«Ich brauchte lange, um alles zu verarbeiten»
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Marco Vogt zum Basel-Konkurs:«Ich brauchte lange, um alles zu verarbeiten»

Aufstieg als Ziel – Bern als Cup-Traumlos
Basel-Vogt sass schon beim Konkurs in der Garderobe

Marco Vogt ist der einzige Spieler des aktuellen Teams, der 2014 den Konkurs der Sharks miterlebt hat. «Es war das düsterste Kapitel meiner Hockey-Karriere», sagt er. Mittlerweile haben sich laut Sportchef Olivier Schäublin die dunklen Wolken über den Klub verzogen.
Publiziert: 05.10.2020 um 14:58 Uhr
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Marco Vogt ist der einzige Spieler des aktuellen Basel-Kaders, der auch beim Konkurs der Sharks 2014 dabei war.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Nicole Vandenbrouck (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Er sitzt an seinem Platz in der Garderobe des EHC Basel. Aber nicht mehr am gleichen, den er vor sechs Jahren räumen musste. Marco Vogt ist der einzige Spieler der aktuellen Mannschaft, der den Konkurs der Sharks damals miterlebt hat. Die niedergeschlagene, aufgelöste Stimmung, die Enttäuschung. Auch SonntagsBlick war an jenem Morgen im Juni 2014 dabei, als die Spieler ihre Sachen packten.

«Ich werde nie vergessen, wie Familienväter unter uns den Tränen nahe waren. Alle hatten so viel Herzblut reingesteckt. Und dann wurden wir einfach vor die Türe gestellt», erzählt der mittlerweile 30-Jährige. Für die Spieler und den Staff kam der Konkurs völlig unerwartet. Es gab keine Anzeichen, die Löhne wurden bis Saisonende immer pünktlich ausbezahlt.

Cup-Hit live auf BlickTV

Am Montag geht in Basel der grosse Cup-Hit zwischen dem EHC Basel aus der dritthöchsten Spielklasse, der MySports League, gegen Gigant SC Bern über die Bühne. BlickTV überträgt das Spiel, das um 19.45 Uhr beginnt, exklusiv im Livestream aus der St. Jakob-Arena. Kommentiert wird die Partie vom Duo Emanuel Gisi/Dino Kessler. Als Studiogäste bei Damian Betschart werden erwartet: NHL-Verteidiger Jonas Siegenthaler (23) von den Washington Capitals, der 2016 mit den ZSC Lions den Cup gewann, und Davos-Sportchef und Ex-Nati-Direktor Raeto Raffainer (38), dessen Team letztes Jahr erst im Final in Lausanne gegen Underdog Ajoie gestoppt wurde.

Am Montag geht in Basel der grosse Cup-Hit zwischen dem EHC Basel aus der dritthöchsten Spielklasse, der MySports League, gegen Gigant SC Bern über die Bühne. BlickTV überträgt das Spiel, das um 19.45 Uhr beginnt, exklusiv im Livestream aus der St. Jakob-Arena. Kommentiert wird die Partie vom Duo Emanuel Gisi/Dino Kessler. Als Studiogäste bei Damian Betschart werden erwartet: NHL-Verteidiger Jonas Siegenthaler (23) von den Washington Capitals, der 2016 mit den ZSC Lions den Cup gewann, und Davos-Sportchef und Ex-Nati-Direktor Raeto Raffainer (38), dessen Team letztes Jahr erst im Final in Lausanne gegen Underdog Ajoie gestoppt wurde.

Doch von einem Tag auf den andern waren die Spieler arbeitslos. Auch Vogts Profitum endete abrupt. «Es war ganz schlimm für mich», erinnert er sich, «ich war 24 und im besten Hockeyalter. Ich habe mich noch auf so vieles gefreut.» Stattdessen musste er leer schlucken und sich neu orientieren. «Das war das düsterste Kapitel in meinem Hockeyleben.»

Erst vor zwei Jahren mit dem Thema abgeschlossen

Vogt versuchte noch, bei einem anderen Klub unterzukommen. Doch mitten im Sommer hatte alle ihre Kaderplanung bereits abgeschlossen. Und so wurde aus dem Stürmer ein Student, der nur noch als Hobby Hockey spielte bei Erstligist Zuchwil.

Die Basel Sharks existierten nicht mehr, die Gedanken ans Geschehene aber schon. «Ich brauchte lange, um alles zu verarbeiten», gesteht Vogt. «Effektiv abgeschlossen mit dem Thema habe ich erst vor zwei Jahren, als das Konkursverfahren auch auf dem rechtlichen Weg beendet war.» Da spielt Vogt schon wieder für Basel.

Denn vom Konkurs waren damals nur die Basel Sharks betroffen, nicht aber der EHC Basel/Kleinhüningen. Der Erstligist verkörperte von da an das «Spitzeneishockey» in Basel – und wollte wieder Spitze werden. Der Wiederaufbau startete direkt. Ein Teil davon war – und ist – Sportchef Olivier Schäublin.

Als Verteidiger spielte der Berner in der Konkurs-Saison bei den Sharks, hatte aber so seine Differenzen mit dem Trainer und wechselte im Januar 2014 nach Langenthal. Das Drama bekam er trotzdem hautnah mit. Er wohnte noch in Basel in einer WG mit Sharks-Spielern.

Schäublin blieb noch eine Saison in Langenthal. «Im April 2015 wollte ich eigentlich meine Karriere beenden», erzählt er. Stattdessen kehrte er nach Basel zurück. Man bot ihm im Klub-Management einen Job an. Schäublin, der an der Uni Fribourg den Bachelor in Sportmanagement gemacht hat, arbeitete sich ein. Und daneben spielte er 1.-Liga-Hockey. «Mit Basel erlebte ich die schönsten Momente meiner Hockey-Karriere mit den Aufstiegen in die National League 2003 und 2005.» Er wollte etwas zurückgeben, «es ist mein Herzensklub». Seit 2016 ist er Sportchef.

«Das Schiff auf Kurs gebracht»

«Es war ein Scherbenhaufen, das pure Chaos. Wir haben das Schiff zusammengeflickt und wieder auf Kurs gebracht», sagt Schäublin. «Es hing lange eine schwarze Wolke über den Klub. Die hat sich mittlerweile verzogen.» In den letzten drei Jahren hat der EHC Basel kontinuierlich grosse Schritte vorwärts gemacht. Mit dem Höhepunkt der Playoff-Finalqualifikation in diesem Frühjahr, bevor die Saison Corona bedingt abgebrochen wurde. «Davor hatte Basel 15 Jahre lang keine Playoff-Serie gewonnen», betont der Sportchef.

Auch Vogt erfüllt es mit Stolz, dass das Hockey in Basel wieder auf gutem Weg ist. Als er zurückkehrte, war der Wiederaufbau in vollem Gang. «Ich war damals auf einer Mission hier und konnte sie nicht beenden. Daran wollte ich anknüpfen», erklärt Vogt.

Der Aufstieg in die Swiss League ist das erklärte Ziel. Doch nun wartet zuerst das Cup-Highlight gegen den SC Bern auf den EHC Basel. «Natürlich werden uns Grenzen aufgezeigt, die man als Spieler nicht immer sehen will», so Vogt schmunzelnd, «dennoch ist es ein Traumlos für uns.»

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