Auf einen Blick
- Kyshawn George steht vor seinem NBA-Debüt
- Der Romand spielt mit den Washington Wizards gegen die Boston Celtics
- In der Vorbereitung erhielt Geroge Tipps von Thabo Sefolosha
Thabo Sefolosha (40), dann Clint Capela (30) und jetzt Kyshawn George. «Ich fühle mich jetzt schon wie der dritte Schweizer in der NBA», sagt der 20-jährige Romand vor seinem ersten offiziellen Match in der besten Basketball-Liga der Welt. Im Juni wurde er von den New York Knicks in der ersten Runde gedraftet und dann umgehend zu den Washington Wizards getradet.
«Als ich hier ankam, erwartete ich nicht viel», erzählt der Mann aus Chablais. Georges Plan: «Ich muss mich reinhängen und das kontrollieren, was ich kann. Ich darf keine Energie für Dinge verschwenden, die nicht in meiner Macht stehen. Hier ist es letztendlich sehr einfach: Du musst immer beweisen, dass du dazugehörst. Du musst diesen Hunger ständig aufrechterhalten. Aber ich tue das mehr für mich selbst als für den Trainerstab. Ich will mir selbst beweisen, dass ich dazugehöre.»
Seitdem die Wizards beschlossen haben, sich die Rechte des Youngsters zu sichern, hat sich sein Leben verändert. «In der NBA zu landen, bedeutet, enorm viele neue Dinge zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Zwischen der Summer League und den verschiedenen Trainingslagern habe ich bereits viel gelernt.» Nach dem Turnier in Las Vegas nahm sich George dennoch die Zeit, kurz in die Schweiz zurückzukehren. «Das hat mir gutgetan.»
«Viel Zeit in der Halle»
Das neue, schnelle, aufregende Leben liess ihm jedoch nur wenig Zeit zum Ausruhen. Unterdessen hat er eine Wohnung gefunden, die etwa 15 Minuten von der Capital One Arena entfernt liegt, der Halle mit über 20'000 Plätzen, in der sein Team spielt. «Im Moment verbringe ich viel Zeit in der Trainingshalle», fährt er fort. «Aber ich habe auch Meetings mit einigen Mitarbeitern, die für meine persönliche Betreuung zuständig sein werden.»
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In Washington versteht man keinen Spass, wenn es um junge Talente geht. Nach mehreren komplizierten Jahren befinden sich die Wizards im Wiederaufbau. Bedeutet dies, dass die Ambitionen anders sind als anderswo? «Ich sehe das nicht so», beurteilt George. «Alle Organisationen haben das gleiche Ziel: um den Titel zu spielen. Aber nicht alle befinden sich im selben Stadium des Prozesses.»
Dieser Prozess wurde im Juni mit dem Draft eingeleitet, als Washington neben dem Schweizer auch den Franzosen Alex Sarr (2. Pick) auswählte und den US-Amerikaner Bub Carrington (14. Pick) von den Portland Trail Blazers übernahm. George wurde in der 1. Runde erst später, an 24. Stelle, ausgewählt. Eine Hierarchie zwischen den drei Rookies existiert zwangsläufig in einer Welt, in welcher der Draft-Rang ein vordefiniertes Gehalt gewährt. «Der Trainer wird immer denjenigen spielen lassen, der es verdient hat, auf dem Platz zu stehen», sagt der 20-Jährige. «Das ist der grosse Vorteil, dass ich in einem Team wie diesem bin, das seine jungen Spieler in den Vordergrund stellt.»
Die Tipps von Sefolosha
Während der Vorbereitung hatte er die Gelegenheit, im Madison Square Garden zu spielen, den die New Yorker als die berühmteste Halle der Welt bezeichnen. Es war zwar kein offizielles Match, der Romand war dennoch mehr als beeindruckt. «Es war wirklich unglaublich, aber letztendlich ist es egal, ob es in Boston, Detroit oder ein Heimspiel ist, man muss sich auf das Spiel vorbereiten und es auf die gleiche Weise spielen.»
Während des Trainingslagers bekam Kyshawn George besonderen Besuch von Thabo Sefolosha. Der Schweizer Pionier in der NBA (2006 – 2020) liess es sich nicht nehmen, ihm ein paar Tipps zu geben. «Wenn ein ehemaliger Spieler, der so lange dabei ist, dir helfen will, ist es wichtig, dass du zuhörst. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich von allen lernen kann. Bei ihm gilt das natürlich noch mehr.»
Grosses Debüt in Boston
Er hatte auch Kontakt mit dem zweiten Schweizer, der noch in der NBA aktiv ist, Clint Capela von den Atlanta Hawks. «Wie bei Thabo bin ich beeindruckt, wenn ich sehe, dass er seit über zehn Jahren in dieser Liga spielt. Die durchschnittliche Karriere dauert zwischen drei und vier Jahren. Das zeigt, wie hart sie für ihren Erfolg gearbeitet haben.»
Am Freitag wird George seine NBA-Karriere offiziell lancieren. «Das Wichtigste ist, dass ich meine Rolle in diesem Team finde. Ich muss für das Team spielen, mir aber auch bewusst sein, dass ich meinen eigenen Spielstil habe und diesen in ein System einbauen kann.» Dennoch scheint er dieser Herausforderung gelassen gegenüberzustehen. «Der Punkt, der am schwierigsten sein könnte, ist, wie man eine Saison mit 82 Partien in wenigen Monaten managt. Ich werde eine Routine finden müssen, damit es gut läuft.»
Doch bevor er sich darüber Gedanken macht, drängen sich die Boston Celtics in den Vordergrund, Washingtons Start-Gegner in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Was gibt es Besseres als ein Debüt in einer legendären Halle gegen den amtierenden Meister, um seine Karriere zu starten? «Es ist ein Traum, der wahr wird.»