Robert Mayer hat die Chance, mit Servette den ersten Meistertitel der Klubgeschichte zu gewinnen. Es wäre für den Torhüter so vieles. Der Höhepunkt seiner Karriere, eine Genugtuung, eine Bestätigung seiner Qualitäten. Denn leicht hatte es der 33-Jährige nie. Weder im Hockey noch im Leben.
Als seine Mutter mit ihm und seinem älteren Bruder aus der damaligen Tschechoslowakei ins bündnerische Chur zieht, ist Mayer gerade mal vier Jahre alt. Sich in der Schule einzugliedern, bereitet ihm Mühe. Nur auf dem Eis kann er alle Probleme vergessen, sobald er die Maske anzieht. Als Teenager wechselt er nach Kloten, bevor er 2007 von der Schweizer Hockeybühne verschwindet.
Mayer spielt sieben Saisons in Übersee. Zwei Jahre in der kanadischen Juniorenliga, danach in der AHL und EHCL. Im Frühjahr 2014 debütiert der Doppelbürger (Sz/Tsch) in der Schweizer Nati – und Genfs damaliger Sportchef und Trainer Chris McSorley verpflichtet ihn. Der Kanadier sagt heute: «Wenn er spürt, dass ein Sieg möglich ist, ist er einer der Besten.» In Genf findet der Goalie erstmals ein richtiges Zuhause.
Doch an Mayers Auftritten scheiden sich die Geister. Im Playoff-Viertelfinal 2015 sowie im Herbst 2019 kassiert der emotionale Torhüter eine Spielsperre, weil er einen Gegner mit seinem Blocker geschlagen hat. Er ist zudem berühmt-berüchtigt für seine riskanten Ausflüge aus dem Kasten mit fataler Gegentreffer-Folge.
Schlimmer Töff-Unfall in Kanada
Neben dem Eis, da schlägt das Schicksal im Sommer 2017 brutal zu. Rückblende, Mitte Juli: Im kanadischen Saint John ist Mayer einen Tag vor seiner Rückreise nach Genf mit dem Motorrad unterwegs. Dann der verhängnisvolle Moment: Der Nati-Goalie stürzt mit seinem 600er-Töff, knallt auf den Rücken. Er rappelt sich auf, fährt im Schock nach Hause. «Dort habe ich mich umgezogen. Die Schmerzen wurden wohl vom Adrenalin gedämpft», sagt er nach dem Unfall im Blick.
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Zur Sicherheit fährt er ins Spital. Dort die Schock-Diagnose: Innere Blutungen, kollabierte Lunge, sechs gebrochene Rippen, zwei gebrochene Wirbelfortsätze. Mayer hat Glück im Unglück. Er muss zwar drei Tage auf der Intensivstation bleiben, eine Operation ist aber nicht nötig. Zweieinhalb Wochen nach dem Sturz fliegt er nach Genf und nimmt ein leichtes Training auf.
Im Playoff-Extra von Blick 2019 sagt Mayer: «Der Töff-Unfall hat mein Denken über den Tod sehr verändert und mich in meinem Leben weiterentwickelt. Nach dem Unfall breitete sich eine Stille aus. Mit Emotionen und Gedanken, ob ich jetzt aufgeben oder kämpfen soll. Ich habe eine extreme Energie gespürt zum Weiterleben.»
HCD macht ihn zum Sündenbock
Mayer hat gekämpft. Auf und neben dem Eis – obwohl dies keinesfalls auf die gleiche Ebene gestellt werden soll. Vom Unfall-Drama hat er sich genau so beeindruckend erholt wie vom Tiefpunkt seiner Karriere. 2020 wechselt er mit einem Vier-Jahres-Vertrag von Genf nach Davos. Nach dem ersten verlorenen Pre-Playoff-Spiel gegen Bern stempelt ihn der damalige HCD-Trainer Christian Wohlwend als Sündenbock ab. Davos will ihn loswerden.
Nach einer Zwischenstation in Langnau kehrt Mayer auf diese Saison nach Genf zurück. In sein Zuhause. Er ist geerdet, hat eine Familie gegründet. Er wirkt ausgeglichener zwischen den Pfosten. Im Viertelfinal gegen Lugano schiesst er – nachdem er die ersten drei Spiele überzählig ist – als erst dritter Goalie ein Tor. Im Halbfinal hext er die Genfer gegen Zug in den Final. Der Titel ist nur noch vier Siege entfernt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |