Eskalation im Hockey-Verband
Warum Schärers Abgang nach Putsch riecht

Stefan Schärer ist nicht mehr Präsident des Schweizerischen Eishockeyverbandes. Zuletzt hatte er alle gegen sich. Die Ereignisse zeigen, wie viel Geschirr er innert kürzester Zeit bei den Hockeyanern zerschlagen hat, meint Blick-Sportchef Emanuel Gisi.
Publiziert: 05.12.2024 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2024 um 20:06 Uhr
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War nur ein bisschen mehr als ein Jahr Präsident des Schweizerischen Eishockeyverbandes: Stefan Schärer.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Stefan Schärer tritt als Präsident des Schweizer Eishockeyverbandes zurück
  • Schärer hatte Liga, Klub-Bosse und Verbandsmitarbeiter gegen sich aufgebracht
  • National League aufgebläht, Swiss League Trümmerfeld, NHL-Spielerzahl gesunken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Emanuel GisiSportchef

Er war angetreten, um den Laden aufzuräumen. Aber jetzt ist Stefan Schärer derjenige, der vor die Tür gestellt wird. Der Ex-Handballer hat ein bisschen länger als ein Jahr als Präsident des Schweizerischen Eishockeyverbandes überlebt. Zwar ist er am Donnerstag offiziell aus eigenen Stücken zurückgetreten. Aber die jüngsten Ereignisse lassen keine andere Interpretation zu: Schärer wurde aus dem Amt geputscht.

Schärer hatte zuletzt alle gegen sich. Die Liga hatte ihn zwar ins Amt gehievt, bald aber schon hatte er die mächtigen Klub-Bosse Peter Zahner und Marc Lüthi gegen sich aufgebracht. Und auch im eigenen Haus hatte der 59-Jährige bald keine Freunde mehr.

Dass an der Verbands-Weihnachtsfeier a) ein Teil der Belegschaft nur auftauchen wollte, wenn Schärer nicht anwesend sei und b) an besagter Feier laut über einen Streik auf der Geschäftsstelle nachgedacht wurde, lässt sich nicht allein auf den der Jahreszeit entsprechenden Glühweinkonsum schieben. Vielmehr zeigt es, wie viel Geschirr der Handballer bei den Hockeyanern innert kürzester Zeit zerschlagen hat. Mit seiner Art, aber auch, weil er inhaltlich in manchen Dossiers auf Abwege geraten war.

Gleichzeitig gilt aber auch: Mit Schärers Abgang sind die Probleme im Schweizer Eishockey nicht vom Tisch. Die National League ist immer noch aufgebläht, die Swiss League bleibt ein Trümmerfeld, die Zahl unserer NHL-Spieler hat in den letzten Jahren abgenommen und bei den Erstrunden-Drafts haben uns mittlerweile sogar die Österreicher abgehängt. Darüber können weder die WM-Silbermedaille aus dem letzten Frühjahr, noch die brummende National League hinwegtäuschen. Es gibt also genug Arbeit. Jetzt müssen Liga, Klubs und Verband zeigen, dass sie es ohne den ungeliebten Schärer können.

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