Die Beachvolley-Schwestern Anouk (32) und Zoé Vergé-Dépré (26)
Rivalinnen im Kampf ums Olympia-Ticket

Es ist ein brisantes, weil familieninternes Fernduell um die Teilnahme am Olympia-Turnier in Paris. Eine der Vergé-Dépré-Schwestern wird dort im Sand stehen. Ist es die erfahrenere Anouk mit ihrer Partnerin Joana Mäder? Oder die aufstrebende Zoé mit Esmée Böbner?
Publiziert: 27.04.2024 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2024 um 15:01 Uhr
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Die Beachvolley-Schwestern Anouk (l.) und Zoé Vergé-Dépré haben ein inniges Verhältnis.
Foto: Zamir Loshi
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Ein Blick aufs derzeitige provisorische Olympia-Ranking im Beachvolleyball dürfte eine Berner Familie erschaudern lassen. Direkt hintereinander platziert sind die jeweiligen Teams der beiden Schwestern Anouk und Zoé Vergé-Dépré. Pro Nation und Geschlecht qualifizieren sich zwei Duos fürs Olympia-Turnier. Weil der Vorsprung von Tanja Hüberli und Nina Brunner bereits gross ist und sie damit ihr Ticket für Paris ziemlich sicher in der Tasche haben dürften, duellieren sich die Schwestern nun um den zweiten Startplatz für die Schweiz.

Für den nationalen Verband und dessen Beachvolleyball-Chef Sebastian Beck eine besondere Situation mit zwei Betrachtungsweisen. «Wir sind natürlich froh, dass wir als kleine Nation zum ersten Mal in der Geschichte unseres Frauen-Beachvolleyballs drei Teams für zwei Plätze haben», betont der 41-jährige Ex-Spieler und -Trainer, «das spricht für unsere Entwicklung.» Dass es nun ausgerechnet zu einem Zweikampf zwischen den Schwestern kommt, mache die Ausgangslage noch schwieriger. Es sei ein sportlicher Kampf.

Diesem stellt sich Anouk Vergé-Dépré mit Joana Mäder. Die beiden 32-Jährigen bilden seit 2017 ein Duo. Sie gewannen 2021 in Tokio Olympia-Bronze und feierten im Jahr davor den EM-Titel. Auf dem Weg zur WM-Bronze-Medaille im Sommer 2022 verletzte sich Blockspielerin Mäder (damals noch Heidrich) bei einem Service schwer an der Schulter. Seit ihrem Comeback vor einem Jahr sind die Olympischen Spiele in Paris das grosse Ziel.

Turniersieg verschärft Konkurrenzkampf

Zoé (26), die jüngere Vergé-Dépré-Schwester, spielt seit 2017 mit Esmée Böbner (23). Das Duo liess an der letztjährigen EM in Wien mit einem 5. Platz aufhorchen. Sie verloren dort den Viertelfinal gegen ihre Landsfrauen und späteren Europameisterinnen Tanja Hüberli und Nina Brunner 1:2. An der WM 2023 wurden Vergé-Dépré/Böbner Neunte. Zuletzt spielten sie sich mit dem Triumph beim Challenger-Turnier (zweithöchste Kategorie) in Guadalajara (Mex) ins Rampenlicht. Und verschärften damit noch den Konkurrenzkampf ums zweite Olympia-Ticket.

Aktuell belegen sie den 15. Platz im provisorischen Olympia-Ranking – direkt vor Vergé-Dérpé/Mäder. Die besten 17 Duos dieser bereinigten Rangliste, für die die besten zwölf Resultate aus dem Zeitraum zwischen dem 1. Januar 2023 und 10. Juni 2024 zählen, qualifizieren sich für Paris. Befinden sich die amtierenden Weltmeisterinnen (Hughes/Cheng, USA, aktuell Platz 3) darunter, sind es 18 Duos. Ein Startplatz ist fürs Gastgeber-Land, also Frankreich, reserviert. Die letzten fünf Plätze werden an den Continental-Cup-Turnieren ausgespielt. Das Olympia-Turnier bestreiten pro Geschlecht 24 Teams.

Beachvolleyball wird nicht thematisiert

Natürlich werden auch die beiden Schwestern auf die brisante Situation angesprochen. Offensichtlich so oft, dass Zoé Vergé-Dépré auf Instagram die Antworten auf die häufig gestellten Fragen lieferte. Sie beschreibt die Ausgangslage als die herausforderndste Phase ihrer Karriere. «Ich bin in der Situation, dass wir gegen das Team von jemandem antreten, den ich seit meiner Kindheit unterstütze und anfeuere. Ich habe immer gehofft, dass sie gute Leistungen erbringt, ihre Ziele erreicht und ich war nervös vor ihren Spielen», schreibt die Abwehrspielerin. Sie müsse noch immer lernen, damit umzugehen, dass ihre Schwester und deren Team nun die grössten Rivalen im Olympia-Rennen sind.

Trotz ihrer Erfahrung ist es auch für eben diese Rivalin keine leichte Konstellation. «Einerseits freue ich mich, dass meine Schwester so erfolgreich ist, dass sie solche Fortschritte gemacht hat. Dazu habe ich ja auch ein bisschen beigetragen als grosse Schwester. Andererseits macht es meinen Weg schwerer, um meine Ziele mit unserem Team zu erreichen», sagt Anouk Vergé-Dépré.

Sie betont, dass ihr enges Verhältnis untereinander jedoch nicht darunter leide. «Wir haben genügend Sensibilität füreinander, dass das unsere Schwestern-Beziehung nicht beeinträchtigen wird.» Auch, weil beide beschlossen haben, momentan über alles zu sprechen – ausser über Beachvolleyball. Das Merkwürdigste ist laut Zoé, dass sie derzeit die Erfolge der anderen nicht mehr gleichermassen feiern können wie früher. Ihre Eltern Sandra und Jean-Charles sehen es laut den Schwestern am entspanntesten. «Sie haben die Tickets für Paris gebucht», so Zoé, «aber wen werden sie dort anfeuern?»

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