Die Lakers gewinnen am letzten Samstag zum dritten Mal in dieser Saison gegen die ZSC Lions. Alles ist angerichtet für ein friedliches Hockey-Fest in Rapperswil-Jona SG nach einem sportlichen Highlight. Doch es kommt anders. Der Abend wird zu einem Albtraum. Für die SCRJ-Spieler, viele ihrer Anhänger, Familien. Weil ZSC-Chaoten wüten. Das ist passiert:
Der Nachmittag
Bereits am Nachmittag versetzt eine Gruppe Zürcher Fans das Hockey-Städtchen in Angst und Schrecken. Mit Petarden und Böllern zieht sie durch Rappis Altstadt. Passanten sind verängstigt. Davor sickern sowohl beim Klub als auch bei der Kantonspolizei St. Gallen die alarmierenden Informationen durch, dass die ZSC-Anhänger von einer deutschen Fan-Gruppierung des SC Freiburg begleitet werden. Sie ist zur Feier der mehrjährigen Fan-Freundschaft angereist. Das Polizei-Aufgebot fürs Spiel wird verstärkt.
Vor und während dem Spiel
Rund 75 Minuten vor dem Spiel wächst die Gruppe an. Etwa 250 ZSC-Fans treffen sich am Bahnhof. Weil sie in der Unterführung weitere Pyros zünden, wird sie mit Rauch komplett eingenebelt. Der Mob bewegt sich vom Bahnhof Richtung Stadion am Kinderzoo vorbei. Auf diesem Weg von 600 Metern feuern sie weitere Böller ab.
Auch einige Lakers-Fans verhalten sich inakzeptabel: Sie hindern den ZSC-Spielercar an der reibungslosen Anfahrt zum Stadion, indem sie mehrmals Rauchpetarden auf die Fahrbahn legen, die der Chauffeur aus dem Weg räumen muss.
In der ausverkauften Arena spannen die ZSC-Chaoten vor dem ersten Bully eine schwarze Blache über den Gäste-Sektor. Darunter vermummen sie sich, um unerkannt zahlreiche Pyros zu zünden. Danach ziehen sie sich wieder um unter der Blache und verteilen sich im Stadion.
Zuschauer erzählen Blick, dass während des ganzen Spiels eine extremst aggressive Stimmung aus dem Sektor der ZSC-Chaoten ausgeht. SCRJ-Kommunikationschef und GL-Mitglied Stefan Bürer kann dies bestätigen und erlebt es hautnah mit.
Nach dem Duell
Dass der ZSC zum dritten Mal in dieser Saison gegen die Lakers verliert, lässt die ohnehin schon aggressiven Fans ausflippen. Sie beschimpfen die SCRJ-Spieler, deren Garderoben-Eingang von der Spielerbank her in der Nähe des Gäste-Sektors ist, aufs Übelste und zeigen dabei ihre vor Wut verzogenen Fratzen. «Es war eine unheimliche Szenerie», beschreibt Bürer, der ganz in der Nähe gestanden ist. «Mit so einer Heftigkeit haben wir überhaupt nicht gerechnet.»
Die ZSC-Chaoten wollen das Stadion nicht so schnell verlassen. Der Polizei gelingt zusammen mit dem Sicherheitsdienst der Lakers wie auch der ZSC Lions, ein Aufeinandertreffen mit den heimischen Fans zu verhindern und den Zürcher Mob Richtung Bahnhof zu drängen. «Nach erneuten Böllerwürfen gegen Polizeiangehörige trat die Fan-Gruppierung mit dem Zug die Heimreise an. Die Abfahrt des Zuges verzögerte sich dabei jedoch um 25 Minuten, da Anhänger der ZSC Lions den Zug an der Abfahrt hinderten», schreibt die St. Galler Kapo in ihrer Mitteilung.
Aber: Eine Gruppe von 60 bis 70 Chaoten kann sich absetzen und kehrt zur Arena zurück. Rund eine Stunde nach Spielschluss versuchen sie, sich Zutritt zu verschaffen. Noch anwesende Lakers-Fans können sich in der «Red Rose Bar» einschliessen. Doch ebenfalls auf der Westseite der Halle befindet sich der Eingang zur Garderobe.
Just in diesem Moment wollen zwei Lakers-Spieler die Kabine verlassen – und stehen dem wütenden Mob gegenüber. Sofort ziehen sie sich in die Garderobe zurück, wo sie sich sicher fühlen. Die Mannschaft ist geschockt. Der «gewaltsame Zutritt des Fan-Mobs» kann laut der Kantonspolizei «durch den Einsatz von Pfefferspray seitens Stadionsicherheit und Kantonspolizei St. Gallen verhindert werden».
Die Konsequenzen?
Die Lakers, die laut Bürer «jede Form von Gewalt wie auch das Verhalten der mutmasslich eigenen Fans im Zusammenhang mit dem ZSC-Spielercar verurteilen», prüfen nun Massnahmen fürs Heimspiel vom kommenden Samstag gegen Gottéron. Eine neue Risikobewertung nimmt auch die Kantonspolizei vor. Zudem prüft sie, ob sie die Verantwortlichen hinter den Böllerwürfen auf ihre Leute identifizieren kann.
Und der ZSC? Bei den Zürchern trifft man sich laut Chief Operating Officer Bruno Vollmer am Freitag in einer ausserordentlichen Sitzung mit dem Fan-Rat und bespricht die üblen Vorfälle. «Der ZSC als Organisation duldet weder dieses Verhalten noch Pyros oder Gewalt», betont Vollmer. «Wir setzen alles daran, diese Chaoten zu identifizieren, auch um die friedlichen Fans zu schützen.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |