Spendierfreudiger Klub mit moderner Arena in einer der schönsten Städte der Schweiz an bevorzugter Lage am Genfer See sucht Spieler für seine Mannschaft in der National League. Würden Sie als Profi auf diese Annonce antworten? Keine Frage.
Allerdings gibt es von Gregory Finger, seit Januar 2023 alleiniger Besitzer des Klubs, nicht mal ein Foto. Nirgends. Der Mann ist ein Gespenst. Was man zu wissen glaubt: Finger wurde 1966 in Moskau geboren, ist seit rund 20 Jahren in der Region tätig und wohl auch wohnhaft, besitzt sowohl die russische, die amerikanische als auch die Schweizer Staatsbürgerschaft und verfügt – je nach Quelle – über ein Vermögen von zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar. Finger werden Verbindungen zu diversen russischen Oligarchen nachgesagt.
Playoff-Bilanz: Drei Mal verpasst, fünfmal im Viertelfinal Out
Seit der Klub 2013 in die NL zurückkehrte, gelang unter höchstem finanziellen Aufwand einmal die Qualifikation für den Halbfinal (2019 gegen die Tigers). Fünfmal war im Viertelfinal Schluss, dreimal verpasste man die Playoffs. In dieser Saison beschäftigte Lausanne insgesamt zehn teilweise hochkarätige, allerdings scheinbar nach dem Zufallsprinzip verpflichtete Ausländer (zwei Slowaken, ein Österreicher, drei Kanadier, ein Schwede, zwei Finnen und ein Tscheche) und immerhin diverse Schweizer Nationalspieler – für einen Platz unter den besten zehn Teams der Liga reichte es trotzdem nicht.
Stephan verabschiedet sich still und leise
In der Schlussphase der laufenden Saison verlor Lausanne die wegweisenden Spiele mit dem Gesamtscore von 1:13 (in Biel und gegen Zug) und trat dabei auf wie ein Team, das sich mit dem frühen Saisonende selbst ein Geschenk machen will. Keine Dringlichkeit, kein Aufbäumen, nicht mal Gegenwehr. Hinter den Kulissen – so berichten Insider – haben sich der Sportdirektor John Fust und der Trainer Geoff Ward (60, ein ehemaliger NHL-Coach und Nachfolger von Fust hinter der Bande) nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können. Die Hoffnungen, die Turbulenzen hinter den Kulissen würden mit dem Abgang des unberechenbaren ehemaligen Sportchefs und Mitbesitzers Petr Svoboda abflauen, erfüllten sich nicht.
Im Windschatten der Turbulenzen verabschiedete sich Torhüter Tobias Stephan (39) nach 19 Saisons in der National League, ein paar Jahren in Übersee (mit einer NHL-Partie für Dallas) und einer WM-Silbermedaille (2013, Stockholm) still und leise vom Profigeschäft.
So weitermachen, aber auf ein anderes Ergebnis hoffen?
Lausanne wird in der nächsten Saison wieder einen neuen Anlauf nehmen. Mit dem gleichen Führungspersonal? Das wäre wie die Hoffnung, mit den stets gleichen Methoden zu einem anderen Ergebnis zu kommen.