Wie gelingt der Einstieg in einen neuen Job? Was tun, damit man einen positiven ersten Eindruck hinterlässt? Unzählige Ratgeber liefern Antworten auf solche und weitere Fragen. Vielleicht hätte Jason O’Leary (42) mal in einem blättern sollen. Der künftige Tigers-Coach setzte sich nämlich schon vor Amtsantritt in die Nesseln.
Am 1. Mai wird der Kanadier seine Arbeit in Langnau aufnehmen. Doch seit er im Februar in der DEL bei Iserlohn gefeuert wurde, geistert O’Leary bereits durch die Ilfishalle, besucht auch Auswärtsspiele. Er gab Interviews, sprach über seine Ideen und Vorstellungen und meinte: «Im taktischen Bereich kann man etwas aufbauen.»
Den Vogel schoss O’Leary am letzten Samstag im Derby gegen den SCB ab. Nach dem Spiel begab er sich in die Kabinengänge, um mit Spielern und Betreuern zu sprechen. Dabei sagte Sportchef Marc Eichmann im Pausen-Interview bei «SRF» noch: «Er tummelt sich nicht im Umfeld des Teams. Das wäre gegenüber der Mannschaft und dem aktuellen Trainerstaff nicht fair.»
Franzén zu lieb?
O’Leary Arglist zu unterstellen, wäre vermessen. Es hat wohl vielmehr mit übertriebenem Tatendrang zu tun. Trotzdem war sein Verhalten respektlos und unanständig. Noch-Trainer Rikard Franzén (53) muss sich vorgekommen sein wie bei einem Date, während der Nebenbuhler am Tisch gegenüber sitzt und das Gespräch belauscht.
Einem heissblütigen Kanadier wäre wohl der Kragen geplatzt. Obwohl es auch dem Schweden nicht an Temperament fehlt, blieb er cool, sagte: «Es steht ihm frei, unsere Spiele zu besuchen. Doch ich würde das nicht tun.» Das macht den Mann, der nie über fehlende Ausländer und zu wenig Qualität im Team geklagt hatte, sympathisch, zeigt gleichwohl aber auch eine Schwäche auf.
Franzén sei zu lieb, heisst es im Emmental. Er habe die Zügel seines Vorgängers Heinz Ehlers, eines knorrigen Dänen, zu stark gelockert. «Vielleicht haben wir das auch ausgenutzt», mutmasste Captain Pascal Berger unlängst in der «Berner Zeitung».
Neuer Coach soll nicht mehr ins Stadion
Der Klub tat nun, was er längst hätte tun sollen: Er hat O’Leary angehalten, bis Saisonende nicht mehr im Stadion zu erscheinen. Trotzdem blieb Langnau nach der Plauderrunde mit dem neuen Chef am Dienstag in Fribourg (2:6) erstmals seit Wochen chancenlos.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Tigers in den letzten drei Partien gegen Lugano, Zug und die ZSC Lions noch einmal fangen und sich würdig aus der Saison verabschieden werden. Auch für Franzén.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |