Gleich zwei Märchen werden wahr. Die Milwaukee Bucks sind nach einem halben Jahrhundert zum zweiten Mal NBA-Champion. Trotz 0:2-Rückstand triumphieren sie im Playoff-Final gegen die Phoenix Suns 4:2.
Der Star beim spektakulären Bucks-Comeback: Giannis Antetokounmpo. Das griechische Ausnahmetalent wird zum MVP der Saison, zum MVP der Playoff-Finals und zum Defensive Player of the Year gewählt.
Vom kränklichen Jungen zum NBA-König
Auch der Aufstieg des 26-Jährigen gleicht einem Märchen. 1994 in Athen geboren, wächst er mit seiner staatenlosen Familie im dortigen Armenviertel Sepolia auf – seine Eltern sind illegal aus Nigeria eingewandert. Als Kind muss er durch die Hölle. Auf der Strasse verkauft er billigen Krams, kämpft gegen Rassismus, hungert häufig. «Mein Vater hat oft auf Essen verzichtet, damit ich und meine drei Geschwister satt wurden», erzählt Antetokounmpo später.
Mit zwölf wird er von Spiros Velliniatis beim Street Basketball entdeckt. «Als ich Giannis spielen sah, war wie vom Blitz getroffen», erinnert sich der Coach. Er bringt Giannis in der Akademie von Filathlitikos Athen unter. Die fünf Kilometer zum Training legt der Schlaks jeden Morgen zu Fuss zurück – ausser, wenn er schon in der Halle übernachtet, um früher trainieren zu können.
Der heutige 2,11-Meter-Brocken wirkt damals wie ein «dünnes, kränkliches Kind». Velliniatis unterstützt ihn in jeder Beziehung: «Wenn Sie Mozart vor sich haben und der hat nichts zu essen, was geben Sie ihm? Die Antwort ist nicht: eine Violine. Die Antwort ist: ein Laib Brot.»
Den Pass erhält er erst als 18-Jähriger
Antetokounmpo erkennt, dass er die Chance seines Lebens erhält. Nie verpasst er ein Training, täglich arbeitet er hart an sich selbst. Dank seinem Fleiss und Talent verdient er bald einige Hundert Euro pro Monat. Geld, mit dem er seine Familie unterstützen kann.
Allmählich werden Scouts auf das staatenlose Talent aufmerksam, das erst mit 18 die griechische Staatsbürgerschaft erhält. Im Juli 2013 schlagen die Milwaukee Bucks zu: Sie draften den hageren Griechen –an 15. Stelle! In den USA schlägt Giannis erst Skepsis entgegen, doch er kämpft sich langsam nach oben. Dereinst will er der beste Basketballer der Welt sein und seine Familie versorgen können, erzählt er später.
Jetzt ist er «The Greek Freak»
Giannis hält Wort. Heute ist er nicht nur ein NBA-Superstar und griechischer Nationalheld. Er besitzt einen Vertrag, der ihm in den nächsten fünf Jahren 228 Millionen Dollar sichert.
Mittlerweile bringt er 110 Kilogramm auf die Waage und besitzt eine Weltklasse-Technik. Dieser explosiven Mischung aus Wucht und Feingefühl verdankt Antetokounmpo nicht nur den Spitznamen «The Greek Freak», sondern Milwaukee auch den ersten Meistertitel seit 1971.
Der junge Kareem Abdul-Jabbar zauberte damals für die Milwaukee Bucks – und stieg auf zum Superstar, der eine NBA-Ära begründete. Eine Karriere, die auch Antetokounmpo zuzutrauen ist. (tim)