten von Caterham oder Marussia. Kurz: peinlich.
Der vierte Brasilianer in Hinwil
Mit dem aktuellen Formel-2-Leader Bortoleto kommt bereits der vierte Brasilianer ins Zürcher Oberland. Nach Felipe Massa (53 GP, 2002, 2004/05, 27 Punkte), Milliardärs-Sohn Pedro Diniz (33 GP, 1999/2000, 3 Punkte) und Felipe Nasr (40 GP, 2015/16), 29 Punkte).
Nasr, der Sauber 2016 mit einem neunten Platz in São Paulo vor der zweiten Nuller-Saison nach 2014 rettete, wurde von der damaligen Führung entlassen, weil er nicht mehr genügend Sponsor-Millionen im Hintergrund hatte.
Sauber-Academy ein Flop
Mit Bortoleto aus der McLaren-Academy (die ihn vorerst für zwei Jahre freigibt) soll es im Jahr vor dem Audi-Einstieg neben Hülkenberg (2024 schon 31 Punkte mit dem Haas) wieder etwas aufwärtsgehen. Wenn der grosse neue Dirigent Mattia Binotto (55) endlich auf der technischen Seite bessere Mitarbeiter findet.
Der C44 war ein Flop. Wie die bisherige Sauber-Academy mit Pourchaire (F2-Meister 2023) oder jetzt mit Maloney (F2-Dritter).
Schumi ist endgültig raus
Mit salbungsvollen Worten hat Sauber am Mittwoch Bottas und Zhou in die unbekannte Wüste geschickt. Ob sie eine Zukunft haben, ist doch eher ungewiss, auch wenn Bottas von einer Rückkehr zu Mercedes als Ersatzfahrer träumt.
Und für viele deutsche Medien war das endgültige Formel-1-Aus für Mick Schumacher (25) am Ende der langen Reise voller Hoffnungen auch kein Schock mehr. Die vielen Rettungsaktionen von Mama Corinna und Managerin Sabine Kehm verliefen im Sand. Nur ein grosser Name genügt nicht.
Mit der Hilfe von Alonso
Bortoleto, von Altmeister Fernando Alonso (43) beraten, kam als Formel-3-Meister 2023 in die Formel 2. Vor den letzten vier Rennen in Katar und Abu Dhabi gewann der Brasilianer zweimal – in Spielberg und Monza.
Alonso: «Der Junge hat ein Weltmeister-Format!» Da Bortoletos Vater Lincoln Oliveira ein millionenschwerer Geschäftsmann (auch im Rennsport) ist, konnte man es sich erlauben, Gabriel schon in frühen Jahren nach Italien zu schicken, um dort in allen Rennserien Fuss zu fassen.
Die neue Generation
Jetzt soll Bortoleto mit dem Formel-2-Titel (4,5 Punkte vor Red-Bull-Junior Hadjar) die Meisterprüfung machen. Und mit dem Gesamtsieg hätte er 2025 sowieso nicht mehr in dieser Kategorie starten können.
Der Grand-Prix-Zirkus schwärmt von der neuen Generation. Williams warf vor Monza den US-Amerikaner Sargeant endlich raus und zog mit dem Argentinier Franco Colapinto (21) das grosse Los. 2025 kommen dann Andrea Kimi Antonelli (18, Mercedes), Oliver Bearman (19, Haas-Ferrari) und Jack Doohan (21, Alpine-Renault).
«Colapinto wird bald folgen»
Der frühere Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone (94) auf seiner Farm im Norden von São Paulo zu Blick: «Brasilien verdient mit seiner Tradition und Begeisterung einen Rennfahrer in der Königsklasse. Schade, dass Colapinto momentan auf der Strecke bleibt. Aber er wird bald irgendwo einen freien Platz bekommen.»
Wie Schumi und Pourchaire gehört auch ein anderer Brasilianer, Felipe Drugovich, als Formel-2-Champion 2022 zu den grossen Verlierern. Er muss weiter als Ersatz bei Aston-Martin-Mercedes auf ein Wunder hoffen.