Alkoholismus. Der Kampf gegen diese Sucht beginnt täglich von neuem. Das weiss auch Bobby Ryan. Der NHL-Star (ex Detroit, Ottawa, Anaheim) hat ihn Anfang Woche einmal mehr verloren: Am Flughafen von Nashville wurde der vor wenigen Monaten zurückgetretene US-Stürmer verhaftet.
Ryan wurde zunächst dabei beobachtet, wie er in einem Laden Sachen klaute, diese dann unterwegs wieder ablegte und ein Restaurant betrat. Bei einem Drink an der Bar sitzend wurde der 35-Jährige von der alarmierten Polizei verhaftet.
«Er hatte Blut unterlaufene Augen und roch nach Alkohol. Er konnte nicht selbstständig stehen, wusste weder, wo er sich befand noch das Datum oder die Uhrzeit. Er stellte eine Gefahr für sich selbst dar», ist im Polizeibericht festgehalten. Nach acht Stunden in Untersuchungshaft wurde der Familienvater wieder freigelassen, weil die Anklage wegen Trunkenheit in der Öffentlichkeit abgewiesen worden war.
Ryan twittert: «Eigentlich peinlich»
Am nächsten Tag meldete sich Ryan auf Twitter, nachdem sein Profil mit unterstützenden Nachrichten überschwemmt worden war. «Ich habe so viele unglaubliche Nachrichten bekommen. Vielen Dank für alle. Heute ist (wieder) Tag 1. Eigentlich peinlich, aber das sollte es nicht sein. Heute wache ich auf und treffe einen besseren Entscheid.»
Es ist das nächste Kapitel in Ryans Leben, das in den letzten Jahren zu einer Tragödie geworden ist. Als im Sommer 2016 seine Mutter Melody an Krebs starb, stürzte der NHL-Star ab. Er nahm mehrere Anläufe für einen Alkohol-Entzug und scheiterte. Erst nachdem er sich traute, seine Krankheit öffentlich zu machen und das Hilfsprogramm der NHL-Spielergewerkschaft in Anspruch zu nehmen, fand er aus der Sucht.
Dafür nahm er sich bei den Ottawa Senators eine Auszeit. Als er im Februar 2020 sein Comeback gab, schoss er gleich im ersten Spiel ein Hattrick. Die Fans flippten aus, der frenetische Applaus trieb ihm die Tränen in den Augen.
Kurzaufenthalt in der Schweiz
Um Betroffene zu ermutigen, redet Ryan seither öffentlich über das Thema Alkoholsucht. Sowie seine prägende Kindheit mit einem gewalttätigen Vater, der im Rausch jeweils Bobbys Mutter verprügelte. Einmal schier bis zum Tod. Seiner schwierigen Jugend – Mutter Melody arbeitete in zwei Jobs, um das Leben finanzieren zu können – gibt der Zweitrundendraft (2005, Anaheim) nicht die Schuld für seine heutigen Probleme.
Und zu einem NHL-Star, der in seiner Karriere 67 Millionen Dollar verdiente, hat es der Olympia-Silber-Gewinner von 2010 dennoch gebracht. Die letzte Station seiner Laufbahn hätte in der Schweiz sein können: Mit Ambri hätte Ryan den letzten Spengler Cup spielen sollen. Nach der kurzfristigen Absage es Turniers offerierten im die Leventiner einen Vertrag bis zur Olympia-Pause. Doch er lehnte ab, weil er seine Familie nicht so lange alleine lassen wollte. Und auch jetzt braucht er seine Liebsten mehr denn je.