René Fasel hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er sich zu Russland hingezogen fühlt. Er bewundert Putin und sagte noch im September: «Jeder Versuch, mich davon abzubringen, wäre sinnlos.»
Nach dem russischen Kriegseinmarsch in die Ukraine hat sich Fasel gegenüber Blick nicht mehr äussern wollen. «Ich glaube nicht, dass ich wirklich in der Lage bin, eine so heikle und dramatische Situation zu kommentieren», sagte er höflich. In «La Liberté» redete Fasel dann trotzdem. Er verstehe nicht, warum man die Russen in praktisch allen Sportarten sanktionierte.
Der gelernte Zahnarzt pflegte auch eine enge Beziehung zu Alexander Lukaschenko. Vor einem Jahr hatte Fasels Umarmung mit dem Belarus-Diktator für Diskussionen und Kritik gesorgt.
Fasel nannte die Russen «meine Freunde»
Nun gibts erneut heftige Kritik. Szymon Szemberg rechnet mit seinem Ex-Kollegen ab. «René Fasel sollte die Ehrenpräsidentschaft der IIHF auf Lebenszeit entzogen werden, wenn er Wladimir Putin und den von ihm angezettelten Krieg nicht verurteilt und die Sanktionen gegen Russland und Belarus nicht unterstützt», sagt der Schwede in der finnischen Zeitung «Iltalehti».
Die beiden Männer kennen sich: Szemberg war von 2001 bis 2014 Kommunikationschef des Welteishockey-Verbandes, René Fasel war Präsident.
Szemberg weiter: «René hat Russland immer geliebt. Am Anfang war es wegen des Eishockeys. Er war von den russischen Spielern beeindruckt. Aber dann hat er seine Sympathie für Russland zu weit getrieben, so dass die Angelegenheiten der Russen eine Sonderbehandlung erhielten.»
Fasel habe daraus keinen Hehl gemacht, die Russen «meine Freunde» genannt, erzählt Szemberg weiter. Das habe etwa 2006 mit der Gründung der KHL (2008) begonnen, mit jener Liga, die hauptsächlich aus russischen Vereinen besteht und nach der nordamerikanischen NHL als die beste Liga der Welt gilt.
«Die KHL ist eine Liga, die von Wladimir Putin entworfen wurde und in der alle Führungspositionen mit Freunden des russischen Präsidenten besetzt wurden», so Szemberg.
Sotschi, ein persönlicher Kampf
Des weiteren sei René Fasel aktiv an der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi beteiligt gewesen. «René war sehr offen, was seine Unterstützung für Sotschi angeht. Er sagte öffentlich, dass er alles tun würde, um diese Bewerbung zu unterstützen», erinnert sich Szemberg.
Der Schwede glaubt, dass der Schweizer sich sehr wohl bewusst war, dass der Badeort Sotschi nicht die beste Wahl für die Austragung der Olympischen Winterspiele war. «Er wollte damit seine Loyalität gegenüber Russland und Putin beweisen, denn er wusste, dass die Olympischen Spiele ein sehr wichtiges Projekt für den Präsidenten waren.»
Happiger Doping-Vorwurf
Der Schwede wirft dem ehemaligen IIHF-Boss auch vor, das grösste von einer Regierung gesteuerte Doping-Programm aller Zeiten mit gefälschten Proben, vertuscht zu haben. Und das, obwohl das gesamte russische Frauenhockeyteam in einen Skandal verwickelt war. Szemberg: «Fasel legte beim internationalen Sportgerichtshof Berufung ein, um zu verhindern, dass die russischen Athleten zu langen Strafen verurteilt wurden. Er hat sich auch dafür eingesetzt, dass Russland das Recht auf die Nationalhymne behält.»
Szemberg bilanziert, dass René Fasel ein «netter und charmanter» Mann war. «Aber Macht, Prestige und der Wunsch nach Status hätten aus einem Präsidenten mit guten Absichten eine Person gemacht, die sehr von den Russen abhängig ist.»
Blick hat René Fasel mit diesen Szembergs Anschuldigungen konfrontiert. Fasel möchte das aber nicht kommentieren.