Wer wissen will, wie heftig Tyson Fury (33) am letzten Samstag Deontay Wilder (35) vermöbelt hat, wirft am besten einen Blick in die Suspendierungs-Liste der Nevada State Athletic Commission. Die zog den Mann aus Alabama aus medizinischen Gründen gleich mal für sechs Monate aus dem Verkehr.
Die Ringschlacht von Las Vegas hallt auch Tage später noch nach – und begeistert einen der ganz Grossen. «Der Kampf von Fury gegen Wilder wird als einer der grössten in die Geschichte eingehen», schwärmt Schwergewichts-Legende Mike Tyson von dem Duell, das fünf Niederschläge mit sich brachte. «Es war ein Kampf voller Mut, Herz und Entschlossenheit. Am Samstagabend haben alle gewonnen», sagt «Iron Mike». Vor allem Fury hat ihn begeistert. Aber: «Beide gehören nun zu den Grössten aller Zeiten.»
Wo sich die Kontrahenten am Ende ihrer Karriere in der ewigen Bestenliste einreihen, wird die Geschichte zeigen müssen. Für den Moment aber scheint die Hackordnung klar. Blick sagt, wie das aktuelle Ranking der Schwergewichts-Boxstars aussieht:
1. Tyson Fury (33), 31 Siege, 1 Remis
Als Anthony Joshua am 25. September gegen Usyk seine WM-Gürtel verliert, ist der WBC-Weltmeister bloss Zuschauer. Und auch Fury ist an diesem Abend ein Verlierer: Der Mega-Fight unter Briten gegen Joshua platzt an diesem Abend im Tottenham-Stadion in London vorerst – und so gehen die rund 300 Millionen Pfund flöten, die Fury damit hätte einnehmen können. Fury selber macht den Job: Mit seinem K.-o.-Triumph im epischen dritten Duell mit Deontay Wilder (2 Fury-Siege, 1 Remis) stellt der grosse Entertainer klar, wer die Nummer 1 in der Schwergewichts-Division und aktuell der beste Boxer unter den schweren Jungs ist.
2. Oleksandr Usyk (34), 19 Siege
Der Ukrainer kommt, sieht und erobert das Schwergewicht im Sturm! Der grosse Cruisergewichts-Dominator schockt die Box-Welt, als er Joshua in seinem erst dritten Kampf in der Glamour-Division nach allen Regeln der Kunst dominiert. Usyk ist schneller, beweglicher, explosiver, schlauer, gefährlicher, er trifft den körperlich überlegenen Briten immer wieder empfindlich. Erst muss sich der Rechtsausleger im vertraglich vereinbarten WBO-, WBA- und IBF-Rückkampf gegen Joshua beweisen. Siegt er auch da, dann muss bald ein Titel-Vereinigungs-Duell mit Fury folgen.
3. Anthony Joshua (31), 22 Siege, 2 Niederlagen
Autsch. Nach der überraschenden Niederlage gegen Andy Ruiz Jr. setzt es für Joshua die zweite Pleite ab: Usyk zeigt ihm die Grenzen auf. Immerhin wird er im Rückkampf bald die Gelegenheit zur Revanche bekommen. Was für Joshua spricht: sein Sieg gegen Wladimir Klitschko 2017. Den Ukrainer hat neben ihm unter den aktuellen Spitzenmännern nur Fury geschlagen.
4. Deontay Wilder (35), 42 Siege, 2 Niederlagen, 1 Remis
Der «Bronze Bomber» drückte sich lange davor, gegen die ganz starken Gegner zu boxen. Dann wagte er sich endlich gegen Fury in den Ring. Das erste Mal gabs ein umstrittenes Unentschieden, danach kassierte Wilder zwei schwere Niederlagen. Sein grösster Trumpf ist seine Rechte – härter schlägt keiner. Wenn er trifft, ist für den Gegner fast immer Feierabend. Das kann ihn auch künftig zu einem gefürchteten Herausforderer machen.
5. Dillian Whyte (33), 28 Siege, 2 Niederlagen
Der dritte Engländer in den Top 5 der Schwergewichtler hat ein Problem: Er hat noch keinen grossen Gegner besiegt. 2015 brachte er den noch unbekannten Joshua immerhin ins Wanken, bevor er ihm unterlag. Ansonsten aber liest sich sein Palmarès nicht allzu beeindruckend. Vielleicht darf er bald Fury fordern, während dieser darauf wartet, dass Usyk und Joshua ihren Rückkampf hinter sich bringen.