Ärger um die schnellste Runde
Bottas macht Mercedes sauer

Valtteri Bottas muss Mercedes Ende Saison nach fünf Jahren verlassen. In Zandvoort wird der Finne hinter Max Verstappen und Lewis Hamilton Dritter. Aber nicht ohne Nebengeräusche.
Publiziert: 05.09.2021 um 18:54 Uhr
|
Aktualisiert: 06.09.2021 um 15:41 Uhr
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Valtteri Bottas kriegt kurz vor Schluss neue Reifen.
Foto: Screenshot SRF
Roger Benoit

Nach dem gewonnenen Kampf gegen Hamilton in die erste Kurve war klar: Nur ein Defekt könnte vor 75'000 tobenden Fans die orange Party mit dem Sieg von Verstappen im Red Bull-Honda platzen lassen.

Doch es passierte nichts. Zu überlegen war der neue WM-Leader. Am Ende fuhren nur noch die beiden Mercedes von Hamilton (2.) und Bottas (3.) in der gleichen Runde.

«Versuch ja nicht die schnellste Runde zu fahren!»

Trotzdem gab es beim weiterhin in der WM führenden Team Ärger. Oder war es mehr ein Kasperle-Theater ohne Not?

In der 68. von 72 Runden wurde Bottas an die Boxen gerufen. Mit 34 Sekunden Rückstand und mit 42 Sekunden Vorsprung auf den viertplatzierten Pierre Gasly im Alpha-Tauri-Honda.

Als Bottas reinkam, sagte ihm sein Ingenieur: «Versuch ja nicht die schnellste Runde zu fahren!» Der Finne antwortete zu Recht: «Warum bin ich dann an den Boxen?» Der Ingenieur: «Eine reine Vorsichtsmassnahme!»

Bottas fuhr also locker mit dem neuen roten Gummi (weich) auf die letzten 16 Kilometer – und schnappte Teamkollege Hamilton die schnellste Runde weg!

Doch diesen Extra-Punkt, der in der verdammt engen WM eine wichtige Rolle spielen kann, hatte Mercedes bei Hamilton auf dem Konto. Und natürlich auch der Brite.

Hamilton auf den letzten Drücker

So geschah es, dass in der 70. Runde auch Sir Lewis an den Boxen auftauchte, um sich ebenfalls neue Reifen zu holen. Er hatte rund sechs Sekunden Rückstand auf Verstappen und glaubte nicht mehr an ein Wunder.

Hamilton gelang dann das Kunststück, Bottas auf dem Zielstrich wieder die schnellste Rennrunde abzujagen. «Die letzte Runde war für mich der klare Höhepunkt des Rennens, in dem wir für Max einfach nicht schnell genug waren», lachte der Brite.

Und Bottas, auf das ungewöhnliche Aufmucken angesprochen, lachte ebenfalls: «Das war keine Absicht. Das war reiner Zufall!» Jetzt lachen wir.

Russell zu Mercedes, Bottas zu Alfa-Sauber

Nun, am Montag oder am Dienstag soll Mercedes endlich George Russell (23) als neuen Mercedes-Werkspiloten bekanntgeben. Nach fünf Jahren und neun Siegen hat Bottas offenbar seine Schuldigkeit getan. Als treuer Diener, der jetzt mal öffentlich rebellierte – weil ihn Mercedes ohne Gummi-Not an die Boxen holte. Und damit den schwarzen Teppich aufrollte.

Ob am Montag oder am Dienstag dann auch Alfa-Sauber den neuen finnischen Star in Hinwil vorstellt? So ist zumindest der Plan. Beim Schweizer Team bekommt dann Bottas sicher keine solchen Boxen-Befehle mehr!

Die Formel-1-Teams 2022

(noch zwei offene Plätze)

  • Mercedes: Hamilton – Russell
  • Red Bull-Honda: Verstappen – Pérez
  • Ferrari: Leclerc – Sainz
  • McLaren-Mercedes: Norris – Ricciardo
  • Alpine: Alonso – Ocon
  • Alpha Tauri-Honda: Gasly – Tsunoda
  • Aston Martin-Mercedes: Vettel – Stroll
  • Williams-Mercedes: Latifi – De Vries/Albon?
  • Alfa-Sauber: Bottas – Giovinazzi?
  • Haas-Ferrari: Mazepin – Schumacher

(noch zwei offene Plätze)

  • Mercedes: Hamilton – Russell
  • Red Bull-Honda: Verstappen – Pérez
  • Ferrari: Leclerc – Sainz
  • McLaren-Mercedes: Norris – Ricciardo
  • Alpine: Alonso – Ocon
  • Alpha Tauri-Honda: Gasly – Tsunoda
  • Aston Martin-Mercedes: Vettel – Stroll
  • Williams-Mercedes: Latifi – De Vries/Albon?
  • Alfa-Sauber: Bottas – Giovinazzi?
  • Haas-Ferrari: Mazepin – Schumacher

Das tut den Ferrari-Fans richtig weh

Der 13. WM-Lauf hat es so deutlich wie selten gezeigt. Ausser Red Bull-Honda und Mercedes fahren alle in einer anderen Liga. Wenn alle Rivalen mindestens einmal überrundet sind, dann hat die Formel 1 ein echtes Problem. Ferrari (5. Leclerc, 7. Sainz) ist weiter meilenweit vom ersten Sieg seit Singapur 2019 (Vettel) entfernt. Das tut den roten Fans richtig weh.

