Es geht rund zu und her an diesem Montag beim Schoren in Langenthal. Zahlreiche Automobilisten suchen noch einen Parkplatz, vor dem Stadion wird reichlich Bier gezapft und am Eingang muss man sich in die Schlange stellen. Eine Frau mit gelbblauem Schal um den Hals zückt ihre Saisonkarte, schaut sie wehmütig an und sagt: «Vielleicht ist es zum letzten Mal.»
Der SC Langenthal verabschiedet sich nach dieser Saison aus der Swiss League, steigt freiwillig in die tiefere MyHockey-League ab. Weil im in die Jahre gekommenen Schoren die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die zweitoberste Liga genauso fehlen, wie in der Stadt die Perspektiven für einen Stadionneubau. Geplatzt ist diese Bombe im Dezember. «Zunächst war das für viele ein Schock, es gab von Fanseite Unmut und Unverständnis», sagt Präsident Gian Kämpf. «Mittlerweile hat sich das gelegt, weil die Leute selbst gesehen haben, dass wir in der Stadionfrage einfach nicht weitergekommen sind.»
Feste feiern, solange sie noch fallen
Drinnen im Schoren, dem in die Jahre gekommenen Bau von 1961, wird der Puck eingeworfen. Mit 1:2 liegt Langenthal in der Derby-Viertelfinalserie gegen Olten zurück. Und ob die Spieler wollen oder nicht: Sie wissen, dass es bei einer Niederlage im vierten Match das letzte Heimspiel für diesen Verein auf Profiebene gewesen sein könnte. Eine Epoche zu Ende geht. «Ganz ausblenden kann man so etwas nicht», sollte Trainer und Sportchef Kevin Schläpfer nach der Partie sagen.
Auf den Rängen ist von diesem besonderen Umstand wenig zu spüren. Die Stimmung ist herausragend. 3231 Fans sind gekommen. Die SCL-Fans geben alles, feuern ihr Team lautstark an. Und hören damit auch nicht auf, als ihr Team mit 0:3 in Rückstand gerät. Man soll die Feste feiern, wenn sie fallen. Oder im Fall von Langenthal, solange sie noch fallen. «Vielleicht ist es das letzte Mal überhaupt, dass über 3000 Menschen im Schoren sind», sagt einer auf der Tribüne mit inzwischen traurigem Blick ins weite Rund.
Der Präsi-Wunsch, dass alle gehen
Doch unten auf dem Eis gibt der SC Langenthal nicht auf, kämpft sich auf 2:3 heran. Den Ausgleich verhindert der Pfosten. Es ist eine beeindruckende Reaktion einer geschlagen scheinenden Mannschaft, die ihr Herz nochmals in die Hand nimmt. Einer Mannschaft, die nach dem letzten Saisonspiel total zersplittert wird. «Ich würde mir wünschen, dass nächste Saison keiner mehr hier ist. Denn dann würde dies bedeuten, dass sie Profispieler bleiben können», sagt Präsident Kämpf.
Selbst wenn der eine oder andere mangels Alternativen dennoch bleiben sollte, muss der SC Langenthal eine völlig neue Mannschaft aufbauen. «Es wird sicher ein, zwei Jahre dauern, bis wir in der MyHockey League ankommen», meint er. Andere glauben, dass der Verein die Situation komplett unterschätzt und Langenthal nach der freiwilligen Relegation in einem Jahr auch gleich noch ein sportlicher Abstieg droht.
Alles Bemühen an diesem Abend hilft nichts. Der SC Langenthal verliert letztlich gegen das abgebrühtere Olten mit 2:5. Mitunter, weil die beiden jungen Leihspieler Cédric Aeschbach (20, SCL Tigers) und Noah Fuss (21, Bern) je ein Gegentor auf ihre Kappe nehmen müssen. Aber das ist eben auch Langenthal. Hier erhalten junge Spieler die Chance, sich in Schlüsselmomenten zu zeigen, aus Fehlern zu lernen, besser zu werden. Es ist nicht nur ein Traditionsverein, der mit der nächsten Niederlage in dieser Viertelfinal-Serie aus der Swiss League verschwindet. Die Folgen werden für das Schweizer Eishockey weitreichender sein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | EHC Basel | 28 | 41 | 62 | |
2 | HC La Chaux-de-Fonds | 28 | 41 | 61 | |
3 | HC Thurgau | 29 | 29 | 59 | |
4 | EHC Visp | 29 | 8 | 50 | |
5 | HC Sierre | 29 | 20 | 48 | |
6 | EHC Olten | 29 | -17 | 36 | |
7 | EHC Chur | 29 | -27 | 36 | |
8 | GCK Lions | 29 | -21 | 34 | |
9 | EHC Winterthur | 29 | -23 | 32 | |
10 | Bellinzona Snakes | 29 | -51 | 14 |