Faszination Fribourg
Darum gibt es in der Deutschschweiz viele Gottéron-Fans

Für Fribourg geht es im siebten Spiel der Playoff-Halbfinals um mehr als nur den Sieg. Was das auch mit Rocky Balboa und Jo Siffert zu tun hat.
Publiziert: 12.04.2025 um 15:04 Uhr
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Aktualisiert: 12:18 Uhr
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Dank ihnen wurden viele Deutschschweizer zu Fribourg-Fans: Andrei Chomutow (l.) und Slawa Bykow.

Darum gehts

  • Fribourg-Gottéron steht vor möglichem fünften Playoff-Final, erster Meistertitel in Reichweite
  • Klub aus der Unterstadt kämpfte sich sportlich nach oben
  • Gegründet 1937, stieg Gottéron 1980 erstmals in die NLA auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel LeuStv. Sportchef

Die 90er in Freiburg. Ich lebte damals während eines Jahres (wohlwollend aufgerundet) als unmotivierter Jus-Student im Sensebezirk, genauer gesagt in St. Antoni mit seinen 2000 Einwohnern (wohlwollend abgerundet). Egal, wo man sich damals in Freiburg aufhielt, ob an der Uni (eher selten) oder in den Beizen der Altstadt (eher öfters, Stichwort Cardinal), das Gesprächsthema war regelmässig der HC Fribourg-Gottéron.

Verständlich, denn in den Jahren zuvor war der Klub gleich dreimal im Playoff-Final gestanden. Dreimal gingen die Drachen als Verlierer vom Eis. Dreimal verpassten sie so den ersten Meistertitel der Klubgeschichte. Doch die klangvollen Namen von damals – Slawa Bykow, Andrei Chomutow, Pascal Schaller, Chad Silver, Mario Rottaris oder Dino Stecher – lassen bei vielen in die Jahre gekommenen Deutschweizer Hockeyfans noch immer die Augen erleuchten.

Heute, bald 30 Jahre später, ist etwas noch immer gleich wie damals: Gottéron wartet weiterhin auf den ersten Meistertitel. Ein Sieg am Samstagabend auswärts bei Lausanne und Fribourg stünde zum fünften Mal in einem Playoff-Final.

Aufschwung mit dem Abwasser aus der Oberstadt

Während des siebten Halbfinal-Spiels wird nicht nur ganz Freiburg hinter den Drachen stehen, sondern auch zahlreiche Deutschschweizer Fans, die in eben diesen 90ern dem Charme von Bykow/Chomutow und Co. erlegen sind. Die damals in die kultige Patinoire de Saint-Léonard pilgerten und die es heute noch immer tun, einfach in die umgebaute modernere BCF-Arena. Die sich endlich nach dem ersten Meistertitel sehnen. Und die mit Fribourg Erinnerungen an die guten, alten Zeiten verknüpfen.

Die Faszination für den HCFG liegt möglicherweise aber noch weiter in der Vergangenheit zurück. Gegründet wurde der Klub 1937 in der Freiburger Unterstadt, wo einst die armen Leute lebten und auf die die Leute aus der Oberstadt abschätzig hinunterschauten.

Die erfolgreichsten Freiburger Sportler

Klar, wer als Sport-Fan an Freiburg denkt, der denkt vor allem an Hockeyspieler. Es gibt aber auch noch andere Sportler aus dem Kanton Freiburg, die erfolgreich waren oder die es noch immer sind. Eine Auswahl.

Formel 1: Jo Siffert
Fussball: Michel Aebischer, Joël Corminboeuf, Stéphane Henchoz, Johan Vonlanthen, Cédric Zesiger
Beachvolley: Paul und Martin Laciga
Ski alpin: Jacques Lüthy, Alexis Monnet
Ski Freestyle: Mathilde Gremaud
Schwingen: Hans-Peter Pellet
Leichtathletik: Urs Kolly (Para), Audrey Werro

Klar, wer als Sport-Fan an Freiburg denkt, der denkt vor allem an Hockeyspieler. Es gibt aber auch noch andere Sportler aus dem Kanton Freiburg, die erfolgreich waren oder die es noch immer sind. Eine Auswahl.

Formel 1: Jo Siffert
Fussball: Michel Aebischer, Joël Corminboeuf, Stéphane Henchoz, Johan Vonlanthen, Cédric Zesiger
Beachvolley: Paul und Martin Laciga
Ski alpin: Jacques Lüthy, Alexis Monnet
Ski Freestyle: Mathilde Gremaud
Schwingen: Hans-Peter Pellet
Leichtathletik: Urs Kolly (Para), Audrey Werro

Sowohl damals als auch heute noch wird die Ober- mit der Unterstadt durch eine Standseilbahn verbunden. Angetrieben wird sie mit dem Abwasser der Stadt. Oder wie einst der Schriftsteller Niklaus Meienberg in seinem legendären «Magazin»-Beitrag über den Autorennfahrer Jo Siffert aus der Unterstadt 1972 erklärte: «Die Abwässer der Oberstadt füllen einen Behälter, der unter der Kabine angebracht ist, wodurch diese an Gewicht zunimmt und ihre Korrespondenzkabine in die Höhe zu ziehen vermag. In der Unterstadt werden die Abwässer entleert, und dadurch erfolgt eine solche Erleichterung, dass es (...) mühelos in die Höhe geht. Auf diese Weise lassen die barmherzigen Einwohner der Oberstadt die Mitbürger in der ‹basse ville› schon seit Jahrzehnten an ihren Exkrementen profitieren.»

Fast zur gleichen Zeit wie Siffert kämpfte sich in jenen Jahren auch der Hockeyklub Stück für Stück nach oben. Sei es sportlich, als man 1980 erstmals in die NLA aufstieg. Oder sei es geografisch, als man 1982 in die neu gebaute Patinoire de Saint-Léonard zog und so die Unterstadt verliess.

Gibts nur auf der Leinwand ein Happyend?

Die Geschichten von Gottéron (französischer Name des Flüsschen Galtera) und Siffert – sie sind quasi die Freiburger Pendants zu Hollywoods Rocky Balboa, dem von Sylvester Stallone gespielten Boxer, der sich aus ärmlichen Verhältnissen bis zum Schwergewichts-Champion hochgekämpft hatte.

Auf der Leinwand gab es damals ein Happyend. Ob das nun auch für Fribourg-Gottéron gilt? Mein heutiger Nachbar und Drachen-Fan Philippe, mit dem ich einst in Freiburg studierte und in St. Antoni in einer WG wohnte, ist zuversichtlich. «Nun könnte es endlich soweit sein. Ich habe ein gutes Gefühl», sagte er mir vor wenigen Tagen im Kellergang zwischen Altpapier und vollgestopften Abfallsäcken, als er nach fast 30 Jahren endlich seine alten Uni-Unterlagen entsorgte.

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