Natürlich, wir sind hier nicht beim Ballett. Und doch dürfte Anthony Joshua (31) leer geschluckt haben, als er den Tweet seines Rivalen Tyson Fury (32) zu Gesicht bekam. «Das einzige, was mich interessiert, ist, dir das Gesicht einzuschlagen», pöbelte Wilder-Bezwinger Fury in Richtung von Joshua.
Der hatte davor seinem britischen Landsmann geschmeichelt: «Mit einem richtigen Management wäre er längst ein Superstar», sagte Joshua der «Daily Mail» über Fury. Der Vorschlag des Goldjungen, der sich vor Jahren schon zum Ziel gesetzt hat, Box-Milliardär zu werden: Fury solle sich doch dem Management seines Promoters Eddie Hearn anschliessen. Dann würde er zum Superstar.
Ein Vorschlag, der beim 2,06-m-Brocken auf wenig Gegenliebe stösst. «Hat es dir wirklich noch nicht gedämmert, dass es mir nicht darum geht, ein Superstar zu werden, dass mich Berühmtheit nicht interessiert?», tönt er. «Ich bin ein Kämpfer.» Einer eben, der seinem Gegner das Gesicht einschlägt.
So weit, dass sich die beiden Briten, die die vier wichtigen Weltmeistertitel im Schwergewicht derzeit unter sich aufteilen, gegenüberstehen, ist es noch nicht. Am Samstagabend muss Joshua gegen den Bulgaren Kubrat Pulev (39) zuerst seine Titel bei den Verbänden IBF, WBO und WBA verteidigen, bevor im Frühjahr dann der Mega-Fight steigen kann.
«Mentale Schwächen» ausnutzen
Aber ist überhaupt sicher, dass sich Joshua gegen den routinierten Bulgaren behaupten kann? Der verlor im November 2014 seinen einzigen WM-Kampf gegen Wladimir Klitschko. Gegen Joshua wittert er nun seine Chance. Dass er ein Boxer von gehobener Klasse ist, ist unter Experten unbestritten. «Der wichtigste Tag meines Lebens», sagt Pulev pathetisch über den anstehenden Kampf. «Seit ich 12 bin, trainiere ich dafür. Mit 14 war ich bulgarischer Meister. Das hier ist mein Traum, es war auch der Traum meines Vaters.»
Er verspricht, Joshuas «mentale Schwächen» auszunützen. Der will davon nichts wissen. «Ich habe keinen Spalt mehr in meiner Rüstung», sagt er mit Blick auf seine Sensations-K.o.-Niederlage im Juni 2019 gegen Aussenseiter Andy Ruiz Jr. Im Gegenteil, er sei stärker als je zuvor. Tyson Fury wirds hoffen. Sonst wird es im Frühling nichts mit der Chance, dem Goldjungen das Gesicht einzuschlagen.