Forscher beziehen Roboterfinger mit menschlicher Haut
Gruselige Technologieneuheit aus Japan

Japanischen Forschern ist es zum ersten Mal gelungen einen robotischen Finger mit einer im Labor gezüchteten lebendigen Haut zu überziehen.
Publiziert: 12.06.2022 um 12:12 Uhr
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Forschern der Universität Tokio ist es erstmals gelungen, lebende Haut auf den Finger eines Roboters zu transplantieren.
Dominik Mate

Forschern der Universität Tokio ist es erstmals gelungen, lebende Haut auf den Finger eines Roboters zu transplantieren. Der organische Überzug besteht aus gezüchteten menschlichen Hautzellen und kann sogar kleine Verletzungen von sich aus heilen.

Wie beim menschlichen Original ist auch die Hautschicht aus dem Labor wasserabweisend und bildet Falten, sobald sich der «Finger» krümmt: «Unser Ziel ist es, Roboter zu entwickeln, die wirklich menschenähnlich sind», sagt Studienleiter Shoji Takeuchi.

Roboter sollen Menschen gleichen

Die Idee, Roboter so human wie möglich erscheinen zu lassen, klingt nach Frankensteins Monster, ist aber ein wichtiges Ziel der Forscher: Robotern menschliche Qualitäten zu verleihen, bedeutet nicht nur, sie zugänglicher zu machen – es könnte ihnen auch dabei helfen, Aufgaben sicherer und effizienter auszuführen. So formuliert es zumindest Nicole Robinson, die sich an der australischen Monash University auf Roboter-Mensch-Interaktion spezialisiert hat. Demnach ist es wahrscheinlicher, dass ein Roboter mit menschenähnlicher Hand beim Aufheben eines Objekts, das für Menschen entworfen wurde – etwa einer Kaffeetasse – effektiver arbeitet.

Künstliche Haut entwickelt

Um humanoide Haut von Grund auf neu zu züchten, stützten sich Professor Takeuchi und sein Team auf zwei Schlüsselkomponenten der Dermis, der mittleren Schicht unserer Haut: das sogenannte Kollagen und dermale Fibroblasten. Als das Team den noch nackten Roboterfinger in eine Lösung tauchte, die diese Komponenten enthielt, wickelte sich die Flüssigkeit wie eine Frischhaltefolie um den Finger und bildete eine Dermis-ähnliche Schicht.

Anwendungen nicht nur im Bereich der Robotik

Der aufregendste Teil der Ergebnisse dürften aber ihre Anwendungen in Bereichen jenseits der Robotik sein, von der Entwicklung realistischer Prothesen bis zur Behandlung von Verbrennungsopfern.

Der ultimative Traum wäre es jedoch, eine Roboterhaut mit sensorischen Neuronen, Haarfollikeln, Nägeln und Schweissdrüsen zu erschaffen.

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