Wildwest-Serie immer wilder
Tor-Ärger, Telefon-Zoff und Lausanner Schimpfis

Die Westschweizer machen nicht mehr nur spielerisch von sich reden. Nebenschauplätze entlarven den Frust, der beim LHC in diesem Viertelfinal herrscht.
Publiziert: 27.03.2024 um 16:06 Uhr
|
Aktualisiert: 27.03.2024 um 20:37 Uhr
1/8
LHC-Trainer Geoff Ward nervte sich über die Schiris, die den Davoser Wechselfehler vor dem Entscheidungstreffer übersehen hatten.
Foto: keystone-sda.ch
RMS_Portrait_AUTOR_413.JPG
Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Vor dem fünften Duell kann sich LHC-Sportchef John Fust (52) einen deutlichen verbalen Seitenhieb in Richtung Schiri-Chef Andreas Fischer nicht verkneifen. «Aus unserer Sicht kann man nicht zwei Spieldauer-Strafen für einen Kampf aussprechen. Weil der Schiri-Chef meinen Anruf nicht beantwortet hat, musste ich einen Rekurs machen.» Mit dieser Suche nach einer Antwort begründet Fust die Einsprache im Fall von Tim Bozon und will damit den Verdacht vom Tisch wischen, er habe einfach die Sperre abwenden wollen.

Was sagt Fischer selbst zu diesem Vorwurf? Im Gegensatz zu Fust erreicht ihn Blick. «Ich sage nur so viel dazu: Unser Schiedsrichterwesen kontaktierte ihn vor Ablauf der Frist und erklärte ihm die verlangte Regel-Interpretation. Trotzdem entschied er sich, eine Einsprache zu machen.» Fust hätte dafür bis Montagmittag Zeit gehabt – und nicht wie von ihm gedacht bis Sonntagmittag.

«Der Schiedsrichter-Chef hat meinen Anruf nicht beantwortet»
0:57
John Fust über Bozon-Sperre:«Der Schiri-Chef hat meinen Anruf nicht beantwortet»

Der Trainer schimpft

Schimpfen kann auch Lausannes Trainer Geoff Ward (61) – über die Schiedsrichter. Nach der 0:1-Niederlage ärgerte sich der Kanadier: «Sie waren in Überzahl.» Laut Ward standen die Bündner zu Beginn der Aktion zu sechst auf dem Eis. «Der Spieler, der rausging, war noch nicht draussen, als der Spieler, der für ihn hereinkam, den Puck berührte. Sie (die Schiedsrichter, die Red.) haben ihn übersehen, das ist traurig.» Statt sich also darüber zu nerven, dass seine Spieler beste Torchancen am Laufmeter auslassen, richtet sich sein Frust an die Adresse der Refs.

Hier begehen die Davoser einen Wechselfehler
0:57
Vor Siegestor:Hier begehen die Davoser einen Wechselfehler

Apropos Frust: Den haben auch die Lausanner Spieler. Ihre mangelnde Effizienz im Abschluss zehrt an ihren Nerven. Das Schussverhältnis aus ihrer Sicht: 195:116. HCD-Torhüter Sandro Aeschlimann hat davon aber bloss zehn Schüsse reingelassen in vier Duellen, denn zuletzt feierte er einen Shutout. Was passiert, wenn sich die Westschweizer zunehmend über die Verschwendung ihrer Torchancen ärgern, sieht man regelmässig.

In Spiel fünf stach Jiri Sekac dem Davoser Schlussmann noch den Stock in die Rippen, nachdem dieser den Puck gehalten hatte. Oder sie drehen komplett durch, wie in der Schlussphase des vierten Spiels. Da liessen sie ihren Frust in Prügeleien oder unfairen Aktionen raus. Cody Almond wurde für seinen Check an HCD-Barandun für fünf Spiele aus dem Verkehr gezogen. Und Bozon prügelte weiter, als HCD-Verteidiger Näkyvä (Saisonende, Knieverletzung) schon wehrlos am Boden lag.

Bozons Rückkehr nach Davos

Da wären wir also bei Bozon. Wegen der beiden Spieldauer-Strafen, die die Schiris verhängten, war der Franzose mit Schweizer Lizenz zumindest für ein Duell gesperrt. Am Mittwoch aber ist er in Davos wieder am Start. Im sechsten und womöglich entscheidenden Spiel. Wie also reagieren? Schafft der 30-Jährige die Balance zwischen Fokus und Emotionen? Vielleicht wird ihn der Gedanke verfolgen, dass die Bündner irgendwie reagieren werden auf sein unsportliches und unfaires Verhalten. Das könnte ihn vom Weg abbringen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?