Zum ersten Mal seit 2019 führt der Star-Verteidiger und Captain der Nashville Predators die Nati wieder an einer WM an. Allein seine Anwesenheit reicht schon aus, um selbst bei chronischen Nati-Pessimisten grosse Hoffnungen zu schüren. Über den unglaublichen Einfluss, den Roman Josi (33) auf dem Eis hat, ist im Lauf der Zeit schon fast alles gesagt oder geschrieben worden. Was logisch ist, bei einem der weltbesten Verteidiger. Aktuell hat er eine der produktivsten NHL-Spielzeiten seiner Karriere hinter sich – mit 85 Skorerpunkten, davon 23 Toren in der Regular Season.
Mehr über Roman Josi
Doch was für eine Persönlichkeit steckt hinter dem NHL-Star? «Roman? Er ist der König der guten Typen», sagt Ajoie-Sportchef Julien Vauclair (44) mit einem breiten Grinsen. Der ehemalige Nati-Verteidiger war beim Silberwunder 2013 mit Josi Teil der Schweizer Verteidigung. Die Erinnerungen des Jurassiers an ihn? «Er verfügt über ein sehr grosses Selbstbewusstsein.» Viele seiner Aktionen habe er mit einer derartigen Leichtigkeit ausgeführt, «dass es fast schon eine gewisse Arroganz ausstrahlte. Doch es war eigentlich keine Arroganz, sondern schlicht viel zu stark», so Vauclair lachend.
Besonnen und witzig
Auch als Persönlichkeit habe ihn Josi stets beeindruckt: «Was mir von der WM 2013 in Erinnerung geblieben ist, ist dieser Kitt, der in dieser Gruppe entstand, jeder zog mit. Dies hatten wir dem Duo Roman Josi und Nino Niederreiter zu verdanken». Einerseits durch ihre demütige Art, «aber auch als Spassvögel in der Kabine.» Josi sei einerseits ein sehr ruhiger und besonnener Zeitgenosse, «aber gleichzeitig immer zur Stelle, wenn ein Witz gemacht wird.» Josi wurde damals zum MVP der WM gewählt, «aber er führte sich nie wie ein Star auf. Er ist damals als Letzter aus Nordamerika zur Mannschaft gestossen und fügte sich in die Gruppe ein – und nicht umgekehrt.»
Vier Jahre zuvor hatte Josi am Heimturnier in der Schweiz sein WM-Debüt gegeben. Damals, 2009 war auch Félicien DuBois (40) erstmals dabei. Josi mit 19, DuBois mit 26. «Er war das Wunderkind und wir alle wussten, dass aus ihm ein Grosser wird. Trotz dieses fast unbegrenzten Potenzials nahm er sich selbst nie zu wichtig», sagt DuBois. Ein Jahr später, an der WM in Mannheim, bildeten er und Josi dann ein Verteidiger-Paar. «Ich habe seine sympathische Art immer geschätzt», so der heutige TV-Experte. Und gestaunt hat er über seine Leichtigkeit in allen Bereichen: «Roman ist auch ein ausgezeichneter Tennisspieler. Und wenn wir uns mit Fussball aufwärmten, war er auch immer der Beste. Er ist in allem gut, was er macht.»
Ein schüchternes Kind
DuBois gerät noch weiter ins Schwärmen, wenn er über Josi spricht: «Sein spielerisches Wesen hat mich immer beeindruckt. Er liebt es einfach, auf dem Eis zu sein und zu spielen – so simpel sich das auch anhören mag. Aber das zeigt sich in seinem Spiel und es ist daher kein Zufall, dass sein offensiver Einfluss so gross ist.» Sein spielerisches Flair habe Josi allerdings nicht davon abgehalten, hart zu arbeiten, um dorthin zu kommen, wo er jetzt ist.
Als er noch jünger war, war Thomas Zwahlen (64) sein Trainer beim SC Bern. Dieser half ihm, sich zwischen der U15 und der U20 zu entwickeln. «Das Schlimmste, was ein Trainer, der mit einem solchen Talent arbeitet, tun kann, ist, ihm Grenzen zu setzen», erzählte der aktuelle Headcoach der SCB-Frauen. «Ich habe mir gesagt, dass ich ihn nie bremsen darf, egal, was er auf dem Eis tut. Ich habe seinem Instinkt vertraut.»
Torhüter: Reto Berra (HC Fribourg-Gottéron), Leonardo Genoni (EV Zug), Akira Schmid (New Jersey Devils).
Verteidiger: Michael Fora (HC Davos), Andrea Glauser (Lausanne HC), Sven Jung (HC Davos), Dean Kukan (ZSC Lions), Roman Josi (Nashville Predators), Romain Loeffel (SC Bern), Christian Marti (ZSC Lions), Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils).
Stürmer: Andres Ambühl (HC Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Thierry Bader (SC Bern), Christoph Bertschy (HC Fribourg-Gottéron), Gaëtan Haas (EHC Biel-Bienne), Fabrice Herzog (EV Zug), Nico Hischier (New Jersey Devils), Ken Jäger (Lausanne HC), Philipp Kurashev (Chicago Blackhawks), Nino Niederreiter (Winnipeg Jets), Tristan Scherwey (SC Bern), Sven Senteler (EV Zug), Dario Simion (EV Zug), Calvin Thürkauf (HC Lugano).
Torhüter: Reto Berra (HC Fribourg-Gottéron), Leonardo Genoni (EV Zug), Akira Schmid (New Jersey Devils).
Verteidiger: Michael Fora (HC Davos), Andrea Glauser (Lausanne HC), Sven Jung (HC Davos), Dean Kukan (ZSC Lions), Roman Josi (Nashville Predators), Romain Loeffel (SC Bern), Christian Marti (ZSC Lions), Jonas Siegenthaler (New Jersey Devils).
Stürmer: Andres Ambühl (HC Davos), Sven Andrighetto (ZSC Lions), Thierry Bader (SC Bern), Christoph Bertschy (HC Fribourg-Gottéron), Gaëtan Haas (EHC Biel-Bienne), Fabrice Herzog (EV Zug), Nico Hischier (New Jersey Devils), Ken Jäger (Lausanne HC), Philipp Kurashev (Chicago Blackhawks), Nino Niederreiter (Winnipeg Jets), Tristan Scherwey (SC Bern), Sven Senteler (EV Zug), Dario Simion (EV Zug), Calvin Thürkauf (HC Lugano).
Als er Roman Josi zum ersten Mal sah, war dieser 14 Jahre alt. «Er war ziemlich zurückhaltend, fast schon schüchtern und sprach neben dem Eis nicht viel, besonders am Anfang», erinnert sich Zwahlen. «Uns war aber rasch einmal klar, dass er ein ganz Grosser wird. Unsere Aufgabe war es, ihn auf dem Weg zur Führungspersönlichkeit, zu begleiten.»
Beeindruckende Anpassungsfähigkeit
In der Saison 2006/2007 erlebte der heutige Servette-Spieler Arnaud Jacquemet (36) die erste U20-Weltmeisterschaft von Roman Josi als Teamkollege mit. «Roman war zwei Jahre jünger als der Rest des Teams. Für einen Spieler unter 20 ist das eine Menge, aber seine Anpassungsfähigkeit hat mich enorm beeindruckt. Abgesehen von einigen Streichen war er perfekt ins Team integriert», verrät der Walliser mit einem Schmunzeln.
Wenn man seine früheren Weggefährten Vauclair, DuBois, Zwahlen und Jacquemet so sprechen und schwärmen hört – die Vorfreude auf das erste WM-Turnier von Josi mit der Nati seit 2019 steigt noch mehr.