Traditionsverein EHC Chur klopft wieder im Profi-Eishockey an. Der frühere und zwischenzeitlich tief gefallene ehemalige NLA-Klub führt die Tabelle in der MyHockey League an und strebt den Aufstieg in die Swiss League an. Möglich machen sollen es Reto von Arx (47) und Jan von Arx (46), die den Verein in Graubündens Hauptstadt aus dem Dornröschenschlaf geweckt haben. «Sie haben viel Professionalität reingebracht», schwärmt Churs Interims-Präsident Carmine Di Nardo.
«Sicher haben wir auf einige Dinge den Finger draufgelegt, denn auf dem Eis wollen wir immer Qualität und Intensität haben», sagt Jan von Arx dazu. Aber der Schlüssel sei, «dass wir hier sehr gute Jungs haben, die mit Freude ins Training kommen, gewillt sind, ehrliche Arbeit abzuliefern, und Vertrauen in uns haben.» Die Symbiose zwischen den Von-Arx-Brüdern und dem EHC Chur, sie scheint etwas Spezielles und Dauerhaftes zu sein. Seit zweieinhalb Jahren sind sie dort – und kürzlich haben sie ihren Vertrag um zwei Jahre verlängert.
«Zügelunternehmen werden an uns nicht reich»
Dies, obwohl sicher auch an anderen Orten registriert wurde, dass die beiden HCD-Legenden in Chur gute Arbeit leisten. Da gab es doch sicherlich auch andere Angebote, oder? «Viele waren es nicht», sagt Reto von Arx dazu lediglich. Und ergänzt: «Zügelunternehmen werden an uns nicht reich. Wenn es uns an einem Ort gefällt, haben wir noch nie einen Grund gesehen, daran etwas zu ändern.» Sie betonen immer wieder, wie viel Spass ihnen die Arbeit in Chur mache, «und der Klub befindet sich in Aufbruchstimmung, verfügt über ein riesiges Potenzial», so Reto von Arx.
Mehr Eishockey
Die bevorstehende Aufgabe ist aber auch für die jeweils sechsfachen Davoser Meisterhelden, die im Eishockey eigentlich fast alles gesehen haben, neu. Da Chur der einzige Verein aus der MyHockey League ist, der ein Aufstiegsgesuch gestellt hat, reicht den Bündnern durch ein erleichtertes Aufstiegsprozedere in den ab dem 24. Februar beginnenden Playoffs der Halbfinal-Einzug. Sie müssen demnach lediglich ihre Viertelfinal-Serie gewinnen, dann ist das grosse Ziel bereits erreicht.
Gemeinsamer Job war das Ziel
Was bedeutet, dass die Churer nicht wie sonst im Hockey üblich zum Ende, sondern gleich zum Start der Playoffs in Bestverfassung sein müssen. «So etwas habe ich in der Tat noch nicht erlebt», sagt Reto von Arx zur Ausgangslage. Schiebt aber auch hinterher, dass es trotzdem nicht so einen grossen Unterschied mache: «Wir haben es oft genug erlebt, dass die erste Playoff-Serie die schwierigste ist. Umso wichtiger ist es, dass wir uns auf den Weg konzentrieren und nicht auf das Ziel.»
