Gedraftet mit 29. Das ist Evelina Raselli passiert. Und die Bündnerin wurde erst noch überrascht davon. «Ich wusste zuerst nicht, was das für mich bedeutet», erzählt sie. Die Stürmerin ist nun die erste Schweizerin, die in der Frauen-Profiliga PHF (vormals NWHL) spielt. Bei Boston Pride, dem amtierenden Meister, erlebt sie erstmals ein richtiges Profitum. «Am Morgen aufzustehen und ins Off-Ice-Training gehen zu können, ist schon Luxus.» Am Abend steht das Eistraining mit dem Team an. Samstags und sonntags sind die Spiele angesetzt, zu denen Raselli nun auch mal mit dem Flugzeug reist.
Für die Wohnung kommt der Klub auf. Zudem erhält sie ein Salär, mit dem sich in Boston gut leben lasse. In der Schweiz hat Raselli, die zuvor für Lugano stürmte, einen Bürojob zurückgelassen. «Aber ich habe grosses Glück. Ich durfte unbezahlten Urlaub nehmen und kann die Stelle nach meiner Rückkehr wieder antreten.»
Der Hauptgrund für ihren Wechsel nach Nordamerika: «Hier kann ich mich professionell und auf hohem Niveau auf Olympia vorbereiten.» Raselli ist nur eine von 13 Spielerinnen aus dem aktuellen Nationalkader, die im Ausland engagiert ist. Sieben weitere sind in den USA (Brändli, Maurer, Vallario, Enzler, Moy, Müller) oder Kanada (Quennec) stationiert, fünf in Schweden (Forster, Sigrist, Rhyner, Stänz, Stalder). So viele wie noch nie.
Viermal mehr Spielerinnen im Ausland
Zum Vergleich: Vom WM-Kader 2012 (Bronze-Medaille) waren gerade mal drei Spielerinnen bei einem ausländischen Klub. Torhüterin Florence Schelling spielte ebenfalls in Boston, damals jedoch an der Universität. Die 32-Jährige sagt: «Ich verstehe, dass immer mehr junge Spielerinnen die Option Ausland wählen. Denn man muss ehrlich sein: Noch sind die Bedingungen da professioneller als in der Schweiz.»
Primär die Infrastruktur. Höher ist auch das Niveau der jeweiligen Liga als jenes unserer Women’s League. Ebenso der Stellenwert des Frauen-Eishockeys. Da haben vor allem die USA und Kanada sowie Schweden der Schweiz einige Schritte voraus. Raselli spielte in Boston ein Freundschaftsspiel vor 3000 Zuschauern!
Diaz treibt Entwicklung voran
In unserer Women’s League mit sechs Teams (ZSC, Lugano, Neuenburg, Thun, Thurgau, Reinach) arbeiten alle Spielerinnen. Eishockey ist ihr Hobby – wofür der Aufwand aber vergleichbar ist wie bei ihren männlichen Pendants in der höchsten Liga, wenn man herausstechen und sich für die Nationalmannschaft aufdrängen will.
In den letzten Jahren hat Swiss Ice Hockey allerdings ins Frauen-Hockey investiert. Daniela Diaz (39), Ex-Nati-Spielerin und -Trainerin, treibt nun als Managerin der Frauen-Nati die Entwicklung voran. «Ich bekenne mich zu unserer Women’s League», so Diaz, «aber sie braucht noch mehr Visibilität und Grossklubs, die sich zu ihren Frauenteams bekennen.» Dass immer mehr junge Spielerinnen ins Ausland gehen, versteht auch sie, «sie wollen Leistungssport betreiben. Und das ist unter den hiesigen Bedingungen noch nicht optimal möglich».
Doch Diaz glaubt, dass man auch in der Schweiz solche Bedingungen schaffen kann. Ein Anfang ist gemacht: 2020 hat Swiss Ice Hockey im OYM in Cham ZG das neue Leistungszentrum zur Förderung des Frauen-Hockeys lanciert, die Swiss Women’s Hockey Academy. «Das gibt jungen Spielerinnen eine Perspektive», so Diaz, die auch stolz ist, dass es so viele Schweizerinnen ins Ausland geschafft haben.
Donnerstag, 16. Dezember: Schweiz – Schweden, 18.00 Uhr
Samstag, 18. Dezember: Schweden – Schweiz, 15.00 Uhr
Sonntag, 19. Dezember: Schweiz – Deutschland, 12.10 Uhr
Donnerstag, 16. Dezember: Schweiz – Schweden, 18.00 Uhr
Samstag, 18. Dezember: Schweden – Schweiz, 15.00 Uhr
Sonntag, 19. Dezember: Schweiz – Deutschland, 12.10 Uhr