«Dank Josi kann Nashville träumen»
So stehen die Playoff-Chancen der NHL-Schweizer

Eishockey im Hochsommer. Ab 1. August beginnt das Rennen um den Stanley Cup. Gespielt wird nur in Edmonton und Toronto. Mit dabei: 10 Schweizer.
Publiziert: 01.08.2020 um 13:26 Uhr
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Führt Captain Roman Josi Nashville ans Ziel?
Foto: Sven Thomann
Stephan Roth

Roman Josi (30, Nashville)

Regular Season: 69 Spiele, 16 Tore, 49 Assists, 65 Punkte, 25:47 Min./Spiel.

Nur die Corona-Krise konnte verhindern, dass Josi den Schweizer NHL-Punkterekord von Timo Meier (66) knackte. Ein Punkt fehlte ihm, als die Regular Season abgebrochen wurde. Der Berner spielte eine fantastische Quali und ist neben John Carlson und Victor Hedman einer der drei Kandidaten für die «Norris Trophy» für den besten NHL-Verteidiger. «Dank Josi darf Nashville vom Stanley Cup träumen», sagt Kristopher Martel, Gastgeber der Hockey-Talkshow «The Neutral Zone». Die Leistung des Captains werde «einer der Hauptfaktoren sein, wie weit die Preds kommen. Neben seinen offensiven Fähigkeiten wird auch die Verteidigung gegen die Coyotes-Stars Phil Kessel und Taylor Hall in seine Zuständigkeit fallen. Es wäre äusserst speziell, wenn Josi die Saison nicht nur mit der Norris Trophy, sondern auch mit dem Stanley Cup beenden würde», sagt Martel, der das Buch «Geschichten aus der Kabine der Nashville Predators» schrieb.

Yannick Weber (31, Nashville)

Regular Season: 41 Spiele, 1 Tor, 2 Assists, 3 Punkte, 14:01 Min./Spiel.

Seit 2016 ist der Berner bei Nashville. Und bei den Predators wissen sie, was sie am Verteidiger haben. Nicht umsonst ist er ihr Vertreter bei der Spielergewerkschaft NHLPA und verhandelte zuletzt mit der Liga. «Die grosse Frage ist, wie viel er in den Playoffs zum Einsatz kommen wird», sagt Predators-Experte Kristopher Martel. Weber werde mit Jarred Tinordi, Korbinian Holzer und Alexandre Carrier um den sechsten Abwehr-Platz kämpfen. «Ich erwarte, dass Weber aufgrund seiner Erfahrung beginnen wird, wäre aber nicht schockiert, wenn auch seine Konkurrenten zu Einsätzen kommen würden.»

Gaëtan Haas (28, Edmonton)

Regular Season: 58 Spiele, 5 Tore, 5 Assists, 10 Punkte, 9:42 Minuten/Spiel.

Über den Sommer verlängerte der ehemalige SCB- und Biel-Stürmer seinen Vertrag. «Haas ist ein schlauer Spieler, was die Coaches an ihm mögen, und er ist läuferisch extrem stark», sagt Kurt Leavins vom «Edmonton Journal». «Er hatte physisch einige Schwierigkeiten und war an den Bullys nicht so stark wie angekündigt.» Wie Leavins sieht auch sein Kollege Jim Matheson den WM-Silberhelden von 2018 im Moment in der fünften Linie, da Coach Dave Tippett in den Playoffs auf eine physisch starke vierte Linie setzen wolle, obwohl Haas «im Camp sehr gut und schnell» ausgesehen habe. Da mit Riley Sheahan ein Center nun aber auszufallen droht, könnte Haas ins Team rutschen.

Nino Niederreiter (27, Carolina)

Regular Season: 67 Spiele, 11 Tore, 18 Assists, 29 Punkte, 14:49 Min./Spiel.

«Niederreiter hatte keine sehr gute Regular Season. Sagt wer? Nino», schrieb die lokale Zeitung «The News & Observer». Nachdem der selbstkritische Churer während der letzten Saison im Januar 2019 von Minnesota zu Carolina transferiert worden war, hatte er mit 14 Toren und 30 Punkten in 36 Spielen einen Riesenanteil daran, dass die Hurricanes die Playoffs erreichten. Dort überraschte der Underdog und scheiterte erst im Halbfinal an Boston. Dabei war Niederreiter dann aber nicht mehr so wirkungsvoll (1 Tor in 15 Spielen). Jetzt will «El Niño» den Reset-Knopf drücken, um nach einer durchwachsenen Quali diesmal in den Playoffs durchzustarten.

Dean Kukan (27, Columbus)

Regular Season: 33 Spiele, 1 Tor, 4 Assists, 5 Punkte, 15:58 Min./Spiel.

Der Zürcher kämpft mit dem Finnen Markus Nutivaara um einen Platz in der Verteidigung der Blue Jackets. «Er verfügt über ein gutes Aufbauspiel und Qualitäten in der Offensive», sagt Alison Lukan vom «The Athletic». «Er hat auch einen soliden Schuss. Die Trainer haben ihn ermuntert, diesen mehr zu verwenden. Und er hat auf diese Saison hin seinen Stock gewechselt, um sich zu verbessern. Die Blue-Jackets-Reporterin denkt, dass Kukan zu Einsätzen kommen wird, weil Verteidiger Ryan Murray unter Rückenproblemen leide und nur dosiert eingesetzt werden könne. «Seine Situation ist nicht auf seine Leistungen zurückzuführen, sondern auf das Überangebot in der Verteidigung.»

