Timo Meier, Sie sagten nach dem 5-Tore-Wahnsinn, Sie würden sicher besser schlafen als sonst. Und?
Timo Meier: Alles war wie immer. Mit dem Unterschied, dass ich mehr Nachrichten auf dem Handy vorfand. Ich schlafe nie gut nach den Spielen. Es war definitiv ein spezielles Spiel. Eines, das ich bestimmt nie vergessen werde.
Was für Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf?
Ehrlich gesagt, nicht viele. Ich realisierte einfach, dass fünf Tore mega cool sind. Doch ich will nicht zu hoch fliegen und mich auf die nächsten Herausforderungen fokussieren. Es stehen wichtige Spiele an.
Sie geben sich sehr bodenständig. Keine Emotionen?
Ich habe eben mit meinen Eltern telefoniert. Sie spürten bei meinen TV-Interviews, dass ich wirklich glücklich bin, weil ich so ein Lächeln im Gesicht trug. Grundsätzlich bin ich jemand, der nie zufrieden ist. Doch nun lief wirklich alles für mich. Jeder Schuss ging rein. Das perfekte Spiel.
Mussten Sie eine Runde ausgeben?
Wir waren noch ein, zwei Bierchen trinken. Natürlich auf meine Kosten. Am Dienstag hatten wir frei. Es ist schön, wenn man noch Zeit mit den Teamkollegen verbringen kann.
Wie haben Sie die Tore erlebt?
Das schönste Gefühl für einen Stürmer ist es, wenn man früh trifft. Das macht es einfacher. Ich war extrem glücklich mit dem Hattrick und der 4:1-Führung. Von da an liefen die Beine von alleine. Doch ohne meine Teamkollegen, die mir diese schönen Pässe gespielt haben, wäre das alles nicht möglich gewesen.
War Ihnen bewusst, dass nie zuvor ein Sharks-Spieler fünf Tore erzielt hatte?
Nein. Aber lustigerweise kam Assistent Mike Ricci nach dem Spiel in die Garderobe und hiess mich im 5-Tore-Klub willkommen. Er hat auch schon einmal fünf Treffer erzielt.
Und geblufft?
Genau. (lacht)
Wo sind die Torpucks nun?
Noch im Stadion. Ich werde aber sicher einen schönen Platz zuhause in der Schweiz finden, um sie aufzubewahren.
Es gab Zeiten, da trauten Ihnen nur wenige Menschen den Sprung in die NHL zu. Eine Genugtuung?
Du musst Leute, die nicht an dich glauben, als Motivation nehmen. Umso schöner, wenn man die Ziele erreicht. Meine Familie und meine engen Freunde haben immer an mich geglaubt. Sie ermöglichten mir, meinen Traum zu leben. Dafür bin ich dankbar.
Ihre Mutter bezeichnete Sie einst als knausrig. Trotzdem gönnten Sie sich nach Ihrem ersten NHL-Einsatz eine schicke Tasche. Und jetzt?
Ich habe nicht vorgesehen, etwas zu kaufen. Die Jungs machen sich über mein Auto lustig. Vielleicht gibt es irgendwann einen neuen Wagen. Aber im Moment bin ich glücklich mit allem, was ich habe.
Was besitzen Sie für ein Auto?
Ein kleines. (lacht)
Also kleiner als die Fahrzeuge Ihrer Teamkollegen?
Es ist kein Bentley, Rolls-Royce oder Ferrari. Ich habe kein Bedürfnis danach.
Werden Sie die Olympischen Spiele verfolgen?
Auf jeden Fall! Schade, dürfen wir NHL-Spieler nicht dabei sein. Nun erhalten andere die Chance, die Schweiz stolz zu machen. Es ist vieles möglich.
Und Sie werden als einziger Schweizer am NHL All-Star Game teilnehmen.
Die Vorfreude ist riesig. Diesen Moment werde ich geniessen.