Nadia Popovici sitzt mit ihrer Familie beim ersten NHL-Heimspiel der Seattle Kraken gegen die Vancouver Canucks in der Climate Pledge Arena hinter der Bank des Gästeteams. Dabei fällt ihr ein Leberfleck am Hals von Materialwart Brian «Red» Hamilton auf (47).
Die angehende Medizin-Studentin schlägt Alarm, versucht, sich bei Hamilton bemerkbar zu machen, was im aufgeregten Ambiente nicht ganz einfach ist. «Er dachte wohl, wir seien verrückt», erzählt sie «The Athletic».
In einer Pause hat sie endlich Erfolg. Die 22-Jährige hält ihm das Display ihres Handys entgegen. Die Buchstaben hat sie vergrössert: «Der Leberfleck an der Rückseite ihres Halses ist möglicherweise Krebs. Bitte gehen Sie zu einem Arzt!»
Hamilton suchte seine Retterin
Die Tochter von Immigranten, ihre Mutter ist Koreanerin und ihr Vater Rumäne, die ihren Namen Turn-Ikone Nadia Comaneci verdankt, machte in den letzten drei Jahren einige Praktika, unter anderem auch auf einer Onkologie-Station. «Wenn es ein typisches Bild eines Melanoms gibt, war es das.»
Dass sie recht hatte, erfährt die kanadisch-amerikanische Doppelbürgerin erst rund zweieinhalb Monate später, als Hamilton via den Twitter-Account der Canucks nach ihr sucht und einen Brief verbreitet.
Die Nachricht geht sofort viral, so dass sie auch Popovics Mutter bemerkt. Sie kontaktiert sofort ihre Tochter. «Es gab ein Riesen-Geschrei. Ich konnte es kaum glauben», erzählt Popovici, die am Silvester bis tief in die Nacht für eine Suizid-Hotline arbeitete, der «Seattle Times».
«Sie hat mein Leben gerettet»
«Der einzige Grund für den Brief war, dass ich sie wirklich wissen lassen wollte, dass ihre Beharrlichkeit und alles, was sie getan hat, ernst genommen wurde», sagt Hamilton. «Sie hat mein Leben gerettet. Sie hat mich nicht aus einem brennenden Auto gezogen, aber aus einem schwelenden Feuer.»
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Den gefährlichen Leberfleck hatte der Familienvater nie bemerkt. Doch einige Tage nach Popovicis Handy-Nachricht riet ihm auch seine Frau, mit dem Team-Doktor zu sprechen. Bei der anschliessenden Untersuchung und Biopsie erwies der Leberfleck sich als malignes Melanom, oder schwarzer Hautkrebs. Zum Glück war er noch nicht tief vorgedrungen. Hätte Hamilton vier oder fünf weitere Jahre nichts unternommen, hätte der Krebs ihn töten können.
In der Nacht auf Sonntag trafen sich sie beim erneuten Spiel zwischen Seattle und Vancouver. Hamilton umarmte seine Retterin herzhaft. Und die beiden NHL-Klubs gaben bekannt, dass sie Popovicis Medizinstudium mit 10'000 Dollar unterstützen.