Prospect-Camp in der Schweiz
AHL-Goalie Senn will sich für NHL-Einsätze aufdrängen

Obwohl für Gilles Senn (24) noch unklar ist, wann es mit der nächsten AHL-Saison weitergeht, hat er einen entscheidenden Vorteil gegenüber vieler Teamkollegen: Er kann aufs Eis.
Publiziert: 28.07.2020 um 13:20 Uhr
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Diese Woche weilt Goalie Gilles Senn im Prospect-Camp der Schweizer Nati im OYM in Cham.
Foto: keystone-sda.ch
Nicole Vandenbrouck

Gilles Senn hatte einen Lauf. Der Torhüter war ab dem Jahreswechsel der starke Rückhalt des AHL-Teams Binghamton Devils. Von den 15 Spielen mit dem Walliser gewann sein Team deren 13. Senn brachte die Devils auf Playoff-Kurs – dies nach einer im Vorjahr total missratenen Saison, in der sie kaum vom letzten Tabellenplatz weggekommen waren.

«In diese Saison sind wir auch nicht gut gestartet», blickt Senn zurück. Er persönlich musste sich zuerst neu zurechtfinden. «Das erste Vorbereitungsspiel ging völlig in die Hose. Obwohl ich mich in den Camps und Trainings wohlfühlte, war ich überfordert.» Die Startphase war geprägt von Hochs und Tiefs, für Senn war es «ab und zu ein Murks». Dann warfen Niederlagenserien das Team in alte Verhaltensmuster zurück. «Wir ­neuen Spieler wollten diese Abwärtsspirale stoppen und suchten das Gespräch mit den Coaches und unseren Mitspielern», erzählt der 24-Jährige.

Zwei Einsätze in der NHL

Die offenen Worte fruchteten. Auch Senn fand seine Form. Und stiess kurz vor Weihnachten die Türe zur NHL auf: Für zwei Einsätze holten die New Jersey Devils mit Landsmann Nico Hischier (21) den Schweizer Goalie. Als er zurückkam, ging es plötzlich auch in der AHL aufwärts. «Es war wichtig für mich, dass wir mehr und mehr Spiele gewonnen haben.» Der Torhüter lernte aus seinen Fehlern und stand oft mit wichtigen Paraden in Schlussphasen am Anfang einer Wende. «Wir haben viele Rückstände gedreht.»

Binghamton rollte die Tabelle von hinten auf. Die Freude auf die möglichen Playoffs war riesig – und wurde abrupt zunichtegemacht: Abbruch wegen Corona. Von einem Tag auf den andern von hundert auf null.

Eine Woche blieb Senn zu Hause in Binghamton, konnte nur im Kraftraum etwas trainieren. «Zunächst war es schwierig ab­zuschätzen, wie sich alles entwickelt.» Dann gings Schlag auf Schlag, und Senn erfuhr, dass er am nächsten Tag in die Schweiz zurückfliegen muss.

Durchbeissen!

Seit Mitte März ist der Nati-Keeper in seiner Heimat. Ein Vorteil. Im Gegensatz zu den meisten seiner amerikanischen Teamkollegen kann Senn optimal trainieren – und aufs Eis! Im April begann der Ex-HCD-Goalie mit seinem Konditionsprogramm, seither kann er auch regelmässig in Davos aufs Eis und arbeitet mit Goalietrainer Marcel Kull. «Eine perfekte Lösung.» Und diese Woche befindet er sich im Prospect-Camp der Schweizer Nati.

Alle zwei Wochen erstattet Senn seinen Devils-Coaches Bericht, gerne sogar, weil ihm bewusst wird, in welch vorteilhafter Situation er sich befindet. Er lässt sich von der Ungewissheit in dieser Corona-Krise nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl er vor seinem zweiten und letzten Vertragsjahr steht. Erst im November sind erste Camps anberaumt.

«Mein Ziel ist, mich für noch mehr NHL-Spiele aufzudrängen.» Doch auch in der AHL möchte er sich durchbeissen, auch um in Nordamerika bleiben zu können. In Binghamton ist der Walliser angekommen. «Das Vertrauen und den Respekt meiner Mitspieler habe ich mir erkämpft», so Senn, der teamintern zum «Rookie of the Year» gewählt worden ist.

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