Interview zum Trainer-Knall mit Biel-Sportchef Steinegger
«Ich schäme mich nicht für die Matikainen-Verpflichtung»

Noch vor wenigen Wochen hätte er eine Trainer-Entlassung ausgeschlossen. Nun ist es beim EHC Biel trotzdem so gekommen. Sportchef und Neo-Trainer Martin Steinegger erklärt sich.
Publiziert: 26.02.2024 um 21:20 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2024 um 15:57 Uhr
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Sportchef Martin Steinegger will sich nach der Saison auch selbst hinterfragen.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Haben Sie sich in Petri Matikainen getäuscht?
Martin Steinegger: Ich würde nicht sagen, dass ich mich getäuscht habe. Bis vor fünf Spielen war ich zu hundert Prozent überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und wir waren auch sicher, mit ihm in die nächste Saison zu gehen. Etwas anderes war nie ein Thema.

Und dies, obwohl es ja auch im Herbst kritische Momente gab. Haben Sie da nie in Erwägung gezogen, durchgreifen zu müssen?
Nein, nie. Damals hatten wir ein enorm dezimiertes Kader, das maximal noch für einen Rang zwischen 8 und 12 gut genug war. Die Realität ist, dass Matikainen da das Maximum herausgeholt hat. Diese schwierige Phase haben wir zusammen durchgestanden, danach auch die Punkte wieder geholt und besser gespielt. Bis es vor fünf Spielen zu einem totalen Bruch kam.

Haben Sie eine Erklärung dafür? Was ist zwischen Mannschaft und Trainer geschehen?
Ich sage nicht, dass da etwas zwischen Mannschaft und Trainer geschehen ist. Es war ein Bruch aufgrund der Leistung und der Resultate. Über das Warum kann ich nur Mutmassungen anstellen. Die Coaches haben stets allen Widrigkeiten getrotzt und die Mannschaft permanent gepusht. Sie haben nie aufgegeben, immer nach Lösungen gesucht und sich nie beklagt. Vielleicht war dann zum Schluss ihre Flasche leer und dann haben auch sie nicht mehr die richtigen Knöpfe gefunden.

War der Wechsel vom sanften Antti (Törmänen) zum rauhen Anti-Antti (Matikainen) zu krass?
Das können wir dann Ende Saison, wenn alles vorbei ist, nochmals besprechen. Nochmals: Es ist in dieser Saison bei uns sehr viel zusammen gekommen. Von den vielen Verletzten bis zu den zahlreichen auslaufenden Verträgen. Es gab viele Faktoren, die zu Irritationen geführt haben. Daher: Ist es fair, jetzt zu sagen, dass es mit Matikainen einfach nicht gepasst hat? Nein, das ist es nicht! Es gibt viele Umstände, die dazu geführt haben, dass man es nicht passend machen konnte.

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«Ich schäme mich nicht, dass ich Matikainen engagiert habe.»
Martin Steinegger
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Wie hat Matikainen auf die Entlassung reagiert?
Professionell. Er ist in seiner Trainerkarriere schon ein bisschen herumgekommen und kennt die Mechanismen. Letztendlich ist ihm auch nichts anderes übriggeblieben, als unseren Entscheid hinzunehmen.

Der EHC Biel ist ein Verein, der nicht mit Trainerentlassungen um sich wirft. Wie sehr ist die Trennung von Matikainen für Sie persönlich eine Niederlage?
Dass es so gekommen ist, tut mir weh, denn ich habe zu den beiden Coaches eine Beziehung aufgebaut. Und es scheisst mich auch an, dass ich keinen Weg gefunden habe, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können. Daran habe ich auch meinen Anteil und da werde ich mir dann Ende Saison auch selbst die Frage stellen, was ich besser hätte machen können. Dass ich Matikainen engagiert habe, hinterfrage ich dagegen nicht, dafür muss ich mich nicht schämen. Wir hatten damals Supergespräche mit ihm und ich bin nach wie vor überzeugt, dass er ein Topmann ist.

Martin Steinegger persönlich

Der Bieler Martin Steinegger (52) bestritt als Spieler zwischen 1990 und 2012 für den EHC Biel und den SC Bern 1025 Partien in der NLA. Der legendäre Verteidiger wurde dabei mit dem SCB zweimal Meister, bestritt 219 Länderspiele und nahm mit der Nati an zehn WM-Turnieren und den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City teil. Seit 2012 ist «Stoney», wie Steinegger von allen in der Eishockey-Szene genannt wird, Sportchef beim EHC Biel.

Der Bieler Martin Steinegger (52) bestritt als Spieler zwischen 1990 und 2012 für den EHC Biel und den SC Bern 1025 Partien in der NLA. Der legendäre Verteidiger wurde dabei mit dem SCB zweimal Meister, bestritt 219 Länderspiele und nahm mit der Nati an zehn WM-Turnieren und den Olympischen Spielen 2002 in Salt Lake City teil. Seit 2012 ist «Stoney», wie Steinegger von allen in der Eishockey-Szene genannt wird, Sportchef beim EHC Biel.

Sie übernehmen nun bis Ende Saison auch als Trainer. Wie gehen Sie diesen Zusatzjob an?
Ich sehe mich eher als Coach und nicht als Trainer. Denn wirklich trainieren wird man zum jetzigen Zeitpunkt der Saison nicht mehr. Es geht jetzt darum, die richtigen Knöpfe zu finden und die Mannschaft für die nächsten drei Spiele und hoffentlich weitere Matches vorzubereiten.

Was gibt Ihnen Zuversicht?
Ich bin immer noch überzeugt von der Qualität dieser Mannschaft.

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«Als Coach muss man bessere Nehmer-Qualitäten als ich mitbringen.»
Martin Steinegger
»

Wenn es gut kommt – können Sie sich vorstellen, nächste Saison Trainer zu bleiben?
Es ist klar, dass diese Frage kommt. In der Vergangenheit habe ich diese für mich abgewogen und Nein gesagt. Wir haben auch klar definiert, dass wir für nächste Saison grundsätzlich neue Coaches suchen.

Ein kategorisches Nein ist das aber nicht.
Kategorisch ausschliessen möchte ich es nicht. Für so eine kurze Zeit kann ich All-In gehen, aber ob ich der Typ bin, der dies eine Saison lang kann? Ich weiss es nicht, da ich es noch nie gemacht habe, aber bin mir da nicht sicher. Ich bin einer, der immer extrem mitleidet und diese Saison hat mich enorm mitgenommen. Als Coach muss man da schon bessere Nehmer-Qualitäten als ich mitbringen.

Haben Sie denn schon eine Idee, wie der neue Trainer sein muss? Wieder etwas Sanfteres wie Törmänen? Oder mal etwas anderes als einen Finnen? Vielleicht auch mal einen jungen Coach?
Das weiss ich noch nicht. Es ist aber klar, dass wir im Zug unserer anstehenden Verjüngung einen Coach brauchen, der mit jungen Spielern arbeiten will. Und diese an Weihnachten besser gemacht haben will als im August und vor den Playoffs nochmals besser als an Weihnachten. Wir benötigen einen Coach, der etwas aufbauen möchte. Das wird einer der wichtigsten Punkte sein.

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National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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