Er träumt von der grossen MLB-Karriere
Emotionale Nachricht vom Opa treibt Baseball-Talent Scheffler an

Der Zürcher Dominic Scheffler (18) ist der erste in der Schweiz ausgebildete Baseballer mit einem Profivertrag in der MLB. Auf ihn wartet jetzt sein Traumleben – aber auch ein steiniger Weg.
Publiziert: 10.02.2023 um 19:50 Uhr
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Stolzes neues Reds-Mitglied: Dominic Scheffler posiert nach seiner Vertragsunterschrift.
Foto: Roger Savoldelli
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Marco PescioReporter Sport

Als sich schon vor einigen Monaten abzeichnet, dass dieser Karriereschritt Tatsache wird, fliessen bei Dominic Scheffler die Freudentränen. Die USA rufen. Und damit sein grosser Traum. Der 18-jährige Zürcher darf seine Unterschrift unter einen Profivertrag bei den Cincinnati Reds setzen. Er realisiert sofort: Die erste, riesige Hürde auf dem Weg in die Major League Baseball (MLB) ist damit genommen.

Es ist ein historischer Schritt: Scheffler ist der erste in der Schweiz ausgebildete Baseballer mit einem Profivertrag in Nordamerikas Top-Liga. «Ich bin unglaublich stolz», sagt er, fügt aber direkt an: «Es ist auch eine enorme Verantwortung. Ich bekomme hier die Möglichkeit, den Schweizer Baseball nach vorne zu bringen.»

Scheffler weiss: Geschenkt wird ihm in den Vereinigten Staaten nichts. Er muss ganz unten anfangen. Nicht etwa im MLB-Team der Reds oder im Farmteam, sondern in der Arizona Complex League, einer Junioren-Liga im Bundesstaat Arizona. «Das wird ein langer, harter Weg. Aber ich möchte mich diese Leiter hinaufkämpfen», so Scheffler.

Major League Baseball

Die MLB hat denselben Stellenwert wie die nordamerikanischen Pendants in Basketball (NBA), American Football (NFL) und Eishockey (NHL): Sie gilt als die weltweit in ihrer Sportart beste Profiliga. Sie wird zusammengesetzt aus der National League und der American League, die jedes Jahr nach den Playoffs im Final (World Series) einen Champion küren. Mit rund 70 Millionen Zuschauern pro Saison ist die MLB die meistbesuchte Sportliga der Welt. Rekordmeister sind die New York Yankees mit 27 Titeln. 2022 triumphierten die Houston Astros. Im Gegensatz zu den anderen drei Ligen verfügt die MLB über ein abgestuftes Minor-League-System. Scheffler wird seine ersten Würfe in der Rookie-League machen, danach müsste er sich durch vier weitere Ligen (A, A+, AA, AAA) hochackern, ehe der ersehnte Sprung in die Major-League wartet.

Die MLB hat denselben Stellenwert wie die nordamerikanischen Pendants in Basketball (NBA), American Football (NFL) und Eishockey (NHL): Sie gilt als die weltweit in ihrer Sportart beste Profiliga. Sie wird zusammengesetzt aus der National League und der American League, die jedes Jahr nach den Playoffs im Final (World Series) einen Champion küren. Mit rund 70 Millionen Zuschauern pro Saison ist die MLB die meistbesuchte Sportliga der Welt. Rekordmeister sind die New York Yankees mit 27 Titeln. 2022 triumphierten die Houston Astros. Im Gegensatz zu den anderen drei Ligen verfügt die MLB über ein abgestuftes Minor-League-System. Scheffler wird seine ersten Würfe in der Rookie-League machen, danach müsste er sich durch vier weitere Ligen (A, A+, AA, AAA) hochackern, ehe der ersehnte Sprung in die Major-League wartet.

Wie man sich durchsetzt, hat der Pitcher früh geübt. Weil sein Vater jobbedingt nach Australien musste, lebte Scheffler während eines Jahres Down Under, steckte sich dort mit dem Baseball-Fieber an. Zurück in der Schweiz war er damit ein Exot in einer absoluten Randsportart.

Doch das junge Talent spielte sich schnell hoch. Von den Rümlang Kobras über die Zürich Barracudas gings nach Japan für ein Auslandjahr, in dem er nahe Tokio an seinen Skills schliff. Heute gehört er der Baseball Academy in Regensburg an – und macht dort bis im Sommer noch sein Abitur fertig. Seine Leistungen in Bayern und in den Schweizer Nachwuchs-Nationalteams blieben nicht unbemerkt, rasch machten seine Werte und so manches Video die Runde. Vor allem der bis zu 94 Meilen pro Stunde (rund 150 km/h) schnelle Fastball des 1,93 Meter grossen Pitchers überzeugte die Scouts. Und natürlich der Fakt, dass er als Linkshänder weniger berechenbar ist als seine rechtshändigen Kollegen.

«Jetzt ist ein Platz frei im Schweizer Sport»

Dass er auf direktem Weg einen Profivertrag bekommen würde, hat Scheffler dann aber doch überrascht: «Ein unbeschreibliches Gefühl. Ich hatte danach lange Mühe mit Einschlafen.» Auch sein Grossvater habe emotional reagiert – und sich in einer Glückwunsch-Nachricht auf den Rücktritt von Roger Federer bezogen. «Es hat mich sehr berührt, als er mir schrieb: Jetzt ist ein Platz frei im Schweizer Sport. Für dich.»

Scheffler ist nach seiner Unterschrift für sieben Jahre an Cincinnati gebunden. Sein Ziel ist es, deutlich früher den Sprung ins MLB-Team zu schaffen. Vor ihm spielte vor über 100 Jahren bereits der in die USA ausgewanderte Berner Otto Hess in der MLB. Daneben gibts noch Noah Williamson (22/Miami Marlins), der schweizerisch-amerikanischer Doppelbürger ist, aber in Kalifornien und Nevada aufwuchs und deshalb ebenfalls nicht in der Schweiz ausgebildet wurde.

Scheffler hat in diesem Sinne Pionier-Status inne – und sagt auch deshalb: «Diese Chance möchte ich unbedingt nutzen.»

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