So etwas gibt es nicht alle Tage im Schweizer Eishockey. Der SC Langenthal, ein ehemaliger Top-Klub aus der Swiss League, muss nach dem freiwilligen Abstieg in die MyHockey League eine komplett neue Mannschaft auf die Beine stellen. Dazu laden die Oberaargauer zum öffentlichen Training, einem sogenannten Try-Out. Vertragslose Eishockeyspieler können sich so der Klub-Spitze präsentieren.
Doch wie gut müssen die Spieler für die Amateurliga MyHockey League wirklich sein? Um das herauszufinden wagt sich BlickTV-Moderator Armando Flüeler aufs Glatteis. Kurz vor Trainingsbeginn steigt die Nervosität beim Hobby-Eishockeyspieler sichtlich. «Einen Stock richtig halten und ganz ordentlich Schlittschuhlaufen kann ich. Aber die Jungs hier haben alle eine top Hockeyausbildung. Ich habe schon grossen Respekt.»
Ein Schrecken mit Ankündigung
Doch wie ist es überhaupt so weit gekommen, dass Langenthal verzweifelt auf der Suche nach Spielern ist? Dazu spulen wir zurück in den Dezember 2022. Der SC Langenthal gibt den Rückzug aus dem Profibetrieb bekannt, nach 21 Saisons in der zweithöchsten Liga der Schweiz und drei Meistertiteln. Doch der Rückzug war absehbar. Seit Jahren schon sucht der SCL nach einer neuen Heimstätte. Das Stadion Schoren, Baujahr 1961, ist nicht mehr wirtschaftlich für einen Profiklub. Der Mietvertrag läuft aus. Pläne für ein neues Eisstadion gibt es seit Jahren, doch die Stadt tut sich schwer mit der Finanzierung.
Nun steht Langenthal vor einem Neubeginn und der ersten Saison in der MyHockey League. Aber: «Im Moment haben wir noch keinen einzigen Spieler unter Vertrag.» erzählt Sportchef und Geschäftsführer Marc Kämpf (32), der bis vor wenigen Wochen noch mit der ersten Mannschaft auf dem Eis stand. Sämtliche Verträge mit den bisherigen Spielern sind ausgelaufen.
Harte Gangart beim Try-Out
Gesucht ist nun ein klares Spielerprofil: «Ich will läuferisch starke Jungs. Wenn du gute Schlittschuhläufer hast, macht es alles einfacher.» Dass die erste Mannschaft aktuell aus null Spielern besteht, sieht der ehemalige SCB-Stürmer als Chance. «Wir können das Team jetzt genau so formen, wie wir wollen.» Kandidaten gibt es genug. Fast 40 Eishockeyspieler drängen sich am Samstagabend beim zweiten und letzten Try-Out in der Garderobe des SC Langenthal. Angereist sind sie aus der ganzen Schweiz, sogar aus dem nahen Ausland, um einen Platz im neuen Team zu ergattern. Viele von ihnen sind jung, U20-Junioren, heiss darauf ihre Karrieren zu lancieren.
Kurz vor Trainingsbeginn ist die Stimmung in der Garderobe angespannt. Auf dem Eis zeigt sich: Das Niveau beim Try-Out ist extrem hoch. Unter den wachsamen Augen von Coach Robert Othmann und Sportchef Marc Kämpf wird gesprintet, gecheckt, gekämpft. Jetzt wird entschieden, wer mit auf dem Eis steht, wenn sich der SC Langenthal in der MyHockey League neu erfindet.
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Für Blick-Reporter Armando Flüeler endet das Training übrigens bereits nach 15 Minuten. Nicht weil sich der Hobby-Eishockeyspieler verletzt. Sondern weil das Niveau für ihn schlicht zu hoch ist. «Ich kann mit den Jungs hier nie im Leben mithalten. Die Intensität ist krass, das Tempo, die Kraft. Wahnsinn!» Wie sehr Armando Flüeler beim Try-Out abgehängt wurde, gibt's im Video zu sehen.