Coach Bayer über den zweiten ZSC-Sieg im Final
«Schön, dass Roger Federer mehr als 60 Minuten Hockey zu sehen bekam»

Es sind seine ersten Playoffs als Trainer auf der grossen Bühne. Nervös macht dies ZSC-Headcoach Marco Bayer (52) nicht. Im Gegenteil: Er strahlt eine enorme Ruhe und Gelassenheit aus – und spricht darüber.
Publiziert: 18.04.2025 um 13:03 Uhr
|
Aktualisiert: 18.04.2025 um 16:23 Uhr
1/5
Ein typisches Bild: Marco Bayer hat Spass als ZSC-Trainer.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_378.JPG
Marcel AllemannReporter Eishockey

Was sagen Sie zum 3:2-Sieg nach Verlängerung im zweiten Finalspiel? Es war schwieriger als in Lausanne.
Marco Bayer: Wir wussten, dass Lausanne eine Reaktion zeigen muss. Diese ist auch gekommen. Sie haben physischer gespielt, sie haben versucht, unsere Spielweise ein wenig zu kopieren. Aus meiner Sicht sind wir vielleicht ein bisschen zu einfach zur Führung gekommen. Dann schiesst Lausanne auf sehr effiziente Weise plötzlich zwei Tore und da merkte man dann, dass sie noch da sind, dass da was kommt. 

Und trotzdem konnte der ZSC das Steuer wieder herumreissen.
Je länger das Spiel dauerte, umso mehr haben wir uns wieder in unseren Spielfluss reingespielt, erarbeiteten uns Chancen und blieben geduldig. Ich habe der Mannschaft schon im zweiten Drittel gesagt, dass ich überzeugt bin, dass wir dieses Spiel gewinnen, wenn wir unsere Performance hinbekommen. Diese haben wir im ersten Drittel nicht gehabt, da haben wir nicht mit unserem höchsten Gang gespielt.

Was hat denn letztlich für den Umschwung gesorgt?
Wir sind dann eine höhere Intensität gegangen, hatten ein höheres Tempo mit dem Puck, haben diesen wieder besser laufen lassen und uns gegenseitig besser unterstützt. Das war der Schlüssel. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass auf der anderen Seite eine Top-Mannschaft steht. Diese hat die Qualifikation gewonnen. Das ist der Playoff-Final, da läuft man nicht locker und lässig mit 4:0 durch. Da muss man jeden Abend die beste Performance abliefern und diese hatten wir dieses Mal im ersten Drittel nicht, im zweiten und dritten Drittel und in der Overtime dann schon.

Sie haben ziemlich früh im Spiel die Linien umgestellt. Um die Sinne der Mannschaft zu schärfen?
Ja, manchmal muss man etwas versuchen, wenn man das Gefühl hat, dass es etwas stockt und der Flow fehlt. Deshalb habe ich diese Wechsel in den Linien vorgenommen. Es ist aufgegangen.

Können Sie etwas zu Siegesschütze Jesper Frödén sagen? Viele Tore gelingen ihm ja derzeit nicht, dafür wichtige.
Er hat unglaublich viel investiert in den letzten Spielen und kam zu einigen Chancen. Wenn man sie dann nicht macht, fängt man an zu überlegen und zweifeln. Deshalb bin ich mega happy, dass er das entscheidende Tor schiessen konnte. Ich bin davon überzeugt, dass der Knoten bei ihm jetzt geplatzt ist und noch weitere Tore folgen werden. 

ZSC setzt Lausanne mit Traum-Kombi Schachmatt
5:12
ZSC Lions – Lausanne 3:2 n.V.ZSC setzt Lausanne mit Traum-Kombi Schachmatt

Ihr hattet mit Roger Federer einen prominenten Zuschauer. Haben Sie ihn persönlich gesehen, war er in der Kabine?
Nein, das nicht. Aber es ist natürlich schön, einen so prominenten Sportler hier begrüssen zu dürfen. Umso schöner, dass er etwas mehr als nur 60 Minuten zu sehen bekam.

Wie sehen Sie es, mit einer 2:0-Führung im Rücken am Samstag nach Lausanne gehen zu können? Schön, oder?
Es ist sicher komfortabel, aber gewonnen haben wir noch nichts. Lausanne ist nun definitiv unter Zugzwang und wird alles reinwerfen, was es hat. Da braucht es von uns eine sehr disziplinierte Leistung. Wir müssen von Anfang an bereit, gut organisiert und defensiv verlässlich sein und schauen, dass wir unsere Nadelstiche setzen können. Und dann wird es am Ende wieder eine enge Angelegenheit werden.

Seit dem 30. Dezember 2024 ZSC-Cheftrainer: Marco Bayer.
keystone-sda.ch
Marco Bayer persönlich

Der Zürcher Marco Bayer (52) gehörte in jungen Jahren zu den grössten Schweizer Verteidigertalenten. Er war Junioren-Nationalspieler und wechselte bereits als 16-Jähriger von seinem Stammklub Dübendorf zu Davos. Via Chur und dem ZSC landete er 1994 bei Kloten, wo er zweimal Meister wurde. Weitere Stationen waren Zug, Ambri, Rappi und Langnau. 2009 beendete der ältere Bruder von Ex-Goalie Claudio Bayer seine Karriere. Insgesamt lief er auch 31 mal für die Nati auf und bestritt zwei WM-Turniere. Anschliessend stieg er ins Trainerbusiness ein. Als Assistent in Langnau und Rappi, bei den Junioren in Kloten und Bern. Dort wurde er als interimistischer Assistenztrainer 2016 an der Seite von Nothelfer Lars Leuenberger Meister. Später war er auch zwei Jahre Sportchef bei den SCL Tigers. In den letzten viereinhalb Jahren arbeitete Bayer primär mit jungen Spielern, als Headcoach der U20-Nati und zuletzt der GCK Lions. Am 30. Dezember trat der Dübendorfer als interne Lösung die Nachfolge des zurückgetretenen Marc Crawford als Cheftrainer der ZSC Lions an, gewann anschliessend mit seinem Team die Champions League und führte es in den Playoff-Final. Bayer ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Seit dem 30. Dezember 2024 ZSC-Cheftrainer: Marco Bayer.
keystone-sda.ch

Der Zürcher Marco Bayer (52) gehörte in jungen Jahren zu den grössten Schweizer Verteidigertalenten. Er war Junioren-Nationalspieler und wechselte bereits als 16-Jähriger von seinem Stammklub Dübendorf zu Davos. Via Chur und dem ZSC landete er 1994 bei Kloten, wo er zweimal Meister wurde. Weitere Stationen waren Zug, Ambri, Rappi und Langnau. 2009 beendete der ältere Bruder von Ex-Goalie Claudio Bayer seine Karriere. Insgesamt lief er auch 31 mal für die Nati auf und bestritt zwei WM-Turniere. Anschliessend stieg er ins Trainerbusiness ein. Als Assistent in Langnau und Rappi, bei den Junioren in Kloten und Bern. Dort wurde er als interimistischer Assistenztrainer 2016 an der Seite von Nothelfer Lars Leuenberger Meister. Später war er auch zwei Jahre Sportchef bei den SCL Tigers. In den letzten viereinhalb Jahren arbeitete Bayer primär mit jungen Spielern, als Headcoach der U20-Nati und zuletzt der GCK Lions. Am 30. Dezember trat der Dübendorfer als interne Lösung die Nachfolge des zurückgetretenen Marc Crawford als Cheftrainer der ZSC Lions an, gewann anschliessend mit seinem Team die Champions League und führte es in den Playoff-Final. Bayer ist verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.

Sie wirken enorm locker. Man sah, wie Sie unmittelbar vor dem Spiel in Lausanne auf der Bank lachten. Man sah, wie Sie in Spiel 2 vor der Verlängerung Teamarzt Gery Büsser zulächelten. Wie schaffen Sie es, derart locker zu sein, obwohl viel auf dem Spiel steht?
Es ist die Spielfreude. Etwas Schöneres als die Playoffs gibt es nicht. Es ist die schönste Zeit, die soll man auch geniessen. Ich weiss nicht, wie oft ich das noch erleben darf. Entsprechend geniesse ich jeden Moment, in dem ich der Trainer dieser Mannschaft sein kann. Ich versuche auch, mit meiner Art auf der Bank Ruhe zu vermitteln und Vertrauen zu geben, sodass die Mannschaft weiss, wir können jetzt da rausgehen und unser Hockey spielen. Das ist meine Art, so funktioniere ich.

War das auch ein Schlüssel für die Leistungssteigerung während Spiel 2?
Ich glaube schon, dass die Mannschaft das braucht. Wenn du jemanden hast, der hinter dir steht und an dich glaubt und dich dementsprechend positiv unterstützt, dann glaube ich schon, dass du gelöster, mit Spielfreude und Überzeugung aufs Eis gehst. Ich versuche dies mit meiner Art des Coachings zu vermitteln.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?