Der Medienrummel war riesig, als Florence Schelling (34) im April 2020 als erste Frau Sportchefin eines Eishockey-Klubs in der obersten Liga wurde. Klar, dass dieses Projekt unter besonderer Beobachtung stand.
Nach einem turbulenten Jahr wurde Schelling 2021 vom SCB wieder entlassen. Viertelfinal-Out in den Playoffs, Erfolglosigkeit. Viele sahen darin ein Bauernopfer. Denn in der Corona-Zeit, die damals herrschte, war es für Schelling schwierig, sich wirklich zu beweisen. Die Pandemie fasst auch SCB-Boss Marc Lüthi (63) im MySports-Talk «Let's talk about Hockey» auf.
«Sie war von heute auf morgen alleine»
Es sei schwierig gewesen und alle hätten Fehler gemacht, der Klub, aber auch er. «Florence hat in der Corona-Saison gestartet, ich war zutiefst davon überzeugt, dass sie das schaffen wird.»
Die Einarbeitung habe dann Lüthi persönlich übernommen. «Zu Beginn hatte ich Zeit, um sie einzuführen. Dann kam Corona und ich musste plötzlich um das Überleben des Klubs kämpfen. Ich hatte keine Sekunde mehr frei für sie, Florence war von heute auf morgen alleine.»
Anders sei es nicht gegangen und für einen anderen Coach als Lüthi hätte der SCB kein Geld übrig gehabt. Ausserdem, so Lüthi weiter, hätte es in dieser schwierigen Zeit einen erfahrenen Sportchef gebraucht. Einer, der wissen musste, wie alles funktioniert.
Die Krux an der Sache: Einen Monat nach der Schelling-Entlassung hatte der SCB mit Andrew Ebbett (40) einen Sportchef verpflichtet, der ebenfalls noch Grün hinter den Ohren war. «Es war damals schwer. Heute würde sie es schaffen. Florence wird ihren Weg gehen und Erfolge haben», sagt Lüthi, der mit Schelling unterdessen eine gute Beziehung pflegt.
Nicht mehr der Gleiche
Seit April 2023 und der Entlassung von Reto Raffainer ist der 63-Jährige wieder CEO. Alles auf Anfang wirds trotzdem nicht geben. Lüthi sei nicht mehr der Gleiche, wie in früheren Zeiten. Er spricht von einer Version 2.0.
«Die Zeit, in der ich die Spieler nach einem Rappi-Spiel nochmals aufs Eis geschickt habe, sind vorbei. Ich greife weniger ein und habe mit Martin Plüss und Pascal Signer (beratende Funktionen) zwei Junge, die mir helfen.»
Mit Plüss trifft Lüthi auf einen Charakterkopf, wie auch er einer ist. Dazu ist Pascal Signer in der Geschäftsleitung. Beide haben eine Menge Eishockey-Erfahrung. Plüss war von 2008 bis 2017 SCB-Spieler, seit 2018 hängt sein Trikot unter dem Hallendach. Pascal Signer war in Kloten CEO und beim Eishockey-Verband Direktor Swiss League. Lüthi: «Sie sagen nicht nur ‹Ja› und ‹Amen› – und das ist gut so.»