Luca Sbisa (30, Winnipeg)

Regular Season: 44 Spiele, 2 Tore, 8 Assists, 10 Punkte, 17:56 Min./Spiel.

Viele hatten den Verteidiger abgeschrieben. Und doch ist Sbisa jetzt in der Bubble in Edmonton dabei. Dabei stand seine Karriere nach einer Saison als Dauerreservist bei den Islanders auf der Kippe. Hätte es nicht mehr mit einem NHL-Job geklappt, wäre er Makler geworden. Doch im Oktober kam er bei Winnipeg unter und setzte sich im Team fest, ehe er sich beim Blocken eines Schusses im Februar verletzte. Jetzt ist er wieder fit. Doch inzwischen holte man mit Dylan De-Melo noch einen soliden Verteidiger.

Denis Malgin (23, Toronto)

Regular Season: 44 Spiele, 4 Tore, 8 Assists, 12 Punkte, 11:59 Min./Spiel.

Der Transfer von Florida nach Toronto brachte auch nicht den erwünschten Effekt. In acht Spielen gelang ihm kein Punkt. «Malgin wurde geholt, um einige Lücken zu füllen, als die Maple Leafs Verletzungsprobleme hatten. Doch als die Saison unterbrochen wurde, war er nur noch überzählig», erklärt Kevin Mc-Gran vom «Toronto Star». «Jetzt ist er im 30-Mann-Playoff-Kader, dürfte aber nicht zum Einsatz kommen, wenn sich nicht ein oder zwei Stürmer verletzen.» Neuling Nick Robertson sei in der Hackordnung an Malgin vorbeigezogen, und Andreas Johnsson könnte nach einer Knieverletzung während der Playoffs sein Comeback geben. Die Trainer werden in den Trainings eine positive Arbeitseinstellung sehen wollen, bevor sie einen ins Team zurückkehren lassen. Malgins Vertrag läuft aus. Seine Zukunft in der NHL steht auf dem Spiel.

Kevin Fiala (24, Minnesota)

Regular Season: 64 Spiele, 23 Tore, 31 Assists, 54 Punkte, 15:24 Min./Spiel.

Zum Zeitpunkt des Meisterschafts-Unterbruchs im März war nur Rangers-Stürmer Mika Zibanejad, der in den letzten drei Wochen 16 Treffer erzielte, heisser als Fiala. Der Ostschweizer hatte in den letzten 11 Partien 9 Tore erzielt und war von Wild-Trainer und Ex-Zug-Stürmer Dean Evason immer mehr forciert worden. Vor allem im Powerplay war Fiala kaum mehr zu stoppen. «Fialas Spiel ist einer der Gründe für die Wild, optimistisch gegen Vancouver zu sein, da es hilft, den Abstand zwischen den beiden Top-Linien der beiden Teams zu überbrücken», schreibt Dom Luszczyszyn, der Analytics-Spezialist des Sport-Portals «The Athletic».

Philipp Kurashev (20, Chicago)

Regular Season: 0 Spiele in der NHL (AHL: 36 Spiele, 7 Tore, 12 Assists, 19 Punkte)

Den Berner, der 2019 an der WM überzeugte, hatten nur wenige auf dem Schirm. Doch im Trainingscamp habe er «beeindruckt», wie Ben Pope von der «Chicago Sun-Times» berichtet. «Als Jonathan Toews im Training passen musste, setzten die Hawks Kurashev als Center der ersten Linie zwischen Brandon Saad und Alex DeBrincat ein. Und General Manager Stan Bowman nannte ihn mehrfach einen der auffälligsten Spieler des Camps.» Kurashev habe «definitiv eine tolle Zukunft bei den Hawks» und werde wahrscheinlich dereinst ein Stammspieler werden. Beim Start der Playoffs gegen Edmonton dürfte er allerdings kaum auf dem Eis stehen. Bei Verletzung könnte er aber zum Joker werden und zu seinem NHL-Debüt kommen.

Jonas Siegenthaler (23, Washington)

Regular Season: 64 Spiele, 2 Tore, 7 Assists, 9 Punkte, 15:44 Min./Spiel.

Der Zürcher hat als einziger Schweizer noch etwas mehr Zeit. Die Capitals sind direkt für die Achtelfinals qualifiziert und spielen vorerst nur Klassierungsspiele. «Er dürfte in der dritten Verteidigung neben Nick Jensen spielen», sagt Samantha Pell von der «Washington Post». «Mit seinen Fähigkeiten könnte er zum X-Faktor werden. Wenn das dritte Duo sich behaupten kann, würde das die ersten beiden Verteidiger-Paare entlasten.» Weiter bezeichnet die Caps-Reporterin Siegenthalers Qualitäten im Boxplay als einen der Lichtblicke im Team. Mit über drei Minuten pro Spiel war der Schweizer der meistverwendete Spieler in Unterzahl bei den Capitals. Auch beim Körperspiel hat Pell Fortschritte beim 23-Jährigen ausgemacht, seit er an der Seite von Raubein Radko Gudas gespielt hat.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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