Es war keine einfache Saison für Jonas Siegenthaler (27) und die New Jersey Devils. Nachdem man im Vorjahr in den Playoffs in der ersten Runde Erzrivale New York Rangers geschlagen hatte, verpassten die Devils diesmal die K.o.-Phase. Und Siegenthaler war zweimal verletzt.
Erst brach er sich den Fuss, als er einen Schuss blockte. Dann zog er sich eine Hirnerschütterung zu, als ihn der 2,03 Meter grosse Rangers-Bösewicht Matt Rempe gegen den Kopf checkte. Der 21-Jährige wurde gesperrt und beim nächsten Derby gab es gleich beim ersten Bully eine Massenschlägerei. «Man muss Rempe schon respektieren. Er spielt hart und macht seinen Job», sagt Siegenthaler über den Vorfall. «Er ist ein junger Spieler und wird daraus lernen.»
Siegenthaler übernimmt Verantwortung
Vom (zu) frühen Saisonende der Devils profitiert die Nati. So konnten neben Siegenthaler auch Nico Hischier (25) und Goalie Akira Schmid (24) rechtzeitig einrücken und noch an der WM-Vorbereitung teilnehmen. Einzig Timo Meier (27) musste wegen einer Schulter-Operation passen. «Es ist sicher ein kleiner Vorteil, dass wir diesmal schon früh dabei sein konnten», sagt der Verteidiger. «Letztes Jahr kamen wir erst auf das dritte Spiel. Das ist dann schon ein sehr schneller Wechsel und die Adaption ist nicht so einfach.»
Bei seiner vierten WM gehört Siegenthaler, der schon 334 NHL-Spiele auf der Visitenkarte hat, zu den erfahreneren Spielern im Team. Wie tritt er im Team auf? «Ich bin nicht mehr der junge Jonas, der 20 ist. Ich bin 27 und die Spieler, die in etwa in meinem Alter sind, bilden den Kern der Nati. Auch wenn ich kein C oder A auf der Brust habe, versuche ich, vor allem die Verteidiger zu führen und zu unterstützen, ein Vorbild für sie zu sein. Sei es im Training oder im Spiel. Ich möchte auch dazu beitragen, dass sich alle wohlfühlen, dass wir eine coole Gruppe sind und jeder seine Meinung sagen kann. Denn nur, wenn man als Team eine Einheit ist, kann man erfolgreich sein.»
Rechtzeitig wieder fit
Er habe ein gutes Gefühl. «Wir kennen unsere Stärken und setzen alles daran, gute Resultate abzuliefern. Doch wir wollen nicht zu weit nach vorne schauen und im Moment, im Hier und Jetzt, bleiben. Dabei unterstützt uns auch unser Performance-Coach Stefan Schwitter, mit dem wir neben dem athletischen auch im mentalen Bereich arbeiten.»
Nachdem er im letzten Gruppenspiel gegen Finnland leicht angeschlagen pausiert hatte, stand Siegenthaler am Mittwoch nach der dreistündigen Zugfahrt nach Ostrava wieder auf dem Eis und wird im knackigen Duell gegen Deutschland spielen können. Letztes Jahr war er bei der Niederlage gegen den Erzrivalen der einzige Schweizer Torschütze gewesen und vor drei Jahren hatte sein Puckverlust die Wende der Deutschen eingeläutet.
In Thailand gibts Heuschrecken
Apropos knackig. In einem Interview in den USA sagte der Sohn eines Schweizers und einer Thailänderin, dass die ungewöhnlichste Sache, die er gegessen habe, Heuschrecken gewesen seien. Ist das gut? «Ja, auch wenn es vielleicht komisch klingt, es schmeckt wie eine Packung Chips. Es ist sehr gut gewürzt, frittiert und so richtig knackig. Diese grossen Heuschrecken mögen nicht sehr appetitlich aussehen, doch ich finde sie sehr lecker und esse sie jeweils, wenn ich in Thailand in den Ferien bin, wenn auch nicht täglich.»
Nach der WM macht der einzige NHL-Spieler mit thailändischen Wurzeln ein Camp mit 60 Kindern in der Heimat seiner Mutter. «Ich freue mich mega darauf. Anschliessend kann ich Ferien machen und vom Eishockey abschalten.» Doch zuerst will er mit der Nati den nächsten Sieg einfahren.