Auf einen Blick
- Strassenstrich an der Langstrasse soll legalisiert werden
- Legalisierung soll Gewaltprävention und Gesundheitsvorsorge verbessern
- Entscheidung mit 88 Ja- zu 20 Nein-Stimmen im Gemeinderat
Der bisher illegale Strassenstrich an der Zürcher Langstrasse soll legalisiert werden. Dies hat der Gemeinderat am Mittwoch entschieden und mit 88 Ja- zu 20 Nein-Stimmen einen Vorstoss von SP, Mitte, EVP, AL und Grünen überwiesen. Legalität sei für die Frauen besser, so die Mehrheit.
Dass an der Langstrasse angeschafft werde, sei nun mal ein Fakt, sagte Anna Graff (SP). «Den muss man akzeptieren.» Weil der Strassenstrich aber nicht legal sei, habe dies für die Frauen negative Folgen. Sie müssten abseits der Strasse Kontakt zu den Freiern aufnehmen, was gefährlicher sei als direkt an der Strasse.
«Die Realität ist, wie sie ist»
Auch Gewaltprävention und Gesundheitsvorsorge sei bei einem illegalen Strich schwieriger. «Und nicht zuletzt werden Polizeiressourcen vergeudet, weil die Frauen ständig angezeigt und bestraft werden», so Graff.
Diese Ansicht teilte eine Mehrheit im Rat. Auch die FDP kam zum Schluss, dass «die Realität ist, wie sie ist». Wichtig war ihr aber, dass die Bedürfnisse im Quartier berücksichtigt werden. Auch die Erfahrungen mit dem früheren Strassenstrich am Sihlquai und dem Strichplatz in Altstetten müssten einbezogen werden.
Werden Frauen auf dem Strassenstrich ausgebeutet?
Der GLP betonte, dass gleichzeitig mit der Legalisierung des Strassenstrichs die Schutzmassnahmen und Ausstiegsangebote verstärkt werden müssten. «Liberalisierung Ja, aber es braucht Unterstützung», sagte Serap Kahriman. Man könne nicht so tun, als sei das ein normaler Job. Ein Grossteil der Frauen werde ausgebeutet.
Die Grünen waren sich innerhalb der Fraktion nicht einig, ob sie einen legalen Strassenstrich an der Langstrasse unterstützen oder nicht. Während einige von ihnen schlicht «die Realität anerkennen» wollten und Ja stimmten, war Markus Knauss dagegen.
SVP-Fraktion stimmt geschlossen dagegen
«Mit einer Langstrasse, die offiziell als Strassenstrich gilt, kommen doch noch mehr unangenehme Männer», sagte er. Dies führe dazu, dass Passantinnen zum Freiwild und die Quartierbewohner noch mehr belastet würden.
Geschlossen dagegen stimmte einzig die SVP-Fraktion. «Etwas Illegales will man jetzt legal machen», sagte Stephan Iten. Dann könne man ja gleich eine legale Drogenkonsum-Zone einführen. Denn Drogen würden ja auch ohnehin konsumiert.
Iten gab zu bedenken, dass der Strassenstrich am Sihlquai aufgelöst wurde, weil die Zustände unhaltbar gewesen seien. «Mir tun die Frauen leid, die bei einem Wetter wie heute knapp bekleidet draussen rumstehen müssen», sagte er.