Conor McGregor, Saul «Canelo» Alvarez oder Nate Diaz: Jake Paul (24), Social-Media-Star mit über 18 Millionen Followern auf Instagram, Musiker und seit kurzem Boxer, will die ganz grossen Namen der Kampfsport-Szene in den Ring locken. Dies macht er auf laute und penetrante Art. Aber auch ganz schön clever.
Im Dezember hat der Mann, der sich «The Problem Child» (deutsch: Problemkind) nennt, Ex-UFC-Champion Tyron Woodley krachend k.o. geschlagen. Es ist der fünfte Sieg des US-Amerikaners in ebenso vielen Kämpfen.
Doch wie wird aus einem Social-Media-Star ein Box-Profi? Paul wächst in Cleveland, Ohio auf und hat wie sein Bruder Logan seine Wurzeln im Ringen. Beide erlangen durch die ehemalige Videoplattform Vine grosse Bekanntheit, bevor sie auf Youtube zu grossen Stars werden.
Kein unbeschriebenes Blatt
Regelmässig überschreitet der 24-Jährige die Grenzen des guten Geschmacks. Jake macht einige Male Begegnungen mit der Justiz, unter anderem wegen Betrug, Hausfriedensbruch oder Ruhestörung.
2020 gibt Paul sein Profi-Debüt. Seine Gegner bisher: überschaubar. In seinem ersten Kampf setzt er sich gegen Youtube-Kollege AnEsonGib durch, bevor er im Vorprogramm des Schaukampf-Comebacks von Mike Tyson im Juli 2020 den Ex-NBA-Star Nate Robinson ausknockt.
MMA-Kämpfer statt Boxer
Mit Ben Askren und zuletzt zweimal Woodley sind seine letzten Gegner immerhin ehemalige MMA-Kämpfer. Mit einem Boxer hat Paul sich bislang nicht angelegt.
Trotzdem strotzt Paul vor Selbstvertrauen. Regelmässig deckt er in Videos oder Tweets seine Gegner oder mögliche Kontrahenten mit nicht-jugendfreien Schimpfwörtern ein.
Sein Argument: Millionen von Fans – und auch eine grosse Anzahl an Kritikern. Perfekte Voraussetzungen für ein Business wie Boxen, wo Fights an ihren Pay-TV-Einnahmen gemessen werden. Paul und Woodley sollen für ihren ersten Kampf beide mindestens zwei Millionen US-Dollar eingesackt haben.
50 Millionen für McGregor
Der in seinen fünf Kämpfen noch ungeschlagene Profi will aber mehr. Vor einem Jahr versucht er, UFC-Star Conor McGregor für 50 Millionen US-Dollar zu einem Boxkampf überreden.
Auch den aktuell besten Boxer der Welt, Canelo Alvarez, hat Paul ins Visier genommen. Vor einem Jahr wollte der Mexikaner noch nichts davon wissen: «Ich glaube wirklich, dass es ein Mangel an Respekt ist. Es geht nur um Geld.» Dass Youtuber und Basketballer Box-Lizenzen ausgestellt werden, habe ihm missfallen. Inzwischen ist der unumstrittene Weltmeister zurückhaltender: «Schwierig zu sagen, vielleicht ist es gut für den Boxsport, ein anderes Publikum. Wir wissen es nicht, aber es ist, wie es ist.»
Jakes Bruder Logan ist da schon einen Schritt weiter. Im vergangenen Juni hat der 26-Jährige mit Ex-Weltmeister Floyd Mayweather einen Showkampf absolviert. Das Niveau: bescheiden. Das Geld: umso besser. Jake Paul sieht sich so oder so eines Tages im Box-Olymp: «Wenn die Zeit reif ist, kämpfe ich vielleicht um den WM-Gürtel. Es wäre lustig, Weltmeister zu werden und dann zu sagen: ‹Ja, ich bin ein YouTuber. ›»