«Aktuell haben wir minus 20 Grad!»
Nino Niederreiter über sein Leben in der Gefriertruhe Kanadas

Vor zehn Tagen wurde Nino Niederreiter überraschend von den Nashville Predators zu den Winnipeg Jets in die kälteste Metropole Kanadas transferiert. Ist das Leben hier wirklich so schlimm? Der Bündner gibt eine klare Antwort.
Publiziert: 09.03.2023 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2023 um 09:18 Uhr
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Aufgrund der Minus-Temperaturen muss sich Niederreiter in seinem neuen Wohnort besonders warm anziehen.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Nino Niederreiter muss sich bei seinem neuen Arbeitgeber in Winnipeg wie erwartet auch neben dem Eis richtig warm anziehen. «Draussen hat es aktuell minus 20 Grad», verrät der Churer im Telefongespräch mit Blick. Obwohl er noch vor zehn Tagen bei deutlich angenehmeren Temperaturen in Nashville gelebt hat, fühlt sich der 30-jährige Flügelstürmer in der kanadischen Provinz Manitoba schon ziemlich heimisch. «Weil die Stadt nicht den besten Ruf geniesst, betreibt die Klubführung einen gigantischen Aufwand, damit sich die Spieler hier dennoch sofort wohlfühlen. Das ist ihnen in meinem Fall gelungen. Auch deshalb, weil ich bei keinem anderen NHL-Team so gut gegessen habe – die Jets-Küche ist echt genial! Und überhaupt wird dir hier als Spieler praktisch jeder Wunsch erfüllt.»

Wohnungswechsel wegen Head-Coach

Die Organisation der Jets hat auch geholfen, dass der Schweizer in kürzester Zeit eine kleine, aber schmucke Wohnung gefunden hat. «Ich lebe unweit vom Eisstadion in einem der Hochhäuser in der Innenstadt im 23. Stock in einem Einzimmerappartement.» Ursprünglich wollte Niederreiter in ein Penthouse im 24. Stock einziehen. «Die Wohnung dort hat mir sehr gut gefallen. Aber dann habe ich die Information erhalten, dass unser Trainer auf diesem Stockwerk wohnt. Weil der Hierarchie-Gedanke in der NHL aber sehr ausgeprägt ist, bin ich zum Schluss gekommen, dass es besser ist, wenn ich einen Stock tiefer als der Boss lebe …»

Eishockey ist hier viel wichtiger als in den USA

Dass Head-Coach Rick Bowness sehr viel von seinem neuen «Swiss Winger» hält, belegen die Eiszeiten in den letzten beiden Spielen gegen Edmonton (fast 21 Minuten) und San Jose (19:08). Niederreiter hat das Vertrauen von seinem 68-jährigen Übungsleiter mit einem Assist gegen die Oilers und einem prächtigen Treffer gegen die Sharks gerechtfertigt. «San Jose-Keeper James Reimer liegt mit offenbar besonders gut. Gegen ihn habe ich in dieser Saison bereits sechsmal getroffen.»

Insgesamt 19 Goals hat Niederreiter in der bisherigen Spielzeit erzielt. Exakt 200 in seiner NHL-Karriere. Und spätestens seinem ersten Jets-Volltreffer weiss der Bündner, dass Eishockey von den Menschen in Kanada sehr viel leidenschaftlicher gelebt wird, als in den USA. «In Nashville kannst du als Eishockeyspieler nahezu unerkannt durch die Stadt laufen. Das ist in Winnipeg ganz anders, du wirst ständig angesprochen. Fast jeder glaubt, dass er selber das Potenzial zum General Manager hätte und versucht dir klarzumachen, was wir im Powerplay verändern sollten. Eishockey ist hier wie eine Religion!»

Diesen Mann vermisst Nino in Winnipeg

Niederreiter geniesst die einzigartige Stimmung, welche die heissblütigen Jets-Anhänger in der kältesten Stadt von Nordamerika entfachen. Ein Mitspieler aus Nashville vermisst er aber sehr: «Roman Josi ist als Mensch wie als Spieler nicht zu ersetzen.» Am übernächsten Samstag werden sich Niederreiter und Josi erstmals seit dem unerwarteten Trade wiedersehen - die Jets werden dann ein Auswärtsspiel bei den «Preds» bestreiten.

Niederreiter lässt bei Jets-Premiere die Fäuste fliegen
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Heisser Einstand für Winnipeg:Niederreiter lässt bei Jets-Premiere die Fäuste fliegen



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