Der Job ist so hart wie spektakulär. Wer in der National Football League (NFL) als Running Back aufläuft, lässt mit aufregenden Alleingängen Herzen höher schlagen, sorgt mit Touchdowns für Begeisterungsstürme – und muss bei jedem Spielzug einstecken, wenn die gegnerischen Verteidiger ihn per Tackling zu Boden ringen. Nicht ohne.
Der Lohn dafür: Ruhm, Ehre und ein Haufen Geld. So war es zumindest einmal. Doch im Jahr 2023 hat es der Running Back nicht leicht. Während die alten Kämpen, von Jim Brown (1936–2023) über Barry Sanders (55) bis zu LaDainian Tomlinson (44) in jeder Beziehung wie die Crème de la Crème ihrer Zunft behandelt wurden, muss sich die neue Generation mit Brosamen zufriedengeben.
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Mit Josh Jacobs (25, 12 Touchdowns in der letzten Saison), Saquon Barkley (26, 10) und Tony Pollard (26, 12) warten gerade drei Stars auf eine ihrem Status angemessene Entlöhnung.
Die drei bekamen den Franchise Tag, einen Einjahresvertrag über etwas mehr als zehn Millionen Dollar angeboten, von ihren Teams aus Las Vegas, New York und Dallas. Langfristige Job-Sicherheit? Fehlanzeige. Und so dachten die drei sogar laut über einen Streik nach.
Die Running Backs verdienen immer weniger
Die Kollegen wissen sie dabei auf ihrer Seite. «Das ist kriminell», schimpft Superstar Christian McCaffrey (27) von den San Francisco 49ers. «Wenn das so ist, streicht die Position doch einfach», meint Derrick Henry (29), ein altes Running-Back-Schlachtross. «Die Spieler arbeiten hart und geben alles für ihr Team und dann interessiert es einfach nicht. Ich bin an der Seite von jedem, der für sein Recht kämpft.»
Was McCaffrey und Henry meinen: Zehn Millionen klingen nach viel – aber während auf allen anderen Positionen die Bezahlung in der boomenden NFL (die Gehaltsobergrenze wurde zur neuen Saison gerade um acht Prozent auf 224,8 Mio. erhöht) steigt, sinken bei den Top-Backs die Durchschnittslöhne.
Das Problem der Ballträger: Weil sie dauernd in harte Zweikämpfe verwickelt sind, ist die Verletzungsgefahr sehr hoch. Wer als Running Back die vier Jahre seines Rookie-Vertrags hinter sich hat, läuft Gefahr, schon bald am Ende der Karriere anzukommen. Dafür will kaum mehr ein Team gross Geld ausgeben.
Die Quarterbacks kassieren weiter ab
Unterdessen wird auf anderen Positionen kräftig abkassiert: Chargers-Quarterback Justin Herbert (25) verdient neu bis zu 52 Millionen im Jahr.
Barkley, Pollard und Jacobs werden es registriert haben. Die ersten beiden haben sich nun in ihr Schicksal gefügt und ihren Einjahresvertrag unterschrieben. Jacobs nicht. Er denkt immer noch über einen Streik nach. Die ersten Tage der Saisonvorbereitung hat er bereits verpasst.