Blick: Leonardo Genoni, lassen Sie uns mal übers Thema Reden reden. Sie reden wieder.
Genoni: Ja, ich rede wieder.
Warum reden Sie während den Playoffs nicht in den Medien?
Weil es sich bewährt hat. Ich bin ja sowieso keiner, der die grossen Sprüche klopft in den Medien. Es hat sich einfach mal so ergeben in Davos, als Arno (Del Curto, die Red.) noch bestimmt hat, wer die Interviews gibt und wer nicht. Aber ich glaube, es wird von euch Journalisten mehr aufgebauscht, als dass es sonst ein grosses Thema wäre.
Wie hilft Ihnen dieses selbst auferlegte Redeverbot?
Helfen? Ich glaube nicht, dass es etwas hilft, aber es schadet sicher nicht. Ich gebe die Antwort lieber auf dem Eis, wenn es etwas zu sagen gibt, als dass ich es in der Zeitung lese. Wie ein Torhüter ein Spiel sieht, widerspiegelt zudem vielleicht nicht ganz, wie es für seine Vorderleute gelaufen ist.
Mit wem reden Sie nach einem Match als erstes?
Das ist von der Situation abhängig und davon, ob es eine Szene gab, die ich gleich klären will. Für ein kurzes Feedback rede ich schon immer mit dem Goalietrainer (Simon Pfister, die Red.), aber wir wechseln nur wenige Worte nach Spielschluss. Die grosse Analyse folgt erst am Tag danach.
Dafür reden Sie mit Headcoach Dan Tangnes kaum, oder?
Er hat ja über zwanzig andere Spieler, die er betreuen muss und hat somit viele Gesprächspartner. Es ist auch nicht so, dass ich es vermissen würde. Wir verstehen uns gut. Und wenn es etwas zu besprechen gibt, gehen wir uns auch nicht aus dem Weg, überhaupt nicht.
Auch nach dem 0:3-Rückstand bestand kein Bedürfnis?
Nein, es gab aber da auch keine Krisen- oder Teamsitzung oder so. Wir wussten ja, dass es nur wenig braucht, damit die Serie auf unsere Seite kippt. Ich hatte noch nie viel mit dem Headcoach zu tun, sei es mit Arno in Davos oder Kari Jalonen in Bern. Jari kommunizierte hauptsächlich viel mit der Captain-Gruppe, da gab es keinen Grund für mich, mich da einzumischen. Hier in Zug bin ich bei gewissen Meetings dabei, aber eher bei solchen, die im Sommer stattfinden. Da geht es um eine generelle Auslegeordnung oder um die Planung, und nicht um die Leistung auf dem Eis.
Dan Tangnes betont ja immer wieder, dass ihm der Mensch hinter dem Spieler wichtig ist.
Das ist so. Bevor ich in Zug unterschrieben habe, sprach ich lange mit ihm. Wir telefonierten über zwei Stunden und er zeigte mir seine Ideen und Philosophie auf. Das war unser längstes Gespräch. Müssten wir jetzt noch zwei Stunden miteinander reden, wäre wahrscheinlich etwas falsch gelaufen (schmunzelt).
Worüber reden Sie mit Ihrer Frau an einem Matchtag? Auch übers bevorstehende Spiel?
Nein, Hockey ist bei uns zuhause kein allzu grosses Thema. Vielleicht in den Playoffs noch eher, weil es mehrmals der gleiche Gegner ist und das Hockey generell mehr Beachtung bekommt. Aber sonst geht es bei uns mehr um alltägliche Themen.
Und mit Ihren Kindern am Tag nach dem Spiel? Fragen sie, wie es gelaufen ist?
Mein grösster Sohn Giulien ist jetzt in einem Alter, in dem er die Spiele besuchen kann und es auch gerne tut. Er war auch bei der Finalissima dabei. Bei Emilia und Gianni kommt es langsam, der Kleinste hatte einfach Freude an der Medaille und den goldenen Konfetti, die wir ihm mitgebracht haben. Aber nach meiner Leistung fragen sie nicht.
Ihr jüngster Sohn Gianni durfte Ihnen noch den Playoff-Bart abrasieren.
Das war gefährlich! (lacht) Nein, es war lustig. Als er aus der Spielgruppe kam, sagte Gianni beim Kuscheln, dass der Bart kratzt und jetzt weg muss. Er durfte mit dem Elektrorasierer die Backen rasieren. Der Hals ist etwas heikel, nicht dass es noch blutig endet.
Genug übers Reden geredet. Wie sieht Ihre Gefühlslage wenige Tage nach Ihrem 7. Meistertitel aus?
Ich bin einfach sehr, sehr glücklich. Es ist grossartig, was wir erreicht haben. Was mir vor allem Freude macht, ist, wie sehr das Hockey in den letzten paar Wochen alles überstrahlt hat. Es war beste Werbung fürs Schweizer Hockey, unsere Leistungen, die Qualität der Spiele, die Emotionen, die Freude. Wir haben einen Schritt dahin zurück gemacht, wie unser Hockey vor der Corona-Pandemie war mit allem Drumherum.
