Während der grosse FC Basel im Fussball von Tiefpunkt zu Tiefpunkt schlittert, ist der kleine EHC Basel derzeit der Gegenentwurf in der Stadt und die positive Überraschung in der Swiss League. Im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg grüssen die Basler aktuell von Tabellenrang 3. «Es ist zwar noch früh, aber es läuft derzeit wirklich gut. Die Mischung in der Mannschaft stimmt», meldet Kevin Schläpfer (53).
Dieser ist nicht nur das neue prominente, sondern auch das lokale Gesicht des EHC Basel. Als 18-Jähriger zog der Baselbieter in die Hockey-Schweiz aus, spielte in Lugano, Zug, Olten, Lausanne, Langnau, Chur, Biel und Langenthal. Nach seiner Aktivkarriere war Schläpfer dann als Trainer und/oder Sportchef in Biel, Kloten und Langenthal tätig. 2016 wäre er eigentlich Nati-Trainer geworden, sagte aber unter Tränen ab, weil er Biel, wo er noch heute als «Hockeygott» verehrt wird, nicht im Stich lassen wollte.
Nach 35-jähriger Tour de Suisse zurück
Und nun ist die Kultfigur nach einer 35-jährigen Tour de Suisse also zurück bei seinem Stammklub. «Diese Zahl macht mir ein wenig Angst», sagt er mit einem Lächeln. Denn sie zeigt ihm, wie rasant die Zeit vorangeschritten ist. Was jedoch nichts an seinem Enthusiasmus ändert, denn sein neuer Job ist für ihn ein Herzensprojekt: «Ich hatte immer den Wunsch, irgendwann nach Basel zurückzukehren. Die Verbindung ist in all den Jahren nie abgebrochen. Jetzt hat auch das Timing gepasst – ich war frei und Basel wollte mich.»
Kevin Schläpfer wäre nicht Kevin Schläpfer, wenn er mit dem EHC Basel nicht Grosses vorhätte. Bis in drei Jahren soll Basel an der Spitze der Swiss League angekommen sein, bis in fünf, sechs Jahren dann ein Aufstieg zum Thema werden. Doch man will dieses Ziel nicht grossspurig, sondern demütig angehen. Im Wissen, dass es enorm schwierig wird. «Bevor wir nicht in einem Playoff-Final gestanden sind, müssen wir das Wort ‘Aufstieg’ nicht wirklich in den Mund nehmen», sagt er etwa. Und weist auch darauf hin, dass die Schere zwischen der National League und der Swiss League zuletzt nochmals weiter auseinander gegangen sei.
2014 musste Konkurs angemeldet werden
Zudem wollen sie in Basel eine gewisse Vorsicht walten lassen und nichts überstürzen, weil sie gebrannte Kinder sind. Nach dem letzten Abstieg aus der NLA 2008 (0:4 in der Ligaqualifikation gegen Biel mit Sportchef Kevin Schläpfer) erfolgte der freie Fall, 2014 musste der Konkurs angemeldet werden. Nach Jahren in den Niederungen der 1. Liga und der MySports League gelang 2022 schliesslich wieder die Rückkehr in die zweitoberste Liga.
Doch gerade der Name Kevin Schläpfer schürt Hoffnung, dass es irgendwann mit der Rückkehr ins Hockey-Oberhaus klappen könnte. Denn Aufstiege in dieses sind seine Kernkompetenz. Als Spieler schaffte er es mit Olten, Langnau und Chur, als Sportchef wie bereits erwähnt mit Biel.
Keine Profiteure des FCB-Tiefs
Es reizt Schläpfer zudem zu beweisen, dass es in Basel neben dem grossen FCB auch noch Platz hat für einen Hockey-Verein auf Topniveau. Genauso wie in Zürich, Bern, Genf, Lausanne und Lugano. Dass der derzeit positiv überraschende EHC vom aktuellen Tiefflug des FCB profitieren könnte, glaubt der Vater von Biel-Stürmer Elvis Schläpfer (22) nicht: «Ich bin auch gegen ein solches Konkurrenz-Denken, sondern vielmehr für ein Miteinander.» Für den Sport ganz allgemein in Basel sei es das Beste, wenn auch der FCB gut sei. Doch bis es wieder soweit ist, muss sich Schläpfer womöglich gedulden. Vielleicht sogar länger als bis zum Aufstieg des EHC.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | EHC Basel | 33 | 53 | 77 | |
2 | HC La Chaux-de-Fonds | 33 | 50 | 70 | |
3 | HC Thurgau | 33 | 31 | 66 | |
4 | EHC Visp | 33 | 9 | 55 | |
5 | HC Sierre | 34 | 19 | 54 | |
6 | EHC Olten | 33 | -17 | 42 | |
7 | GCK Lions | 33 | -21 | 40 | |
8 | EHC Winterthur | 33 | -22 | 39 | |
9 | EHC Chur | 33 | -38 | 38 | |
10 | Bellinzona Snakes | 34 | -64 | 17 |