National League (5 von 14):
Lugano: Luca Gianinazzi (31)
Servette: Jan Cadieux (43)
Ambri: Luca Cereda (42)
SCL Tigers: Thierry Paterlini (48)
Ajoie: Christian Wohlwend (47)
Swiss League (3 von 10):
GCK Lions: Marco Bayer (51)
Winterthur: Frédéric Rothen (48)
Bellinzona Rockets: Raffaele Sannitz (40)
MyHockey League (10 von 12):
Chur: Jan von Arx (46)/Reto von Arx (47)
Huttwil: Daniel Bieri (44)
Seewen: Raphael Zahner (42)
Thun: Daniel Steiner (43)
Frauenfeld: Pascal Lamprecht (48)
Arosa: Rolf Schrepfer (50)
Franches-Montagnes: Vincent Léchenne (57)
Lyss: Manfred Reinhard (50)
Bülach: Ramon Schaufelberger (37)
GDT Bellinzona: Nicola Pini (48)/Nicola Celio (51)
National League (5 von 14):
Lugano: Luca Gianinazzi (31)
Servette: Jan Cadieux (43)
Ambri: Luca Cereda (42)
SCL Tigers: Thierry Paterlini (48)
Ajoie: Christian Wohlwend (47)
Swiss League (3 von 10):
GCK Lions: Marco Bayer (51)
Winterthur: Frédéric Rothen (48)
Bellinzona Rockets: Raffaele Sannitz (40)
MyHockey League (10 von 12):
Chur: Jan von Arx (46)/Reto von Arx (47)
Huttwil: Daniel Bieri (44)
Seewen: Raphael Zahner (42)
Thun: Daniel Steiner (43)
Frauenfeld: Pascal Lamprecht (48)
Arosa: Rolf Schrepfer (50)
Franches-Montagnes: Vincent Léchenne (57)
Lyss: Manfred Reinhard (50)
Bülach: Ramon Schaufelberger (37)
GDT Bellinzona: Nicola Pini (48)/Nicola Celio (51)
Nach ihrem gemeinsamen Rücktritt als HCD-Ikonen 2015, gingen die Gebrüder von Arx zunächst getrennte Wege. Jan stieg als Nachwuchscoach beim HCD ins Trainermetier ein, Reto durch verschiedene Coaching-Jobs beim Verband. «Aber es war immer unser Ziel, eines Tages etwas gemeinsam zu machen», so Jan von Arx.
2021 ergab sich diese Möglichkeit in Chur – und sukzessive führten sie den Verein an die Spitze der dritthöchsten Liga. Als gleichgestelltes Trainer-Duo. Und wenn sie sich mal nicht einig sind? Jan von Arx sagt: «Das kommt sehr selten vor. Und wenn doch, dann treffen wir uns irgendwo in der Mitte.» Reto ergänzt: «Oft merkt man dann, dass der andere Input die eigene Meinung besser gemacht hat. Streit hatten wir auf jeden Fall noch nie.»
Zerwürfnis mit ewigem Del Curto
Auf die Frage, ob es sie auch in ihrer längerfristigen Ausrichtung als Trainer nur als Duo geben wird, sagt Jan von Arx: «Wir haben keinen Bedarf, daran etwas zu ändern. Deshalb gehe ich schon davon aus, dass dies noch länger so bleiben wird.» Es als Trainer-Duo ganz nach oben, sprich in die National League zu schaffen, ist dabei nicht zwingend ihr Endziel. Ihre Prioritäten liegen anders. «Das Grösste ist es doch, wenn man als Trainer sagen kann, dass wir das Maximum aus den Möglichkeiten herausgeholt haben und die Mannschaft Ende Saison eine bessere ist als noch zu Beginn der Saison, unabhängig von der Stufe», sagt Ex-Stürmer Reto von Arx. Ex-Verteidiger Jan von Arx ergänzt: «Man weiss nie, was im Leben kommt. Was in zehn Jahren sein wird, können wir dann in zehn Jahren erzählen.»
Im Vergleich zu anderen Coaches hatten die Von-Arx-Brüder durch ihre HCD-Klubtreue während ihrer Spielerkarriere ausschliesslich einen Trainer: Arno Del Curto (67). Zum Ende hatten sie sich allerdings mit ihm verkracht. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie viel Del Curto steckt in ihrer Philosophie? «Nicht so viel», betont Reto, «doch dies hat nichts mit dem Zerwürfnis zu tun, sondern damit, dass sich das Eishockey taktisch und was die Trainingslehre anbelangt, enorm verändert hat. Aber es gibt sicher auch einige Sachen, die wir übernommen haben – etwa die hohe Intensität im Training, die auch uns sehr wichtig ist.»