Ob die neue Auto-Generation 2022 mit den auch breiteren Reifen alle GP-Probleme löst und das Feld tatsächlich zusammenschliesst – es darf wenigstens gehofft und geträumt werden.

Reifenschaden bremste Italiener – Giovinazzi ausgedient?

Der grosse Verlierer vom Dünen-Festival ist bekannt: Alfa-Sauber! Räikkönen wurde positiv auf Corona getestet – und Antonio Giovinazzi (27) machte aus seinem siebten Startplatz als 14. einen Nuller.

Kimi, der noch am Samstag in die Schweiz zurückfliegen durfte, hat aus der Ferne kein Glück gebracht. Giovinazzi touchierte kurz nach dem Start mit Alonso im Alpine, fiel sofort auf den 10. Platz.

Dort träumten er und sein Team wieder mal von WM-Punkten. Doch das Glück hat sich leider endgültig von Alfa-Sauber verabschiedet. Sechs Runden nach seinem normalen Boxenhalt (27. Runde) musste er nochmals die Boxen ansteuern: Giovinazzi erlitt einen Reifenschaden ­und so fiel er in die Anonymität der Rangliste zurück, blieb nur vor dem sich tapfer schlagenden Teamkollegen Kubica, dem Williams-Duo Latifi und Russell sowie Schlusslicht Schumi.

Auch wenn der leidgeprüfte Teamchef Fred Vasseur immer wieder die Kampfkraft von Giovinazzi lobte, so gehen auch im GP-Sport alle Wege einmal zu Ende. Mit 19 Punkten aus 53 Rennen gehört der Italiener nicht zu den Überfliegern.

Aber wer das Glück nicht auf seiner Seite hat, muss auf einen Abschied vorbereitet sein. Zu viele Junge drängen auch im Zürcher Oberland (sogar mit einer Mitgift) auf einen der exklusiven GP-Sitze: De Vries, Ilott, Albon (der aber lieber zu Williams möchte), Shwartzman.

Die Fans warten gespannt auf die Antworten aus Hinwil. Ob Kimi am nächsten Freitag wieder im C42 sitzt, entscheiden bis dann mindestens zwei PCR-Tests. (Roger Benoit)

Der grosse Verlierer vom Dünen-Festival ist bekannt: Alfa-Sauber! Räikkönen wurde positiv auf Corona getestet – und Antonio Giovinazzi (27) machte aus seinem siebten Startplatz als 14. einen Nuller.

Kimi, der noch am Samstag in die Schweiz zurückfliegen durfte, hat aus der Ferne kein Glück gebracht. Giovinazzi touchierte kurz nach dem Start mit Alonso im Alpine, fiel sofort auf den 10. Platz.

Dort träumten er und sein Team wieder mal von WM-Punkten. Doch das Glück hat sich leider endgültig von Alfa-Sauber verabschiedet. Sechs Runden nach seinem normalen Boxenhalt (27. Runde) musste er nochmals die Boxen ansteuern: Giovinazzi erlitt einen Reifenschaden ­und so fiel er in die Anonymität der Rangliste zurück, blieb nur vor dem sich tapfer schlagenden Teamkollegen Kubica, dem Williams-Duo Latifi und Russell sowie Schlusslicht Schumi.

Auch wenn der leidgeprüfte Teamchef Fred Vasseur immer wieder die Kampfkraft von Giovinazzi lobte, so gehen auch im GP-Sport alle Wege einmal zu Ende. Mit 19 Punkten aus 53 Rennen gehört der Italiener nicht zu den Überfliegern.

Aber wer das Glück nicht auf seiner Seite hat, muss auf einen Abschied vorbereitet sein. Zu viele Junge drängen auch im Zürcher Oberland (sogar mit einer Mitgift) auf einen der exklusiven GP-Sitze: De Vries, Ilott, Albon (der aber lieber zu Williams möchte), Shwartzman.

Die Fans warten gespannt auf die Antworten aus Hinwil. Ob Kimi am nächsten Freitag wieder im C42 sitzt, entscheiden bis dann mindestens zwei PCR-Tests. (Roger Benoit)

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