Es waren bange Momente, als am Donnerstag Miami-Dolphins-Quarterback Tua Tagovailoa in der Partie gegen die Cincinnati Bengals nach einem harten Tackling mit dem Kopf auf dem Boden aufschlägt. Der 24-Jährige blieb mit verkrampften Fingern regungslos liegen.
Rund zehn Minuten wurde der Spielmacher behandelt, bis er anschliessend mit der Trage vom Feld gebracht und ins Spital überführt werden konnte. Glücklicherweise wurde er nur wenige Stunden später wieder entlassen und konnte die Heimreise mit seinem Team antreten. Ob der Athlet allerdings Langzeitschäden davonträgt, wird sich zeigen.
Der Fall sorgt in der amerikanischen Football-Liga NFL für viel Zündstoff: Denn Tagovailoa zog sich bereits vier Tage zuvor in der Partie gegen die Buffalo Bills eine heftige Kopfverletzung zu und konnte das Feld nur mithilfe seiner Mitspieler verlassen. Zur Überraschung vieler kehrte der Quarterback nach einer Untersuchung durch einen scheinbar unabhängigen Neurologen nur wenige Minuten später wieder ins Spiel zurück. Dass er am Donnerstag überhaupt spielen durfte, sorgte in der Liga für viel Empörung.
Neurologe muss seinen Platz räumen
Die NFLPA, die Spieler-Gewerkschaft der amerikanischen Football-Liga, leitete darauf Untersuchungen gegen das Verhalten der Ärzte ein. Diese hat nun Konsequenzen. Wie «ESPN» berichtet, ist der Neurologe, der Tagovailoa die Freigabe für das Spiel gegen Cincinnati erteilt hat, gefeuert worden. Ob und welche Folgen es für das medizinische Team der Dolphins gibt, ist noch unklar.
Die Ermittlungen haben ergeben, dass der medizinische Berater «mehrere Fehler» bei seiner Untersuchung gemacht hat. Die NFLPA hat schliesslich von ihrem Recht Gebrauch gemacht, den in den Fokus der Kritik geratenen Neurologen zu entlassen.
NFL kündigt Reform an
Der Fall Tagovailoa soll weitere Folgen haben. Wie die NFLPA und die NFL gemeinsam ankündigen, soll das Protokoll zur Handhabung von Gehirnerschütterungen überarbeitet werden. Ausserdem soll eine «schwerwiegende motorische Instabilität» in jedem Fall eine Auszeit zur Folge haben, nicht nur bei Kopfverletzungen.
Dadurch sollen Schlupflöcher geschlossen werden, welche unter anderem Tagovailoa die schnelle Rückkehr aufs Feld ermöglicht haben. Als offizieller Grund für seinen fraglichen Status war von den Dolphins eine Rücken- anstelle einer Kopfverletzung angegeben worden. (mab)