Joey Daccord zieht es vor, das Gespräch mit BLICK auf Englisch zu führen. Doch er versteht auch Schweizerdeutsch. Obwohl er nie hier gelebt hat. «Mit meiner Mutter unterhalte ich mich ab und zu noch auf Schweizerdeutsch. Doch wir sehen uns derzeit nicht so oft.»
Der Torhüter der Ottawa Senators hat drei Pässe, weil er in den USA geboren ist, seine Mutter Daniela aus der Nähe von Fribourg stammt und sein Vater Brian – der von 1986 bis 1992 bei Ambri und 1994/95 noch kurz bei Gottéron im Tor stand – Schweiz-Kanadier ist. Das letzte Mal war Joey vor sieben Jahren in der Schweiz zu Besuch.
«Ich fühle mich auch als Schweizer Spieler und bin stolz auf meine Herkunft», sagt der 24-Jährige, auf dessen Maske hinten ein Schweizerkreuz prangt.
Wie Tom Brady als Nummer 199 gedraftet
In den letzten Wochen hat er bei den Senators, die mit ihrem jungen Team keine Playoff-Ambitionen haben können, für Aufsehen gesorgt. Als sich Ersatzkeeper Högberg verletzte, rutschte Daccord ins NHL-Kader. Inzwischen kam er bereits zu acht Einsätzen und erlebte seine persönliche Sternstunde. Gegen Toronto fuhr er seinen ersten Sieg (4:3) in der NHL ein: zwei Jahre nach seinem Blitzeinstand und sechs Jahre, nachdem er als Nummer 199 gedraftet wurde – an der gleichen Stelle wie sein Jugendidol, Football-Legende Tom Brady.
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«Ja, es ist wie ein Märchen», sagt Joey Daccord. Dementsprechend emotional war er nach dem ersten Sieg – nachdem er erst in letzter Sekunde erfahren hatte, dass er für den verletzten Matt Murray einspringen musste. Im TV-Interview kämpfte er mit den Freudentränen. «Es war wirklich ein ganz spezieller Moment für mich. Davon träumt man schon sein ganzes Leben lang.» Mit seinen Leistungen und seiner Persönlichkeit hat er die Herzen der Fans erobert. «Ich versuche, einfach ich selbst zu sein», sagt der Keeper, der an der Arizona State University einen Abschluss in Sportbusiness machte.
«Ich möchte dereinst in der Schweiz spielen»
An sich gezweifelt habe er nie, sagt Daccord. Auch nicht als er letzte Saison in die drittklassige ECHL abgeschoben wurde und bei Schweizer Klubs im Gespräch war. Der SCB entschied sich in der Krise dann für Tomi Karhunen. «Daccord verfügt über zu wenig Erfahrung», befand der damalige Sportchef Alex Chatelain.
Könnte sich Daccord vorstellen, in die National League zu wechseln, falls er sich in der NHL nicht durchsetzt? «Ich möchte dereinst einmal in der Schweiz spielen – nicht nur wenn es hier nicht funktioniert. Am liebsten nach einer erfolgreichen NHL-Karriere.» Doch jetzt will er seine Chance in Ottawa packen. Im letzten Spiel gegen Vancouver verletzte er sich allerdings und dürfte für einige Zeit ausfallen.