Rein sportlich betrachtet können die Gegensätze zwischen der Gebrüdern Josi nicht grösser sein. Auf dem Eis agieren zwar beide als Verteidiger. Aber während Roman (33) als Captain der Nashville Predators um den Stanley Cup spielt, hat Yannick (34) zuletzt das Trikot der Eistiger Zürich in der Plausch-Liga getragen.
Es hat jedoch Zeiten gegeben, in denen Yannick die verlässlichere Defensivkraft war als der jetzige NHL-Superstar. «Ende der 90er-Jahre absolvierten wir mit dem SCB ein Schüler-Turnier im deutschen Rosenheim», erinnert sich Roman. «Yannick und ich haben ein Verteidiger-Duo gebildet und haben kein Gegentor kassiert, bis ich im Final beim Rückwärtslaufen in Scheibenbesitz umgefallen bin!» Yannick beschreibt das aus der Josi-Perspektive unschöne Ende dieser Szene: «Nach Romans Umfaller hat sich ein gegnerischer Stürmer die Scheibe geschnappt, er hat unserem Goalie keine Abwehrchance gelassen.»
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«Eistraining im Sommer wie eine Bestrafung»
Roman hat bekanntlich die richtigen Schlüsse aus diesem kapitalen Bock gezogen – viermal wurde er seither ins NHL-All-Star-Team gewählt, 2020 hat der Giel aus dem Berner Vorort Ostermundigen die James Norris Memorial Trophy für den besten NHL-Verteidiger erhalten.
Seinem älteren Bruder wurde einst von den Trainern ebenfalls grosses Potenzial attestiert. «Aber für eine Karriere als Eishockey-Profi hat mir der Biss gefehlt», gesteht Yannick. «In der entscheidenden Entwicklungsphase zwischen 15 und 18 Jahren hatte ich plötzlich andere Interessen. Während für Roman jederzeit das Eishockey im Zentrum stand, kam es für mich eher einer Bestrafung gleich, wenn ich in der Sommerzeit auf dem Eis trainieren sollte.»
Trashtalk in der Unterliga
Deshalb hat Yannick letztlich nie den Sprung über die dritte Schweizer Liga hinaus geschafft. Vor allem in seiner Zeit beim HC Bern Altstadt musste er sich bei Auswärtsspielen wegen seines erfolgreichen Bruders einiges gefallen lassen: «Bei einem Match im Emmental waren ungefähr 30 Zuschauer auf der Tribüne, die bei jeder Aktion von mir ziemlich primitives Zeugs gebrüllt haben. Und gewisse Gegenspieler wollten mich provozieren, in dem sie mich als völlig untalentierten Bruder vom grossen Josi bezeichnet haben. Darüber habe ich mich aber ziemlich amüsiert. Vor allem dann, wenn mich dieselben Trashtalker nach dem Spiel gefragt haben, ob ich ihnen ein signiertes Trikot von Roman organisieren könnte.»
Trotz solchen Erniedrigungen hat er den Glauben an sich selbst nie verloren. «Yannick träumt immer in grossen Dimensionen, was ich richtig cool finde, zumal er für seine beruflichen Träume brutal hart arbeitet», lobt Roman.
Roman drückt in Yannicks Folterkammer eine Tonne
Yannick hat kürzlich in der Berner Weltpost ein ganz besonderes Fitness-Zentrum eröffnet. In Josis «Folterkammer» wird das Aurum-Workout praktiziert, welches so konzipiert ist, dass die Klienten sämtliche Vorteile von Kraft- und Intervalltraining in nur sechs Minuten pro Woche erhalten sollen. Der berühmte Bruder hat diese Methode anfangs August getestet. Romans Fazit: «Das war richtig heftig. Im Normalfall dauert bei mir eine Trainingseinheit ungefähr eineinhalb Stunden. Aber das Sechs-Minuten-Workout bei meinem Bruder ist derart intensiv, dass ich danach genauso müde war wie nach einer langen Einheit.»
Bei der Auswertung von Romans Schnelltest trifft Yannick schier der Schlag! Warum? «Romans Beine sind wirklich unglaublich stark. Er hat bei diesem Test im Maximalbereich eine Tonne gedrückt. Das ist Wahnsinn!» Es gibt aber etwas, was Yannick an Roman noch mehr imponiert: «Er ist trotz seiner steilen Karriere total am Boden geblieben, Roman ist wirklich einer der liebsten Menschen, die es gibt. Wenn ich ihn brauche, ist er jederzeit für mich da.» Der Ehrgeiz von Yannick ist aber derart ausgeprägt, dass er ohne die finanzielle Unterstützung von seinem Bruder (Jahreslohn: neun Millionen Dollar) als Unternehmer durchstarten will.