Darum gehts
- Félix Meier: Aufstrebender Schweizer Boxer mit vielversprechender Zukunft im Profiboxen
- Meier trainiert bei Boxing Kings, hat deutschen Pass, fühlt sich als Schweizer
- Drei Profikämpfe, drei K.o.-Siege in der zweiten Runde für Meier
Man muss zuerst absteigen, will man hoch hinaus. Der Trainingskeller der Boxing Kings im Berner Liebefeld-Quartier befindet sich in einer Tiefgarage. Es riecht nach Schweiss, harter Arbeit und grossen Träumen. An der Wand hinter dem Boxring, um den sich alles dreht, hängen vergilbte Poster, die Duelle ehemaliger Schweizer Boxgrössen ankündigen. Das ist Vergangenheit.
Die Zukunft steht zusammen mit Alain Chervet im Ring. Félix Meier attackiert die Pratzen, die ihm sein Trainer hinhält. «To become a champion, fight one more round», steht in weisser Schrift auf der seitlichen, rot bemalten Wand. Man könnte den Satz salopp mit «Ohne Fleiss, kein Preis» übersetzen.
Félix Meier ist neu im Stall der Boxing Kings. Seit September 2024 wird er hier von Alain Chervet trainiert – im November wurde er vom Schweizer Boxpromoter Leander Strupler mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet. Strupler, der mit der Berner Boxpromotion Swiss Pro Boxing auch Champion Angelo Peña managt, sieht in Meier die Zukunft: «Félix bringt unumstritten alles mit, um zum erfolgreichsten Schweizer Boxer der kommenden Jahre zu werden.»
Drei Profikämpfe, drei K.o.-Siege
Doch der Weg zum international erfolgreichen Profiboxer ist lang und hart. Und ohne Fleiss, Leidenschaft, Geduld, Selbstdisziplin und Ausdauer – ohne ein riesengrosses Kämpferherz geht nichts. «Es spielen viele Faktoren eine Rolle, wenn es darum geht, ob es einer schafft oder nicht», sagt Trainer Alain Chervet, der frühere Profiboxer, der aus Erfahrung spricht. «Ich denke, dass Félix in absehbarer Zeit nicht nur in Bern, sondern in der ganzen Schweiz zu einem Zugpferd dieses Sports werden kann. Auf dieses Ziel arbeiten wir hin.»
Als Junior und Amateur wurde Meier mehrere Male Schweizer Meister, nun hat er seine Visitenkarte ergänzt mit drei Siegen aus drei Profikämpfen, dreimal schlug er dabei den jeweiligen Gegner in der zweiten Runde k.o. Eine blitzsaubere Bilanz. Meier hat die ersten Stufen auf dem Weg nach oben in bemerkenswerter Manier erfolgreich erklommen.
Dank des Vertrags mit Swiss Pro Boxing sind ihm in den nächsten Jahren Kämpfe auf national viel beachteten Bühnen garantiert. Die nächste Gelegenheit, sein Können zu zeigen, gibt es am 18. April, wenn das Stadttheater in Bern bereits zum fünften Mal zum Boxtheater umfunktioniert wird. Meier wird bei «Boxen statt Theater» am Karfreitag gegen den 28-jährigen Yaya Kone aus Parma (It) antreten. Dieses Duell ist neben Angelo Peñas Mission Titelverteidigung gegen den Franzosen Karim Guerfi der zweite Hauptkampf des Abends.
Genau hingeschaut, entdeckt man bei Meiers Vornamen einen Accent aigu auf dem e. Die richtige Schreibweise ist Félix. Meier ist in Lausanne geboren und aufgewachsen. Seine Mutter ist Deutsche. Félix spricht perfekt Französisch und Hochdeutsch. Seine Eltern sind schon lange getrennt, er lebt mit seiner Mutter zusammen, die ihn grosszog, hat in Lausanne eine Freundin und pendelt zwischen Bern und dem Genfersee.
«Meiner Mutter und meiner Freundin wäre es lieber, ich hätte einen anderen Beruf gewählt», sagt Meier. «Aber ich möchte nicht warten, ich will es jetzt versuchen und mit dem Boxen so weit kommen, wie es möglich ist. Ich möchte mich jeden Tag ein bisschen verbessern, und ich glaube fest daran, dass mich dieser Weg irgendwann an ein schönes Ziel bringt. Das Boxen ist für mich grösser als ein Beruf. Es ist meine Bestimmung, das spüre ich.»
Meier hat auch den deutschen Pass
Meier ist ein ruhiger Zeitgenosse, ein Typ Traumschwiegersohn, keiner mit grosser Klappe; über andere Boxer sagt er nichts Negatives. Respekt und Anstand schreibt der 20-Jährige gross. Und dass der Weg an die Spitze schwierig wird, das weiss er. «Mein Grossvater war als junger Mann im Krieg und in russischer Gefangenschaft. Und mein Vater musste sich alles, was er erreicht hat, hart erarbeiten und selber aufbauen – genauso wie meine Mutter, die eine grosse Chrampferin ist und mir diese Mentalität weitergegeben hat. Ich bin also geerdet und weiss, was es bedeutet, hart für eine Sache zu kämpfen. Dazu bin ich bereit.»
Meier hat neben dem roten auch den deutschen Pass. Aber er fühlt sich ganz als Schweizer. «Das hat auch Vorteile. In Ländern, in denen der Boxsport einen grossen Stellenwert hat, nimmt man einen Schweizer nicht wirklich ernst. Dazu habe ich noch eine liebe Stimme, sehe nett aus und falle nicht mit aggressiver Wortwahl auf. Dieses Bild kann meine Gegner dazu verleiten, mich sportlich zu unterschätzen. Und das ist dann definitiv keine gute Idee für sie.»