Irischer Mafia-Pate verdient mit
Drogenboss steckt mit Superstar Fury unter einer Decke

Eigentlich sollte sich Tyson Fury auf seinen Titelkampf gegen Dillian Whyte konzentrieren. Doch zuerst muss der Box-Superstar erklären, welche Verbindung er zu einem Mafia-Boss hat.
Publiziert: 21.04.2022 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 21.04.2022 um 18:05 Uhr
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Weltmeister und Drogenboss: Tyson Fury muss seine Verbindung zum international gesuchten Daniel Kinahan (l.) erklären.
Foto: Instagram
Emanuel Gisi

Schwergewichts-Champion Tyson Fury (33) überragt die Männer zu seiner Linken und Rechten um einen Kopf. Die rechte Faust hält er in Boxer-Pose vor die Brust, er grinst in die Kamera. Der Schnappschuss aus dem letzten Februar mag wie ein hundskommunes Fan-Foto aussehen, doch das Bild aus Dubai beinhaltet mächtig Sprengkraft: der Mann links neben Fury heisst Daniel Kinahan und zieht eine Blutspur hinter sich her. Seit einer Woche sucht das FBI offiziell nach ihm. Er ist ein gefürchteter Mafia-Boss.

Fünf Millionen US-Dollar kassiert, wer den US-Behörden Hinweise zuspielt, die zur Zerstörung des Kinahan-Kartells führen. Der irische Clan mischt im grossen Stil im internationalen Drogen- und Waffenhandel mit, mehr als ein Dutzend Morde werden der Bande vorgeworfen. Die irischen Behörden haben Kinahan bereits seit 2018 auf der Fahndungsliste, seit Jahren lebt er in Dubai im Exil.

Kinahan kassierte für Fury-Kämpfe Millionen

Und darum hat Fury nun ein Problem. Denn der WBC-Schwergewichtsweltmeister ist Kinahan im Emirat nicht zufällig über den Weg gelaufen. Die beiden Männer kennen und schätzen sich. Fury stand lange bei MTK Global unter Vertrag, dem Boxstall, den Kinahan vor einem Jahrzehnt gründete. Im Sommer 2021 dankte der 2,06 m lange Boxer dem Mafia-Paten überschwänglich, als es danach aussah, dass es zum Mega-Fight gegen Landsmann Anthony Joshua kommen würde. «Du hast es möglich gemacht!», rief er in die Kamera. Kinahan war offenbar als Vermittler eingesprungen.

Schweizer Hakobyan über das MTK-Gym

Der umstrittene Box-Mäzen Daniel Kinahan ist offiziell nicht mehr dabei: MTK Global ist mittlerweile in neuen Händen. Doch der Boxstall, den der Ire aufgebaut hat, existiert immer noch. Und er ist unter den Athleten beliebt. Der Schweizer Boxer Ando Hakobyan ist einer von wenigen Schweizern, der in den Camps von MTK Global trainiert hat. «Als Boxer muss ich sagen: Das Umfeld ist extrem professionell» sagt der Aargauer, der bereits in Riverside, Kalifornien, und in Marbella war und im Moment in Dubai in einem MTK-Trainingslager ist. «Das Gym ist riesig, die Coaches arbeiten alle Vollzeit, sie sind fest angestellt und tun alles für dich. Man merkt, dass die Leute dort das Boxen im Blut haben. Man unterstützt sich, man hat die gleichen Ziele.»

Gute Bedingungen also. «Und vor allem enorme Leidenschaft. Da gibt es niemanden, der ‹ein bisschen boxt›. Für die ist Boxen alles. Man opfert etwas, will den Erfolg. Man denkt 24 Stunden an den Sport. Das ist der Unterschied, warum sie Erfolg haben und wir in der Schweiz nicht.»

Der umstrittene Box-Mäzen Daniel Kinahan ist offiziell nicht mehr dabei: MTK Global ist mittlerweile in neuen Händen. Doch der Boxstall, den der Ire aufgebaut hat, existiert immer noch. Und er ist unter den Athleten beliebt. Der Schweizer Boxer Ando Hakobyan ist einer von wenigen Schweizern, der in den Camps von MTK Global trainiert hat. «Als Boxer muss ich sagen: Das Umfeld ist extrem professionell» sagt der Aargauer, der bereits in Riverside, Kalifornien, und in Marbella war und im Moment in Dubai in einem MTK-Trainingslager ist. «Das Gym ist riesig, die Coaches arbeiten alle Vollzeit, sie sind fest angestellt und tun alles für dich. Man merkt, dass die Leute dort das Boxen im Blut haben. Man unterstützt sich, man hat die gleichen Ziele.»

Gute Bedingungen also. «Und vor allem enorme Leidenschaft. Da gibt es niemanden, der ‹ein bisschen boxt›. Für die ist Boxen alles. Man opfert etwas, will den Erfolg. Man denkt 24 Stunden an den Sport. Das ist der Unterschied, warum sie Erfolg haben und wir in der Schweiz nicht.»

Der Kampf platzte, die Verbindung von Kinahan und Fury blieb bestehen. In den letzten Jahren hat der Mafia-Boss rund fünf Millionen US-Dollar aus dem Fury-Lager kassiert. «Beraterhonorare» seien das gewesen, sagt dessen Promoter Bob Arum. Die Promoter-Legende, die in den letzten Jahren jeweils erklärte, Kinahan habe sich ihm gegenüber immer korrekt verhalten, legt eine bemerkenswerte Kehrtwende hin. «Ich bin US-Bürger und unsere Behörden machen solche Schritte nicht leichtfertig.» Man werde die Sanktionen gegen Kinahan respektieren: «Wir werden mit ihm und seinen Leute nicht mehr zusammenarbeiten, sondern direkt mit Fury und seinem Anwalt.» Er habe «die Verbindungen sowieso auflösen» wollen.

Fury stellt sich ahnungslos

Er ist nicht die einzige Box-Grösse, die nun in Erklärungsnot gerät. Kinahan habe «die Leben von Boxern ausserordentlich verbessert», sagte WBC-Boss Mauricio Sulaiman laut dem «Guardian» einst.

Und Fury? Der stellt sich ahnungslos. «Ich bin nur ein dummer Boxer», sagt er im Vorfeld seines WM-Fights gegen seinen Landsmann Dillian Whyte (28 Siege, 2 Niederlagen) am Samstag zu britischen Medien. «Das ist alles nicht meine Sache. Es gibt absolut keine Verbindung.» Kinahan sei weder sein Berater noch habe er eine andere Rolle im Fury-Team. Auch mit MTK Global habe er nichts mehr zu tun. Das Lachen aus dem Februar dürfte ihm vergangen sein.


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