Die «Kobra» Arnold Gjergaj erklärt Blitz-Rücktritt
«Meine Frau wollte, dass ich nicht mehr boxe»

Im November 2024 sollte er noch als Kämpfer im Ring stehen. Rund drei Monate später tritt Arnold «The Cobra» Gjergjaj zurück und äussert sich zu seiner Zukunft.
Publiziert: 20.02.2025 um 20:43 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2025 um 21:27 Uhr
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Arnold Gjergjaj: Der Basler bestritt 41 Profikämpfe in seiner Karriere.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • Arnold Gjergjaj beendet überraschend seine Boxkarriere auf Wunsch seiner Frau
  • Gjergjaj engagiert sich für Jugendliche und gibt sein Wissen weiter
  • Er wurde EBU-Europameister und WBF-Weltmeister
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joël HahnPraktikant Sport

Damit hat niemand gerechnet: Obwohl Arnold Gjergjaj (40) letztes Jahr einen seiner grössten Kämpfe angekündigte, ist jetzt plötzlich Schluss. Am Mittwoch erklärte «The Cobra» in Basel, was hinter seinem unerwarteten Rücktritt steckt: «Meine Frau wollte, dass ich nicht mehr boxe.»

Die Diskussion begann Ende letzten Jahres, als Gjergjaj eigentlich in Heidelberg (De) um einen Europameistertitel kämpfen wollte. Doch eine Ellbogenverletzung liess den Kampf platzen. Für seine Frau Marta war klar: Dies sollte das Ende seiner Karriere bedeuten.

Doch der Vater eines Sohnes konnte sich nicht damit abfinden. Er wollte weitermachen – zumindest noch für diesen einen letzten Fight. «Meine Frau wollte nicht, dass ich weitermache, und hat sich an meinen Bruder gewandt.» Daraufhin setzten sich alle Beteiligten an einen Tisch. Nach langen Gesprächen fiel die Entscheidung gemeinsam. Neben der Verletzung spielte auch sein Alter eine Rolle. Und – worüber Gjergjaj während der Karriere nie redete: Er kämpfte wiederholt mit Herzproblemen.

Trotz Debakel – Haye-Kampf als Highlight

Damit endet eine der bemerkenswertesten Schwergewichtskarrieren der Schweiz. Da seine Eltern in den Kosovo zurückgekehrt waren, mussten Arnold Gjergjaj und seine Schwester früh auf eigenen Beinen stehen. Der Sport war sein Rettungsanker, bewahrte ihn davor, auf die schiefe Bahn zu geraten. «Es war hart. Boxen in der Schweiz war kein grosses Thema und stand nicht in der Öffentlichkeit.» Doch er gab nicht auf, trainierte unermüdlich und kämpfte sich an die nationale Spitze.

Rückblickend ist Gjergjaj dankbar für alles, was er im Kampfsport erleben durfte. Sein Highlight? Der Kampf 2016 in London gegen David Haye (44). Dort unterlag er zwar deutlich, doch allein vor 16'000 Fans in einem solchen Ring zu stehen, war ein Meilenstein, schildert er.

Jetzt will er Jugendliche vor Problemen bewahren

Gjergjaj gehört zu den ganz Grossen der Schweizer Boxszene. Ein Schweizer EBU-Europameister und WBF-Weltmeister im Schwergewicht – das hatte es zuvor noch nie gegeben. Doch jetzt beisst die Kobra nicht mehr zu.

Untätig wird er nicht bleiben. Sein Wissen und seine Erfahrung gibt er an die nächste Generation weiter. Im Boxklub trainiert er junge Talente, gleichzeitig setzt er sich mehr denn je für Jugendliche mit Problemen im Alltag ein.

Das macht er gemeinsam mit einem Pfarrer. «Junge Leute brauchen einen Antrieb und müssen gefordert werden, sonst kommen sie auf dumme Gedanken.» Er spricht mit leidenschaftlicher Stimme – es ist deutlich zu spüren, wie viel ihm dieses Projekt bedeutet.

Auch abseits des Rings hat Gjergjaj genug zu tun: Als Tankstellenbesitzer und Motivationscoach bleibt er beschäftigt und freut sich auf dieses neue Kapitel seines Lebens. Dass es keinen grossen Abschiedskampf geben wird, ist für ihn keine grosse Sache. Er hat die von seiner Frau erhoffte Entscheidung akzeptiert – und blickt nach vorne.

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