Es wird die Sensation des Box-Jahres: Als Andy Ruiz Jr. (29) am 1. Juni Anthony Joshua (29) ausknockt, macht er sich zum Schwergewichts-Weltmeister in drei Boxverbänden und zu einem gefragten Mann. Der schwabbelbäuchige snickers-liebende Underdog, der den durchtrainierten Mega-Favoriten bezwingt – aus diesem Stoff sind Hollywood-Filme gestrickt.
Auch in Saudi-Arabien sind sie auf den US-mexikanischen Champion aufmerksam geworden. Und nachdem sich die Teams von Ruiz und Joshua nicht einigen konnten, ob der Rückkampf nun in Grossbritannien oder in den USA stattfinden soll, springen die Saudi in die Bresche. Der Fight soll am 7. Dezember «auf neutralem Boden» in Riad stattfinden.
Amnesty UK kritisiert Austragungsort
Ein mehr als fragwürdiger Austragungsort, kritisieren Menschenrechts-Organisationen. Der Kampf sei «eine weitere Gelegenheit für die saudischen Herrscher, ihr angeschlagenes Image über den Sport reinzuwaschen», sagt Felix Jakens von Amnesty UK dem «Guardian».
«Trotz einiger längst überfälliger Reformen der Frauenrechte ist Saudi-Arabien aktuell dabei, die Menschenrechte dramatisch zu unterdrücken. Frauenrechtler, Anwälte und Mitglieder der Minderheit der Schiiten werden alle verfolgt.» Zuletzt sorgte der Mord an Regimekritiker Jamal Khashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul für einen Eklat.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein grosser Box-Fight einen zweifelhaften Austragungsort findet: Der «Rumble in the Jungle» zwischen Muhammad Ali und George Foreman etwa ging 1974 im Zaire von Diktator Mobutu über die Bühne, im gleichen Stadion, in dem auch Hinrichtungen von Regimekritikern durchgeführt wurden. Der «Thrilla in Manila» zwischen Ali und Joe Frazier 1975 stieg auf den Philippinen des Diktators Ferdinand Marcos.