Er strahlt, als er den 20 Kilogramm schweren Stanley Cup in die Höhe stemmt. Es ist ein Gesichtsausdruck, den man bei Vegas-Captain Mark Stone (31) nicht oft sieht. Auf dem Eis ist er stets der Mann mit der finsteren Miene. Einer, mit dem man sich als Gegenspieler besser nicht anlegt. Weil er sein Territorium mit jeder Faser seines Körpers verteidigt und Gift streut. Dorthin geht, wo es richtig weh tut und mit seiner Arbeitsmoral den erstmaligen Stanley-Cup-Gewinner aus Paradise prägt. «Er ist das Herz des Teams», sagt Sturmkollege Jonathan Marchessault, der MVP der Playoffs, über ihn.
Zwei Rückenoperationen innert neun Monaten
Mit einem Hattrick war er auch der Kopf bei der finalen 9:3-Gala der Vegas Golden Knights gegen die Florida Panthers. Als erst dritter Spieler in der NHL-Geschichte gelangen Stone im entscheidenden Spiel um den Stanley Cup drei Tore. Ausgerechnet ihm, der nie als grosses Talent galt und dem nachgesagt wird, ein schlechter Skater und ein hölzerner Spieler, fernab von jeglicher Eleganz zu sein.
Gedraftet wurde er 2010 von den Ottawa Senators – erst in der sechsten Runde. Und musste sich anschliessend vier Jahre gedulden, ehe er sich in der NHL festbeissen konnte. 2019 erfolgte dann der Wechsel zu den Vegas Golden Knights, die er seit 2020 als Captain anführt. Nun ist Stone im Hockey-Olymp angekommen.
«Das sind die verrücktesten Gefühle, die ich je hatte. Zu wissen, dass ich das mit meinen 25, 30 besten Freunden geschafft habe, macht es noch spezieller», sagt der aus Winnipeg stammende Kanadier in der Stunde des Triumphs tief bewegt. Erst auf die Playoffs war der Flügelstürmer nach einer langen Verletzungspause zurückgekehrt – zweimal innert neun Monaten musste er sich einer Rückenoperation unterziehen. Doch Stone gab nicht auf, sondern tat das, was er immer tut – er kämpfte sich mit viel Biss zurück.
Das Drama von Kosice
Ein Opfer seiner Winnermentalität wurde 2019 auch unsere Nati. An der WM 2019 in der Slowakei traf die Schweiz in den Viertelfinals auf Kanada. Zunächst glich Stone die Führung von Sven Andrighetto aus. Nico Hischier brachte die Nati wieder in Führung und mit anderthalb Beinen standen wir damals in Kosice bereits in den Halbfinals. Doch dann nahm Stone das Messer zwischen die Zähne, legte für Damon Severson auf, der 0,4 Sekunden vor Schluss doch tatsächlich noch zum 2:2 traf. In der Verlängerung (66. Minute) erledigte uns dann Stone mit dem 3:2 endgültig und fügte der Nati eine der bittersten Niederlagen aller Zeiten bei.
Mark Stone ist mittlerweile ein richtiges Schreckgespenst des Schweizer Eishockeys. Denn seit diesem durch ihn verursachten traumatischen Erlebnis haben wir einen Viertelfinal-Komplex, konnten nie mehr ein solches K.o.-Spiel gewinnen. Zuletzt sah man das vor drei Wochen an der WM in Riga bei der enttäuschenden 1:3-Pleite im Viertelfinal gegen Deutschland.