Den Durchbruch schaffte Leonardo Genoni beim HCD, nachdem der Goalie 2007/08 im Duo mit Reto Berra von den GCK Lions ins Bündnerland gewechselt hatte. Mit Davos gewann der 34-Jährige drei Titel (2015, 2011, 2009). Nach neun Saisons in den Bergen holte der SCB den Zürcher als Meistertrumpf ins Unterland. Mit dem zweiten Titel nach 2017 verabschiedete sich Genoni 2019 aus der Bundeshauptstadt, um in Zug anzuheuern. Dem EVZ stillte er 2021 die Titelsehnsucht nach 23 Jahren und schaffte nun die Titelverteidigung. Der Torhüter ist zudem einer der WM-Silberhelden von 2018. Genoni ist Vater von drei Kindern, die Familie lebt in Kilchberg ZH.
Den Durchbruch schaffte Leonardo Genoni beim HCD, nachdem der Goalie 2007/08 im Duo mit Reto Berra von den GCK Lions ins Bündnerland gewechselt hatte. Mit Davos gewann der 34-Jährige drei Titel (2015, 2011, 2009). Nach neun Saisons in den Bergen holte der SCB den Zürcher als Meistertrumpf ins Unterland. Mit dem zweiten Titel nach 2017 verabschiedete sich Genoni 2019 aus der Bundeshauptstadt, um in Zug anzuheuern. Dem EVZ stillte er 2021 die Titelsehnsucht nach 23 Jahren und schaffte nun die Titelverteidigung. Der Torhüter ist zudem einer der WM-Silberhelden von 2018. Genoni ist Vater von drei Kindern, die Familie lebt in Kilchberg ZH.
Sind Sie emotional? Mussten Sie auch beim siebten Titel noch eine Träne wegdrücken?
Ja, mich hat zum Beispiel die riesige Freude von Reto Suri berührt. Es war so schön zu sehen, dass er endlich das erreicht hat, wovon er schon so lange träumte. Das geht nahe, ebenso dass er die letzten beiden Partien nicht mitspielen konnte.
Erstmals erlebten Sie nun eine Titelverteidigung mit der gleichen Mannschaft. Bedeutet das mehr?
Nein, eigentlich nicht. Ob man den Titel im Vorjahr schon gewonnen hat, spielt keine grosse Rolle. Man setzt sich dieses Ziel unabhängig davon, was war. Die Titelverteidigung ist zwar eine schöne Bestätigung, aber macht es nicht spezieller.
Das Team feiert den Titel mit einem Kurztrip nach Prag – warum ohne Sie?
Es war vor der geplanten Abreise noch nicht ganz klar, wann wir Zuger zur Nati stossen sollen. Jetzt wird es erst am Sonntag sein. Also gehe ich stattdessen aufs Eis, um fit zu bleiben für die Nati. Dafür haben wir drei uns Eis organisiert in Luzern und es morgens für eine Stunde Training gemietet.
Die WM steht vor der Tür. Haben Sie überhaupt Zeit, den Triumph zu geniessen?
Es ist eine coole Zeit, die ganze Anspannung fällt weg. Und es ist super, können wir am Samstag noch dabei sein beim Meister-Umzug durch Zug und so die Saison mit dem EVZ gebührend abschliessen.
Sie sind 34. Stellt sich für Sie auch in einem solchen Olympia-Jahr die Frage nicht, ob Sie noch genug Energie haben fürs WM-Turnier?
Es ist immer eine Entscheidung im Moment. Und momentan geht es mir sehr gut, sowohl physisch als auch psychisch. Wenn ich dann ein Aufgebot bekomme, ist für mich klar, dass ich teilnehme.
Es zwickt Sie nirgends?
Nein, ich bin unglaublich parat für mein Alter.
Dürfen Sie als siebenfacher Meistergoalie erst recht den Anspruch auf die Nummer 1 in der Nati haben?
Den Anspruch? Auch da ist es doch abhängig von der Form. Der siebte Meistertitel nützt ja nichts, wenn ich meine Leistung dann da nicht abrufen kann. Ich bin nur der Goalie, der Trainer fällt diesen Entscheid. Ich werde deshalb alles geben, dass mich der Trainer einsetzen muss. Es ist das Einzige, das ich tun kann, damit er nicht an mir vorbei kommt. Da spielt auch das Alter keine Rolle. Es sollte keine jungen und alten Goalies geben, sondern nur sehr gute und weniger gute.
Werden die Meister-Spieler in der Nati jeweils irgendwie besonders empfangen, wenn sie einrücken?
Geplant wäre gewesen, dass wir schon am Freitag mit den Zürchern einrücken. Darum denke ich, dass man denen das eher nicht nochmals unter die Nase gerieben hätte.
