Beim Sechseläuten-Umzug ist stets viel Wirtschafts-Prominenz zugegen. Schliesslich will sich die Zürcher Bourgeoisie dem Gemeinvolk zeigen, das ihr vom Strassenrand aus gerne Blumen zuwirft. Doch jene, die den Volkszorn auf sich gezogen haben, dürften einem Bad in der Menge eher skeptisch entgegensehen.
So auch die obersten Etagen der Credit Suisse. Deren Top-Banker sind teilweise auch Mitglieder in einer der Zürcher Zünfte. Bei der Zunft zur Meisen beispielsweise sind die früheren CS-Topshots Walter Kielholz und Urs Rohner Mitglied. Beide mussten im Zusammenhang mit dem CS-Untergang allerhand Kritik einstecken und scheuen selber derzeit das Licht der Öffentlichkeit. Einem Bericht von «Inside Paradeplatz» zufolge sollen beide bei den anderen Zunftmitgliedern in Ungnade gefallen sein. Zunftmeister Gustav von Schulthess möchte das Thema verständlicherweise nicht öffentlich diskutieren.
Vor wenigen Wochen hatte von Schulthess gegenüber «20 Minuten» aber bekräftigt, dass ein Zunftmitglied aufgrund von Negativschlagzeilen nicht infrage gestellt werde. «Handlungsbedarf» wie beispielsweise ein Ausschluss aus der Zunft bestehe erst, wenn gravierende Verfehlungen gerichtlich festgestellt wurden.
Letzteres trifft bei Kielholz oder Rohner nicht zu. Ob das Tischtuch innerhalb der Zunft tatsächlich zerschnitten ist, ist fraglich. Dennoch ist nicht anzunehmen, dass sich die beiden früheren Topbanker am Fest-Umzug zeigen werden. Zu gross ist das Risiko, von der Menge statt mit Rosen mit Beschimpfungen bedacht zu werden.