Der bevorstehende Sommer wird nass und kalt – zumindest wenn der Zürcher Sechseläuten-Böögg recht behält. Erst nach 57 Minuten ist am Montag sein Kopf explodiert. So lange hatte der Böögg in seiner Geschichte noch nie.
Der Böögg-Rekord aus dem Jahr 2016 wurde somit eingestellt. Damals dauerte es 43 Minuten und 34 Sekunden, ehe der Kopf explodierte. Auch im vergangenen Jahr dauerte es mit 37 Minuten und 59 Sekunden ziemlich lange. Der Sommer wurde dann bekanntlich trotzdem heiss und viel zu trocken. Zum Vergleich: Im Jahr 1968 dauerte es gemäss offizieller Messung nur gerade 5 Minuten, ehe der Böögg explodierte.
Jede Menge Reiter
Schuld am «Negativrekord-Bögg» war das Wetter: Am Morgen hatte es noch in den Holzstoss geregnet. Der Nachmittag war zwar frühlingshaft sonnig, das Holz aber nach wie vor nass. Nachträglich Anzündflüssigkeit hineinzuschütten, kam für die Verantwortlichen aus Sicherheitsgründen aber nicht infrage. Es bleibt zu hoffen, dass der Böögg einmal mehr mit seiner Prognose danebenliegt.
Zuvor zogen die Zünfte durch die Zürcher Innenstadt. Erwartet wurden rund 3500 Zünfter in farbigen Kostümen, Trachten und Uniformen, über 350 Reiter, rund 50 von Pferden gezogene Wagen und gegen 30 Musikkorps. Sie zogen über Bahnhofstrasse und Limmatquai zum Sechseläutenplatz.
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Hellebarde statt Besen
Zehntausende Besucher wurden für den Grossanlass in der Stadt erwartet. Auch zahlreiche Prominente nahmen am Umzug teil. Unter anderem waren die Bundesrätinnen Viola Amherd (60) und Elisabeth Baume-Schneider (59) vor Ort. Auch Alt Bundesrat Ueli Maurer (72) war eingeladen.
Gastkanton war dieses Jahr der Kanton Schwyz. Eine Delegation aus dem Urkanton marschierte mit. Am Montagmorgen wurde bei der Errichtung des Bööggs auf dem Sechseläutenplatz zudem ein lang gehütetes Geheimnis gelüftet. So hatte der Schneemann dieses Jahr keinen Besen in der Hand, sondern trägt eine Hellebarde mit dem Wappen des Kantons Schwyz. Dass der Böögg für einen Gastkanton so prominent verändert wird, ist äusserst selten.
Ist das Sechseläuten sexistisch?
Nicht alle konnten sich aber über den Anlass freuen. Juso-Aktivistinnen und -Aktivisten reihten sich mit einem Transparent mit dem Aufdruck «Sächsilüüte hätt usglüüte» in den Umzug ein. Sie forderten «die Abschaffung des Sechseläutens».
Der Anlass ist ihrer Meinung nach elitär, weil nur ein erlauchter Kreis mitmachen darf, sexistisch, weil Frauen nicht in den Zünften aufgenommen werden, und rassistisch. Letzteres wegen der braun angemalten Gesichter der Kämbel-Zunft. (nad/zis/SDA)