Grégory Hofmann (29) steht nicht im Aufgebot von Nati-Coach Patrick Fischer (46), welches am Freitagmorgen veröffentlicht wurde. Der Meisterheld des EV Zug verpasst nicht nur die Beijer Games in Schweden, sondern auch die WM. «Grégory hätte gerne an der WM teilgenommen. Wir haben aber in gegenseitigem Einvernehmen entschieden, dass er nun eine Pause braucht», sagt Fischer.
Drei Teamkollegen von Hofmann wurden dagegen aufgeboten. Torhüter Leonardo Genoni (34) sowie die beiden Stürmer Dario Simion (27) und Fabrice Herzog (27) werden am Sonntag zur Mannschaft stossen und fehlen deshalb in der publizierten Liste (siehe unten). Am Freitag stossen bereits Denis Malgin (25) und Christian Marti (29) vom Vize-Meister ZSC Lions zum Team.
Aufgebot Beijer Hockey Games in Stockholm (7. und 8. Mai 2022)
Torhüter (2): Sandro Aeschlimann (HC Davos), Reto Berra (Fribourg-Gottéron)
Verteidiger (9): Dominik Egli (HC Davos), Michael Fora (HC Ambri-Piotta), Lukas Frick (Lausanne HC), Andrea Glauser (Lausanne HC), Dean Kukan (Columbus Blue Jackets), Christian Marti (ZSC Lions), Janis Moser (Arizona Coyotes), Romain Loeffel (HC Lugano), Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils)
Stürmer (15): Andres Ambühl (HC Davos), Christoph Bertschy (Lausanne HC), Enzo Corvi (HC Davos), Nando Eggenberger (SC Rapperswil-Jona Lakers), André Heim (HC Ambri-Piotta), Nico Hischier (New Jersey Devils), Mike Künzle (EHC Biel-Bienne), Denis Malgin (ZSC Lions), Timo Meier (San Jose Sharks), Marco Miranda (Genève-Servette HC), Damien Riat (Lausanne HC), Noah Rod (Genève-Servette HC), Tristan Scherwey (SC Bern), Pius Suter (Detroit Red Wings), Calvin Thürkauf (HC Lugano)
Grégory Hofmann (29) steht nicht im Aufgebot von Nati-Coach Patrick Fischer (46), welches am Freitagmorgen veröffentlicht wurde. Der Meisterheld des EV Zug verpasst nicht nur die Beijer Games in Schweden, sondern auch die WM. «Grégory hätte gerne an der WM teilgenommen. Wir haben aber in gegenseitigem Einvernehmen entschieden, dass er nun eine Pause braucht», sagt Fischer.
Drei Teamkollegen von Hofmann wurden dagegen aufgeboten. Torhüter Leonardo Genoni (34) sowie die beiden Stürmer Dario Simion (27) und Fabrice Herzog (27) werden am Sonntag zur Mannschaft stossen und fehlen deshalb in der publizierten Liste (siehe unten). Am Freitag stossen bereits Denis Malgin (25) und Christian Marti (29) vom Vize-Meister ZSC Lions zum Team.
Aufgebot Beijer Hockey Games in Stockholm (7. und 8. Mai 2022)
Torhüter (2): Sandro Aeschlimann (HC Davos), Reto Berra (Fribourg-Gottéron)
Verteidiger (9): Dominik Egli (HC Davos), Michael Fora (HC Ambri-Piotta), Lukas Frick (Lausanne HC), Andrea Glauser (Lausanne HC), Dean Kukan (Columbus Blue Jackets), Christian Marti (ZSC Lions), Janis Moser (Arizona Coyotes), Romain Loeffel (HC Lugano), Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils)
Stürmer (15): Andres Ambühl (HC Davos), Christoph Bertschy (Lausanne HC), Enzo Corvi (HC Davos), Nando Eggenberger (SC Rapperswil-Jona Lakers), André Heim (HC Ambri-Piotta), Nico Hischier (New Jersey Devils), Mike Künzle (EHC Biel-Bienne), Denis Malgin (ZSC Lions), Timo Meier (San Jose Sharks), Marco Miranda (Genève-Servette HC), Damien Riat (Lausanne HC), Noah Rod (Genève-Servette HC), Tristan Scherwey (SC Bern), Pius Suter (Detroit Red Wings), Calvin Thürkauf (HC Lugano)
Was ist Ihr grösstes Ziel im Eishockey, das Sie noch erreichen wollen? Was spornt Sie an?
Die Freude und der Hunger nach Erfolg spornen mich an. Hätte ich diese Freude nicht mehr, würde ich sofort aufhören. Hockey zu spielen ist noch kein Müssen, sondern immer noch ein Dürfen. Wäre es ein Müssen, hätte ich Mühe. Ziele setze ich mir jedes Jahr. Mit der Olympia-Teilnahme und der Titelverteidigung habe ich zwei davon erreicht. Das nächste Ziel ist, eine gute Leistung an der WM abzurufen. Aber natürlich, dass wir 2018 schon so nahe dran waren, hat Lust auf mehr gemacht. WM-Gold zu gewinnen ist sicher noch ein grosser Traum.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |