Wegen Russen-Zusammenarbeit
Schweizer Boxverband-Präsident tritt per sofort zurück

Es rumort gewaltig in der Schweizer Boxszene. Weil man entschieden hat, dem von Russen geführten IBA wieder beizutreten, hagelt eine regelrechte Rücktrittswelle auf den Verband ein.
Publiziert: 20.08.2023 um 21:57 Uhr
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Aktualisiert: 20.08.2023 um 23:06 Uhr
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Andreas Anderegg tritt nach 17 Jahren als Präsident von Swiss Boxing zurück, weil sich die Delegiertenversammlung des Verbandes entschieden hat, der IBA wieder beizutreten.
Foto: swisboxing.ch
Björn Lindroos

Knall beim Schweizer Boxverband Swiss Boxing. Präsident Andreas Anderegg (66) hat nach 17 Jahren im Amt per sofort seinen Rücktritt erklärt.

Der Grund für den plötzlichen Austritt: Die Delegiertenversammlung des Verbandes hat beschlossen, der International Boxing Association (IBA) wieder beizutreten. Der IBA ist ein internationaler Verband, der von russischen Funktionären geleitet wird. Präsident ist Putin-Freund Umar Nasarowitsch Kremlew (40). Erst Anfang Juni trat Swiss Boxing noch aus der IBA aus.

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«Ich habe nichts mehr in diesem Verband verloren.»
Andreas Anderegg, zurückgetretener Präsident von Swiss Boxing
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«Ich will nicht Teil von diesem Zirkus sein», sagt Anderegg zu Blick. «Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass ein Verband Gelder einsetzt von Gazprom, die bekanntlich auch den Angriffskrieg in der Ukraine finanzieren.»

«Die 17 Jahre waren eine schöne Zeit, aber nach diesem Entscheid wusste ich, dass ich nichts mehr in diesem Verband verloren habe», so Anderegg, der selbst fünffacher Schweizer Meister ist. Auch erscheint es ihm seltsam, dass die IBA plötzlich hohe Preisgelder aussetzt, obwohl das IOC seit der IBA-Suspension im Jahr 2019 keine Gelder mehr an diesen Verband ausrichtet.

Langjährige Mitglieder ziehen nach

Und Anderegg bleibt nicht der Einzige, der nach der Entscheidung Swiss Boxing den Rücken zukehrt. Wie Blick weiss, hat auch Vizepräsident Peter Stucki seinen Rücktritt erklärt. Stucki war jahrzehntelang einer der starken Männer beim Verband.

Weiter verlässt auch Verbandsrat Marcel Werder nach 19 Jahren das Boot. Dies teilt er am Sonntag auf Facebook mit. «Nach dem desaströsen Entscheid an der gestrigen Delegiertenversammlung, weiterhin bei der IBA zu bleiben, habe ich heute Morgen meinen sofortigen Rücktritt von all meinen Tätigkeiten eingereicht.» Er könne die Interessen von Swiss Boxing nicht mehr mit gutem Gewissen vertreten, solange man «der korrupten IBA» angehöre. Werder war auch als Delegierter für Ring- und Punktrichter und Mitglied der Medienkommission aktiv.

Nachfolger arbeitet für die IBA

Für den zurückgetretenen Präsidenten Anderegg ist der Entscheid auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele fatal: «Es ist denkbar, dass Schweizer Boxer nicht mehr an Olympia teilnehmen können.» Die IBA wurde nämlich Ende Juni vom Olympischen Komitee ausgeschlossen. Die Qualifikationsturniere für die Spiele werden bereits seit 2019 von einer Task-Force des IOC organisiert und nicht mehr von der IBA.

Einen Nachfolger hat man bei Swiss Boxing bereits gefunden: Wie der Verband am Sonntag mitteilt, wurde der ehemalige Amateurboxer Amir Orfia zum neuen Präsidenten gewählt. Brisant: Orfia, der 2013 und 2016 Vizemeister in der Schweiz wurde, arbeitete bisher als Projektmanager für die IBA.

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